Oststeinbek. Nach dem großen Erfolg, den die Gemeinde der Ev.-Luth. Auferstehungskirche Oststeinbek mit ihrem Musical „Verschleppt nach Babylon“ feierte, kann sich das Publikum auf eine neue Produktion freuen. „Josef“ lautet der schlichte Titel des Musiktheaterstücks, das eine Gruppe aus engagierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen am Sonnabend und Sonntag, 18./19. Juni, in der Kirche zur Aufführung bringt.
Bei Gemeindepädagogin Ines Hombach, die auch die Kinder- und Jugendtage leitet, laufen die Fäden des Projektes zusammen. Die Altersspanne der Darsteller, Sänger und Musiker reiche von sechs bis 63 Jahre, so Hombach. Seit Aufführung des ersten Musicals „Das Vier-Farben-Land“ anlässlich des 50. Geburtstags der Auferstehungskirche verfüge die Gemeinde über den Luxus einer eigenen Band, die sich unter dem Namen „farbtöne“ zusammengefunden habe.
Musiker schrieben weitere Stimmen dazu
Gesangspädagogin Griseldis Klein, die mit dem Chor und den Solisten die Gesangsstücke einstudiert, lobt die Band in den höchsten Tönen. Sie sagt: „Durch sie haben wir ein gutes Gerüst, auf das man sich stützen kann.“ Die Musiker seien sehr zuverlässig und spielten die Stücke sehr professionell und sicher. „Damit steht schon einmal eine Ebene, um die man sich keine Gedanken machen muss, dass alles läuft.“ Ines Hombach ergänzt: „Wir haben die Rechte des Stücks zwar von einem Verlag gekauft, die Musiker mussten aber noch ein paar eigene Stimmen schreiben.“
Chor und Band proben zunächst getrennt. So viel Zeit wie bei den vorhergehenden Produktionen bleibt den Akteuren diesmal jedoch nicht. „Die erste volle Probe hatten wir im März, eigentlich war sie für Januar geplant“, berichtet Klein. „Durch Corona proben wir verkürzt, daher haben wir zusätzliche Termine angesetzt.“ Auch die sechs Solisten wollen ausgebildet werden, für sie gibt die Gesangspädagogin Einzelunterricht.
Familie überzeugt Sohn, Rolle zu spielen
Zu den Solisten gehört das Geschwisterpaar Sarah (13) und Linus (12) Wode. Sarah hat gleich zwei Rollen übernommen, spielt eine Dolmetscherin und die Assistentin von Josef, den Linus mimt. Dass er die Hauptrolle spielen würde, kam für den Zwölfjährigen einigermaßen überraschend. Er sagt: „Ines hat mich gefragt, ob ich Josef spielen will.“ Erst habe er gezögert, doch die Familie habe sich gewünscht, dass er die Rolle übernehme, „weil ich so schön singe“.
Dass Linus zuvor nur Instrumental-, aber keinen Gesangsunterricht gehabt hat, scheint kein Hindernis für den frischgebackenen Solisten zu sein. „Der Gesang fällt mir relativ leicht“, sagt er. „Man muss nur ab und zu auf die Pausen achten und immer mal wieder unter der Woche ein bisschen proben.“ Zum Üben haben die Solisten eine CD mit der Musik bekommen. Zwei Solostücke bringt er zu Gehör, Sarah eines. Zum Inhalt des Stückes meinen beide: „Es ist ganz spannend.“
Neid kann zu schlimmen Taten verführen
Ines Hombach, die zusammen mit Volker Kasch für das Schauspiel zuständig ist, geht etwas mehr ins Detail. Sie sagt: „Josef ist der Lieblingssohn seines Vaters, er wird bevorzugt und bekommt ein schönes Gewand zum Geburtstag.“ Das rufe bei seinen Brüdern Neid hervor. Als er diesen mit einem Traum angibt, bei dem sich diese Sonderrolle verdeutlicht, bringt er damit das Fass zum Überlaufen.
Seine Brüder hecken einen perfiden Plan aus: Sie beschließen ihn nach Ägypten zu bringen und als Sklaven zu verkaufen. Damit niemand davon erfährt, täuschen sie Josefs Tod vor. Hombach: „Sie tauchen dazu sein Gewand in Blut.“ Und bringen es dem Vater zum Beweis. Josef kommt als Sklave an den Hof des Potifar, dessen Frau sich in ihn verliebt. Weil er sie abweist, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Eine heikle Szene für ein Stück, in dem Kinder mitspielen.
Josef nutzt seine Gabe, Träume zu deuten
Die Lösung beschreibt Ines Hombach so: „Ich habe dem Mädchen, das die Frau von Potifar spielt, überlassen, wie sie den Text gestalten möchte. Sie hat entschieden, dass sie das Geschehen nicht so explizit singen will.“ Laut Klein sei es für die Jüngsten in der Gruppe ohnehin nur erforderlich zu verstehen, dass Josef durch Potifars Frau unverschuldet in Bedrängnis komme. Sie sagt: „Die Erwachsenen wissen sowieso, um was es in der Szene geht.“
Josef landet im Gefängnis. Durch seine Gabe, Träume zu deuten, erweckt er das Interesse des Pharaos. Der leidet unter furchtbaren Träumen und lässt Josef kommen, um deren Bedeutung zu erfahren. Josef prophezeit, dass nach sieben fetten Jahren eine Zeit der Not auf das Land zukomme und lässt Vorräte anlegen. An der Stelle kommen seine Brüder erneut ins Spiel, die nach Ägypten gereist sind, um Getreide zu kaufen.
Immer wieder tut sich eine neue Tür auf
„Die Menschen begehen böse Taten, aber Gott macht alles gut“, sagt Ines Hombach. Was ihr so an dem Musical gefalle, sei, dass sich immer wieder eine Tür öffne und dann etwas Neues, Gutes passiere.
Die Proben seien auf einem guten Weg, sie habe das Gefühl, „jetzt passt es so langsam“. Die Zusammenarbeit mit Volker Kasch klappe gut, bei den Proben seien immer beide anwesend. „Jeder hat so seine Ideen. Wo es langgeht, entscheiden wir zusammen.“ Griseldis Klein ist überzeugt: „Wir schaffen das.“ Sie sei vom Musikalischen her zufrieden. „Auch von den Solisten sind alle gut vorbereitet.“
Unter Mitwirkenden sind viele Familien
Einsingen und Lockerungsübungen sorgten dafür, dass die Chormitglieder „ein bisschen mehr aus sich herauskommen“. Bei Linus Wode sieht sie da kein Problem. „Der ist vom Typ her ein Schauspieler, Linus geht nach vorne.“ Hombach erzählt, dass unter den Mitwirkenden viele Kleinfamilien seien. Die Mutter von Sarah und Linus beispielsweise, die als Erzählerin fungiert. Oder die Väter, die in der Band mitspielen.
Einziger Wermutstropfen: Für Solisten gibt es keinen Ersatz. „Da gehen wir auf volles Risiko“, gibt Klein zu. Bei den letzten Proben musste Ines Hombach aufgrund von Ausfällen durch Corona allein bei fünf Rollen einspringen. Das lässt zumindest hoffen, dass alle Mitspieler bis zur Aufführung damit durch sind.
Musical Sa 18.6., 18.00, So 19.6., 16.00., Auferstehungskirche, Stormarnstraße 1, Karte 2,– im Kirchenbüro, geöffnet Mo–Fr 8.00–12.00, Do auch 17.30–19.30, und an der Abendkasse
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