Hamburg/Reinbek. Reinbeker (75) sollte 40.000 Euro vor dem Landgericht Hamburg übergeben. Kripo fahndet nun mit Foto nach einem Täter.

Die Masche der Tickbetrüger ist perfide: Die geben sich als Polizisten, Staatsanwälte oder Richter aus und versetzten insbesondere ältere Menschen in eine Schocksituation. Ihr Ziel: das Ersparte ihrer Opfer.

Vor einem Monat ist ein 75 Jahre alter Reinbeker Opfer sogenannter falscher Polizisten geworden. Der Senior hatte am 28. Oktober einen Anruf von einem vermeintlichen Polizisten bekommen. Dieser gaukelte dem Reinbeker nach Angaben der echten Ermittler vor, dass seine Stieftochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. Nach dieser Schocknachricht stellte der falsche Beamte den 75-Jährigen zunächst an eine Frau durch, die sich als Staatsanwältin vorstellte, diese leitete den Anruf letztlich an einen angeblichen Amtsrichter weiter.

Polizei fahndet nach Betrug mit Foto nach Verdächtigem

Die Kriminellen forderten den Senior dazu auf, für seine Stieftochter, die festgenommen worden sei, eine Kaution in Höhe von 40.000 Euro zu zahlen. Den Betrag sollte das Opfer von seinem Bankkonto abheben und vor dem Gebäude des Landgerichts Hamburg am Dammtorwall einem Gerichtsdiener übergeben.

Der Reinbeker konnte nach Angaben der Polizei nur einen Bruchteil der Summe aufbringen und übergab am Nachmittag des 28. Oktober gegen 17 Uhr einen Betrag im unteren fünfstelligen Bereich an einen der Trickbetrüger. Bei dem Treffen vor dem Landgericht wurde der Kriminelle fotografiert. Nun fragen die Ermittler: Wer kennt den Mann auf dem Foto? Er wird als etwa 50 Jahre alt und 1,74 Meter groß beschrieben. Auf dem Bild trägt er eine blaue Jacke und Hose sowie eine Brille. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Reinbek unter der Telefonnummer 040/72 77 07 20 entgegen.

Polizeisprecherin: Deutsches Rechtssystem sieht keine Kaution vor

Die Masche eines angeblich festgenommenen Angehörigen wird, neben dem Enkeltrick, immer wieder von kriminellen Banden angewendet, um Geld von Senioren zu erbeuten. „Dabei wird der Schockmoment, den die Opfer erleben, ausgenutzt“, sagt Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. Fischer betont, dass es in Deutschland keine Instrumente wie eine Kaution gibt.

„Das deutsche Rechtssystem sieht keine Kautionszahlungen für die Aussetzung von Haftstrafen vor“, sagt sie. Bei Verkehrsunfällen mit Todesfolge komme es zu keinen sofortigen Inhaftierungen. Die Sprecherin appelliert: „Bitte erkundigen Sie sich bei dem Polizeinotruf 110 oder Ihrer örtlichen Polizeidienststelle, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt.“