Oldesloer Klinikchef Philip Wettengel: 2001 an Asklepios verkauftes Grundstück jetzt zurückzufordern ist unredlich

Bad Oldesloe. Im Grundstücks-Streit zwischen der Stormarner Kreisverwaltung und der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe (wir berichteten) zeigt sich der Krankenhaus-Geschäftsführer Philip Wettengel im Interview mit dem Hamburger Abendblatt irritiert über das Vorgehen des Kreises. Gegenstand der Debatte ist das Grundstück, auf dem sich das leerstehende Gebäude der ehemaligen Krankenpflegeschule und des Schwesternwohnheims befindet: Kreisbaudirektor Klaus Kucinski fordert die Rückübertragung des Grundstücks an den Kreis, weil die Nutzung inzwischen nicht mehr absprachegemäß sei. Laut einer Klausel im Klinik-Kaufvertrag sei nur eine Nutzung als Krankenpflegeschule erlaubt. Bei Asklepios sehen die Verantwortlichen das ganz anders.

Hamburger Abendblatt:

Herr Wettengel, was sagen Sie dazu, dass der Kreis erwägt, die Rückübertragung des Grundstücks vor Gericht einzuklagen?

Philip Wettengel:

Das macht mich wirklich fassungslos. Ich bin vor gut einem Jahr hierher gekommen, um das Krankenhaus zu modernisieren. Nicht, um mich um Grundstücke zu kümmern und im Kleinkrieg mit der Kreispolitik zu befinden. Die bundespolitischen Rahmenbedingungen sind für kleine Krankenhäuser nicht einfach. Bei einem Haus unserer Größe müssen wir auch auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren können. Nur wenn ein Standort wachsen kann, ist er zukunftsfähig. Derzeit werden mehr als 15 Millionen Euro allein ins Gebäude investiert. Zusätzlich fließt jedes Jahr ein Millionenbetrag in die Medizintechnik. Ich bin mehr als irritiert darüber, dass die Kreispolitik uns solche Knüppel zwischen die Beine wirft.

Sie sind also auf das Grundstück der ehemaligen Krankenpflegeschule angewiesen, um im Wettbewerb mit anderen Krankenhäusern zu bestehen?

Wettengel:

Ich kenne Standorte im Konzern, an denen solche Entwicklungsflächen nicht mehr da sind. Diesen Fehler wollen wir hier nicht begehen – dass wir in fünf oder zehn Jahren keine Möglichkeit haben, beispielsweise eine Tagesklinik zu bauen. Das ginge dann zu Lasten der medizinischen Versorgung und unserer Attraktivität, die Patienten gingen vielleicht woandershin. Irgendwann wäre man als Krankenhaus so klein, dass man nicht mehr überleben kann.

Was passiert dann mit dem Gebäude der ehemaligen Krankenpflegeschule?

Wettengel:

Das hängt davon ab, in welchem Umfang man es nutzt. Sanieren halte ich für unwahrscheinlich, weil die Gebäudestruktur sehr renovierungsbedürftig ist. Es spricht vieles dafür, neu zu bauen. Im Moment, während der Sanierungsarbeiten, nutzen wir das Gebäude als Lager für Möbel. Weitere Expansionspläne für die Zeit nach der laufenden Sanierung werden wir aber erst einmal auf Eis legen – solange nicht klar ist, dass uns die Flächen für Expansion zur Verfügung stehen und der Kreis sie uns nicht wegnimmt.

Klarheit bekämen Sie, falls der Kreis sich zu einer Klage entschließt.

Wettengel:

Das ist am Ende die Entscheidung des Kreises. Ich finde es schon befremdlich und auch ein Stück weit geschäftsschädigend, dass wir jetzt mit der Schlagzeile „Kreis fordert das Grundstück zurück“ in der Presse vertreten sind. Anstatt mit der Verbesserung der medizinischen Versorgung, die wir hier nach Stormarn gebracht haben. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass Angestellte des Kreises sagen, im Grundbuch stehe, wir hätten die Verpflichtung, hier eine Krankenpflegeschule zu betreiben. Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Es gibt nur die Verpflichtung, auf dem Grundstück Tätigkeiten zu unterlassen, die nicht im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Krankenhauses oder einer Krankenpflegeschule in Verbindung stehen. Wir dürfen da zum Beispiel keine Luxuswohnungen drauf bauen, wie es der Kreis scheinbar vorhat.

Der Kreis will dort Wohnungen bauen?

Wettengel:

Ich muss davon ausgehen, dass Wohnbebauung geplant ist, nach allem, was man so hört. Etwas anderes wäre für mich auch nicht plausibel. Die Grundstücksgeschäfte scheinen dem Kreis wichtiger zu sein als die Gesundheitsversorgung. Das kann ich nicht verstehen, wir sind ja einer der großen Arbeitgeber im Kreis. Und wir stellen die medizinische Gesundheitsversorgung sicher. Anstatt uns in dieser Rolle zu unterstützen, sollen uns jetzt Grundstücke weggenommen werden.

Wie erklären Sie sich, dass Herr Kucinski die entsprechenden Klauseln im Kaufvertrag anders auslegt als Sie?

Wettengel:

Ich bin von dem ganzen Thema auch mehr als überrascht worden. Unsere Juristen sagen, ich könne einer Klage gelassen entgegensehen. Ich kann mich da nur wiederholen: Es ist befremdlich, wenn man sich mit seinem Kreis vor Gericht wiedersieht, um darum zu kämpfen, dass man sein Grundstück behalten darf.

Wie erklären Sie sich das Verhalten des Kreises?

Wettengel:

Ich verstehe es nicht. Ich weiß nicht, was momentan hier abläuft. Es hat angefangen mit der Rettungswache, deren Neubau der Kreis jetzt ins Industriegebiet verlegt hat. Auch damit schwächt er den Krankenhausstandort. Die offizielle Begründung für den neuen Standort ist, dass das Grundstück, auf dem der Neubau entsteht, dem Kreis gehört. Das heißt, es entstehen keine Grunderwerbskosten.

Im Gegensatz zum jetzigen Standort. Denn für die Erweiterung der bisherigen Rettungswache neben dem Krankenhaus hätte der Kreis Asklepios ein Teilgrundstück abkaufen müssen. Angeblich wurde man sich über den Preis nicht einig …

Wettengel:

Wir hätten das Grundstück unter Marktwert abgegeben. Der Marktwert liegt nach unserer Berechnung bei mehr als 200.000 Euro. Das Angebot, das wir erstellt haben, lag bei etwa 150.000 Euro. Das war dem Kreis zu teuer. Aber wir hätten dabei 51 Stellplätze abgeben müssen, das Geld wäre also direkt in den Bau neuer Parkplätze geflossen. Dass die Rettungswache jetzt vom Krankenhaus wegverlegt wird, war die erste Maßnahme des Kreises, die zu einem Stirnrunzeln bei mir geführt hat. Das war befremdlich, aber so weit noch in Ordnung. Es gibt ja auch nachvollziehbare Gründe dafür. Uns aber jetzt als weiteren Schritt enteignen zu wollen, das macht mich fassungslos. Wir führen eine Diskussion über ein Grundstück, das Asklepios 2001 vom Kreis gekauft hat.

Zu 40 Prozent des damaligen Marktwertes, sagt Kreisbaudirektor Kucinski.

Wettengel:

Der Kreis hat damals entschieden, diesen Preis zu verlangen und Asklepios den Zuschlag zu geben. Er wird seine guten Gründe dafür gehabt haben. Unredlich finde ich es, jetzt, viele Jahre später, nachdem die Immobilienpreise stark gestiegen sind, quasi ein zweites Mal dafür kassieren zu wollen.

Was wünschen Sie sich vom Kreis?

Wettengel:

Wir erwarten, dass der Kreis nicht Arbeitsplätze gefährdet, Unternehmen ruiniert und die Gesundheitsversorgung seiner Bevölkerung ignoriert.