Gutachterausschuss veröffentlicht Bodenrichtwerte. 25 Prozent Steigerung innerhalb von zwei Jahren keine Seltenheit

Bad Oldesloe. Häuslebauer in Stormarn müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser im Kreis sind in den vergangenen zwei Jahren um bis zu 25 Prozent und mehr gestiegen. Das zeigt die aktuelle Tabelle über die Bodenrichtwerte, die der Gutachterausschuss für Grundstückswerte des Kreises jetzt vorgelegt hat. „Das ist schon ein großer Sprung“, sagt Stefan Leutelt, Vorsitzender des Ausschusses. Im Schnitt sei der Richtwert in den 15Jahren zuvor um nur etwa 15Prozent gestiegen, also um rund ein Prozent im Jahr.

Unter seiner Federführung hat das Gremium die Grundstücksverkäufe in Stormarn aus den vergangenen zwei Jahren ermittelt und analysiert. Rund 4700 Kaufverträge wurden abgeschlossen. Das sind fast 15 Prozent mehr als noch 2011/2012. Die Werte gelten für eine durchschnittliche Lage und eine Grundstücksgröße von 600 Quadratmetern. So kostet ein Stück Bauland in Teilen Ahrensburgs 300 Euro pro Quadratmeter, das sind 25 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. In Reinbeks Innenstadt ist es ähnlich. Dort zahlen Käufer zwischen 240 und 325 Euro. Günstiger wird es, je weiter es von Hamburg weggeht und je dörflicher es wird. In Pölitz und Travenbrück etwa gibt es noch Grundstücke für unter 100 Euro pro Quadratmeter, in Barnitz für 105Euro.

„Stormarn boomt. Die Nachfrage nach Grundstücken ist ungebrochen groß. Der Kreis – aber vor allem Südstormarn – bewegt sich auf einem hohen Niveau“, sagt Stefan Leutelt. Vor allem die vielen Neubaugebiete wie der Erlenhof in Ahrensburg hätten den Richtwert in die Höhe getrieben. Rund 300 Euro legen zum Beispiel künftige Erlenhofer für den Quadratmeter auf den Tisch. Trotz des für Ahrensburg relativ hohen Preises sind die Grundstücke alle verkauft.

Die hohen Grundstückspreise in Hamburg, eine gute wirtschaftliche Lage und Zinsen auf Rekordtief lassen die Nachfrage in Stormarn seit Jahren steigen. „Wir haben einen Zuwachs von 1000 Einwohnern im Jahr, 2014 waren es sogar 2000“, sagt Leutelt. Er schätzt, dass die Nachfrage auch künftig nicht sinken werde. Die Metropolregionen seien grundsätzlich die Gewinner in so einer Situation. „Wir haben eine geringe Rate an Zwangsversteigerungen im Kreis, was ein Indikator für eine gute Wirtschaftslage und stabile Zinsen ist“, erklärt der Vorsitzende des Gutachterausschusses.

Ob Hauseigentümer, die verkaufen wollen, sich nun die Hände reiben können, hängt allerdings nicht nur vom Bodenrichtwert ab. „Der Zustand der Immobilie spielt eine wichtige Rolle. Wenn das Haus alt und nicht modernisiert ist, drückt das den Preis“, sagt Dunja Paasch, Maklerin in Ahrensburg.

Mathias Schmidt, Vorsitzender des Vereins Haus & Grund in Stormarn, fügt an: „Der Wert für das Grundstück steigt in jedem Fall. Aber man muss das Grundstück ins Verhältnis zur Immobilie setzen.“ Mit einem großen Haus auf einem kleinen Grundstück erziele der Verkäufer mitunter einen geringeren Preis als für ein großes Grundstück mit kleinem Haus. „Das heißt, wenn sich der Preis für Bauland um 15 Prozent erhöht, kann ich meine Immobilie nicht gleich für 15 Prozent mehr verkaufen.“ Bei Bauland hingegen gehe das schon.

„Die Richtwerte dienen der Orientierung“, sagt auch Frank Oehlke von der Reinbeker Projektentwicklungsgesellschaft Dein-Haus. Für den Bau- und Erschließungsträger von Mehrfamilienhäusern zählt der erzielte Preis. Dieser richtet sich nach Kosten für Land und Erschließung sowie die kalkulierte Gewinnmarge. Der Bodenrichtwert spiegele daher nicht unbedingt den Marktwert wider. „Der Marktwert ändert sich häufig auch innerhalb von wenigen Monaten“, sagt Oehlke. Eine erhebliche Preissteigerung verzeichne die Gesellschaft vor allem bei den Baukosten. „Das führt dann auch zu Preiserhöhungen für den Käufer, die aber durch die Zinsersparnis kompensiert werden.“ Unter den Fertighausanbietern für Einfamilienhäuser gebe es zudem viel Wettbewerb, was sich preislich zum Vorteil für den Käufer auswirken könne.

Nichtsdestotrotz wird es für Käufer in Stormarn in den kommenden Jahren teurer. „Die höheren Preise fressen die Zinsersparnis auf“, sagt Mathias Schmidt von Haus & Grund. Verkäufer könnten sich hingegen stabiler Nachfrage nach Wohneigentum sicher sein.