Der Ortsverband Glinde will, dass Autofahrer dort nur noch 50 bis 70 anstatt 100 Kilometer pro Stunde fahren dürfen

Glinde. Die CDU in Glinde setzt sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Kreisstraße K 80 ein. „Es geht um das Teilstück zwischen der Autobahnabfahrt Reinbek und der Landesstraße, die nach Aumühle führt“, sagt der Stadtvertreter Bernd Hengst (CDU). Bislang dürfen Autofahrer auf dem betreffenden Teilstück 100 Kilometer pro Stunde fahren. „Wir wollen, dass auf dem kurzen Stück bis Neuschönningstedt 50 Kilometer pro Stunde gilt, danach, über die Autobahn hinweg, dann 70 Kilometer pro Stunde.“

Grund für die Forderung: „Die Verbindungsstraße wird durch steigende Unfallzahlen immer gefährlicher“, sagt Bernd Hengst. „Gerade in den Abendstunden sind die Menschen hier flott unterwegs. In der letzten Zeit hat es drei, vier schwere Unfälle gegeben, das ist schon heftig.“ Ende November des vergangenen Jahres habe es einen Unfall mit fünf Autos gegeben, bei dem sechs Menschen verletzt wurden. Die Straße sei drei Stunden gesperrt gewesen. „Die Besiedlung an der Straße wird dichter und der Verkehr stärker. Zum Schutz unserer Bürger fordern wir eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Ring 3 wie in Reinbek auf 50 Kilometer pro Stunde“, schreibt Bernd Hengst in einer Stellungnahme.

Ein Unfallschwerpunkt aber ist die K80 nicht. Nach Auskunft der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg hat es dort in den vergangenen drei Jahren, also von Januar 2012 bis Dezember 2014, zehn Unfälle gegeben. „Drei von ihnen hatten mit überhöhter Geschwindigkeit zu tun, etwa bei Glätte“, sagt Sonja Kurz von der Polizeidirektion Ratzeburg. Bernd Hengst sagt, er bezweifle das. „Die Gründe für Unfälle sind doch schwer zuzuordnen.“

Möglich wäre ein Tempolimit nur, wenn die K 80 von einer Kraftfahrstraße in eine herkömmliche Straße umgewandelt würde, erst dann dürfte dort ein Tempolimit verhängt werden. „Wir waren neulich im Kreisverkehrsamt und haben die Sache angesprochen“, sagt Hengst. „Wir sind gar nicht zuständig“, sagt Dirk Willhöft vom Fachbereich Straßenverkehrsangelegenheiten. „Aber ich bin da gerade nochmal lang gefahren. Und wenn man auf so einem Abschnitt bei freier Strecke keine 100 Kilometer pro Stunde fahren darf, dann auch auf keinem anderen.“ Die Strecke sei gerade und gut einzusehen. Zudem sei sie eben dafür da, den Lastverkehr abzuführen. „Wenn man die Geschwindigkeit reduziert, führt das nur dazu, dass die Leute unerlaubt überholen.“ Die Sache sei nun an die Stadt Reinbek weitergeleitet worden. Denn die Stadtgrenze verläuft westlich der Kraftfahrstraße, sie befindet sich also auf Reinbeker Gebiet.

„Wir sehen das so wie Herr Willhöft“, sagt Sven Noetzel vom Reinbeker Amt für Stadtentwicklung und Umwelt. „Es gibt keine Rechtsgrundlage für eine Geschwindigkeitsreduzierung.“ Diese würde zu einer Verlagerung des Verkehrs in die Wohngebiete führen.

Bernd Hengst hofft auf Unterstützung der Bürgermeister von Reinbek und Glinde, Björn Warmer und Rainhard Zug. Er habe sich an beide gewandt, und das Thema angesprochen, sagt er. Und in der Glinder CDU-Fraktion seien alle für ein Tempolimit. „Ich gehe davon aus dass die anderen Parteien das auch so sehen.“

Eine Bürgerinitiative für Lärmschutz fordert ebenfalls ein Tempolimit

Ob das tatsächlich so ist, muss sich erst noch zeigen. Denn in den anderen Fraktionen, bei den Grünen und bei der SPD, wurde über dieses Thema noch gar nicht gesprochen. „Wir haben uns damit noch nicht befasst“, sagt Peter-Michael Geierhaas (SPD), der stellvertretende Vorsitzende des Bauausschusses. „Zu diesem Zeitpunkt habe ich deshalb noch keine Meinung – weder positiv noch negativ.“ Auch Wolf Tank von den Glinder Grünen sagt, dass in der Fraktion erst noch darüber gesprochen werden muss. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde könne er sich aber nicht vorstellen. „Über 80 kann man aber sicherlich reden.“ Er nennt noch einen anderen Aspekt. „Herr Hengst ist ja auch Anlieger, er ist da sicherlich etwas befangen, weil er gern weniger Lärm hätte. Was ich verstehen kann.“

Lärmschutz ist dort tatsächlich ein Thema, es gibt sogar eine Bürgerinitiative für Lärmschutz an der K80 in Glinde. Auf der Internetseite der Initiative heißt es, sie bestehe überwiegend aus Anwohnern der Straße Stübenkoppel. Hier wohnt auch Bernd Hengst. Im September vergangenen Jahres musste er eine Sitzung des Glinder Bauausschusses, bei der es auch um Lärmschutz an der K 80 ging, wegen Befangenheit verlassen. „Das ist inzwischen geklärt“, sagt Hengst. „Ich habe mich an die Kommunalaufsicht gewandt und gelte nicht als befangen.“ Es sei zwar in der Tat laut in dem Gebiet. Aber „Lärmschutz ist ein anderes Thema“, deshalb fordere er das Tempolimit nicht. Er habe in der Bürgerinitiative keine leitende Funktion.

Dagmar Coordts von der Bürgerinitiative für Lärmschutz: „Es ist schon sehr laut. Bei einem Gutachten, das wir zusammen mit der Stadt Glinde in Auftrag gegeben haben, wurden tagsüber Belastungen von 61,2 bis 70,2 dba gemessen, nachts waren es bis zu 63,5 dba“, sagt sie. Gerade nachts schlafe es sich sehr unruhig wegen des Lärms. „Ich weiß nicht, wie viel eine Tempobegrenzung bringen würde, aber kann mir vorstellen, dass es hilft“, sagt sie. Bei den Zielen der Bürgerinitiative ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 Kilometer pro Stunde bis zur Anschlussstelle der Autobahn 24 aufgeführt.