Antrag ist ein Novum. Kommune lehnt zunächst ab, zeigt sich nun aber gesprächsbereit

Glinde. Die katholische Kirche „Zu den Heiligen Engeln“ in Glinde hat einen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro bei der Stadt für ihre geplante Erweiterung beantragt. Das aus den Nachkriegsjahren stammende Gotteshaus an der Möllner Landstraße soll dieses Jahr grundlegend modernisiert werden (das Abendblatt berichtete). Der Antrag ist ein Novum in Glinde. Denn grundsätzlich steht die Stadt derartigen Anliegen, die die Kirche direkt betreffen, ablehnend gegenüber.

Entsprechend hat die Verwaltung zunächst auch reagiert. Ursprünglich sollte der Antrag im Finanzausschuss am Donnerstagabend behandelt werden. In der Vorlage hieß es dazu: „Die Stadt Glinde hat bisher – mit Ausnahme der Förderung von Kindertageseinrichtungen – keine Zuwendungen für investive Maßnahmen an Kirchengemeinden oder andere öffentlich-rechtliche Körperschaften gewährt. Aufgrund der finanziellen Lage der Stadt Glinde würde sich im Falle der Bewilligung einer Zuwendung der Kreditbedarf erhöhen, da liquide Mittel nicht zur Verfügung stehen.“ Deswegen hatte die Verwaltung empfohlen, „keine Zuwendung zu gewähren“.

Doch Bürgermeister Rainhard Zug hat den Beschlussvorschlag kurzfristig zurückgezogen und das Thema wieder von der Tagesordnung genommen. „Es müssen noch Dinge hinterfragt und geklärt werden, damit die Politik eine gute Entscheidungsgrundlage hat“, sagt der Glinder Verwaltungschef. Nach Abendblatt-Informationen soll er dem Anliegen der Kirche positiv gegenüberstehen. Gespräche zwischen der CDU-Fraktion in Glinde und der Kirche soll es zudem schon gegeben haben. Weitere mit Vertretern der anderen Parteien sollen folgen.

Wolfgang Mertens-Nordmann, Mitglied des Kirchenvorstandes, ist unter anderem verantwortlich für den Antrag an die Stadt und begründet, warum die Kirche diesen ungewöhnlichen Schritt gegangen ist: „Unser Engagement geht über die Grenzen der Gemeinde hinaus. Wir sind als Kirche Teil der Gemeinschaft in der Stadt und sehen uns wie ein gemeinnütziger Verein.“ Das Glinder Bündnis gegen rechts oder der kircheneigene Kindergarten etwa nutzten die Räumlichkeiten der Kirche. Der Antrag ist aus Sicht Mertens-Nordmanns daher berechtigt.

„Die Menschen denken zudem häufig, die Kirche habe viel Geld, das sie ja schon vom Staat bekomme. Aber jede Pfarrei hat ihr Budget, das im Grunde nicht für solche Maßnahmen ausreicht.“ Die Kirche in Glinde habe einfach das Glück gehabt, ein geerbtes Grundstück veräußern zu können, sagt Mertens-Nordmann.

Ob die Politiker die Begründungen des Kirchenvorstandes anerkennen, ist offen. Die CDU hält sich jedenfalls bedeckt. Deren Fraktionschef Rainer Neumann: „Wir warten jetzt erst weitere Informationen der Verwaltung ab.“ Fakt ist zudem, dass die Glinder Kirche derzeit nicht einziger Antragsteller auf Zuschüsse ist. Dem Sportverein TSV Glinde fehlen für seinen neuen Kunstrasenplatz noch 45.700 Euro. Deswegen bittet dessen Vorsitzender Joachim Lehmann Glinde nun um eine Erhöhung des Investitionszuschusses. „Ohne das Geld würde das Projekt sterben“, sagt der Vereinschef. Der TSV hat bisher 150.000 Euro des 600.000 Euro teuren Projekts selbst aufbringen können.

Das Glinder Gotteshaus stemmt den größten Teil der Kosten von rund 880.000 Euro selbst. 440.000 Euro kommen aus dem Verkauf eines Kirchengrundstücks, 210.000 Euro aus aufgelösten Rücklagen der Pfarrei Seliger Niels Stensen, dem Verbund aus den katholischen Kirchen in Glinde, Reinbek und Trittau. Das Bonifatiuswerk soll – wenn der Antrag bewilligt wird – 80.000 Euro zuschießen. Geplant ist zudem, Spenden in Höhe von 100.000 Euro einzubringen. Der Förderverein der katholischen Gemeinden im Süden des Kreises Stormarn hat bereits 42.000 Euro dafür gesammelt. Die restlichen 50.000 sollen dann von der Stadt kommen.

Unabhängig vom Zuschuss und ihrer tatsächlichen finanziellen Lage will die Kirche dieses Jahr bauen. Denn die Gemeinde in Glinde wächst, wie berichtet, stetig. Im April nach Ostern soll es losgehen. „Sollte die Finanzierungslücke zu hoch sein, würde uns das Erzbistum Hamburg ein Darlehen zur Überbrückung gewähren.“ Maximal 40.000 Euro stehen der Pfarrei ansonsten aus ihren letzten Reserven zur Verfügung.