Sammys Herrchen kritisiert Tierheim Großhansdorf, das auf schriftlichen Vertrag verweist

Großhansdorf. Wenn Maik Wiedow abends von seiner Schicht die Haustür aufschließt, erwartet ihn Stille. Sie legt sich wie eine Eisschicht um sein Herz. „Dieser Moment ist immer am schlimmsten“, sagt der 38 Jahre alte Altenpfleger, „da wird mir wieder klar, dass Sammy nicht mehr bei mir ist.“ Sammy ist sein Hund. Der vierjährige Mischlingsrüde mit schwarz gelocktem Fell sollte für zwei Wochen Pensionsgast im Tierheim Großhansdorf sein, weil Wiedow verreiste. Doch das Tierheim vermittelte den Hund in dieser Zeit an neue Besitzer.

„Ich hatte meine Ex-Frau gebeten, Sammy für die Zeit meines Urlaubs im Tierheim Großhansdorf in Pension zu geben“, sagt der Mann, der in Hamburg-Berne wohnt. Wenige Tage nach der Abreise habe ihn seine frühere Frau angerufen und gesagt, das etwas schiefgelaufen sei. Sammy sei weg und habe neue Besitzer.

„Ich konnte das zuerst gar nicht glauben – unfassbar, was da passiert war“, sagt Maik Wiedow. Er brach seinen Urlaub ab und habe versucht, mit dem Tierheim in Kontakt zu treten. „Dort hat man mich abgewimmelt, alles sei richtig so“, sagt Wiedow. Seine Ex-Frau habe einen Vertrag unterschrieben, der das Tierheim berechtigt habe, den Hund zu vermitteln. „Ich habe zu erklären versucht, dass Sammy ja mir gehörte und meine Ex-Frau gar nicht berechtigt war, solche rechtlichen Sachen für mich zu unterschreiben. Aber man glaubte mir nicht“, sagt der Altenpfleger. Ein vereinbarter Gesprächstermin sei vom Tierheim per E-Mail kurzfristig abgesagt worden.

Das Tierheim hält den Vertrag dagegen für rechtsgültig. „Die Ex-Frau von Herrn Wiedow hat einen Vertrag unterschrieben, in dem sie dem Tierheim das Eigentum an Sammy und seinem Bruder Balu übertragen hat. Die Mitarbeiter durften die Hunde weitervermitteln“, sagt Monika Ehlers, Sprecherin des Tierheims. Im Impfpass der Hunde seien beide, Maik Wiedow und seine Ex-Frau, als Eigentümer ausgewiesen. Das habe den Mitarbeiterinnen als Beweis dafür gedient, dass die Ex-Frau über beide Hunde verfügen durfte, so Ehlers.

„Ja, wir standen beide noch im Impfpass. Dennoch hätten die Mitarbeiterinnen nach einer schriftlichen Vollmacht von mir verlangen müssen, meine Telefonnummer war ja bekannt“, sagt Maik Wiedow. Es sei doch selbstverständlich, dass sich zwei Menschen schriftlich einverstanden erklären müssten, wenn sie ihr gemeinsames Eigentum verkaufen wollten. „Und in diesem Fall bin ich sogar der alleinige Eigentümer von Sammy“, so Wiedow.

Außerdem sei seine Ex-Frau gar nicht geschäftsfähig, das sei gutachterlich festgestellt. Die geleisteten Unterschriften seien deshalb unwirksam. „Dieser Umstand war den Mitarbeiterinnen im Tierheim auch bekannt“, so Wiedow. Und weiter: „Meine Ex-Frau hat mir erzählt, dass sie von den Damen zur Unterschrift gedrängt worden sei.“

Der Tierfreund betont, dass es ihm in der Angelegenheit auch nicht in erster Linie um Schuldzuweisungen gehe. „Fehler können passieren“, so Wiedow. Aber das Tierheim hätte alle Hebel in Bewegung setzen müssen, dass er seinen Hund zurückbekomme. Er sei furchtbar enttäuscht über die kühle Abfuhr. Deshalb habe er sich jetzt einen Anwalt genommen, der seine Interessen vertreten soll.

„Dass die Ex-Frau von Herrn Wiedow nicht geschäftsfähig ist, höre ich zum ersten Mal“, sagt Monika Ehlers zu den Vorwürfen. „Sie hat deutlich und klar erklärt, dass sie mit den Hunden überfordert ist und eine Vermittlung an andere Besitzer wünscht.“ Die Tierpflegerinnen hätten rechtmäßig gehandelt. Die Frau sei auch nicht bedrängt worden und habe ihren Entschluss freiwillig getroffen. „Dem Hund geht es dort, wo er jetzt ist, sehr gut. Da sollte man ihn jetzt nicht wieder herausreißen“, so Ehlers.

„Bei mir ging es Sammy auch sehr gut, und das seit vier Jahren. Ich habe ihn großgezogen, ihm alles beigebracht. Der weiß doch jetzt gar nicht, was los ist“, sagt Maik Wiedow aufgeregt. Er könne die Sache nicht auf sich beruhen lassen. „Das ist, als ob einem ohne triftigen Grund das eigene Kind weggenommen wurde. Das zerreißt einem das Herz“, sagt er traurig.

Maik Wiedow hofft, das Sammys neue Besitzer sich bei ihm melden. Er baue auf Vernunft und Mitgefühl. „Irgendwie sind ja beide Seiten unschuldig in diese Situation geraten“, sagt er.