Der Stormarner Politiker ist seit 50 Jahren SPD-Mitglied. Er traf auch auf Willy Brandt und den DDR-Spion Guillaume

Ammersbek. Ein junger Politiker mit Vollbart und legerer Kleidung sitzt neben dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt auf der Terrasse der SPD-Bildungsstätte in Malente. Die Männer essen Erbsensuppe. Im Hintergrund stehen Leibwächter und ganz links im Bild ist Brandts enger Mitarbeiter Günter Guillaume zu sehen. Noch ahnt niemand, das Guillaume als Spion für die DDR arbeitet und dass Brandt deshalb sechs Monate später als Regierungschef zurücktreten muss.

Der junge Politiker auf dem Foto neben Brandt ist Eckart Kuhlwein. Der heute 76-jährige erinnert sich noch gut an seine erste Begegnung mit dem damaligen Bundeskanzler: „Das war im Jahr 1973. Ich war damals stellvertretender Landesvorsitzender der SPD“, sagt Kuhlwein. „Das Treffen war für mich sehr aufregend und eindrucksvoll. Ich war dem großen Willy Brandt nie wieder so nah wie da. Wir haben Brandt wegen seiner Friedenspolitik sehr verehrt.“

Eckart Kuhlwein hat sie alle kennengelernt – die großen SPD-Politiker der vergangenen Jahrzehnte. Seit 50 Jahren ist er Mitglied der SPD – ein halbes Jahrhundert Politikgeschichte. Jetzt feierte er sein Partei-Jubiläum gemeinsam mit mehr als 100 Parteigenossen im Restaurant „Zum Pferdestall“ in Ammersbek. Susanne Danhier, Kreisvorsitzende der SPD Stormarn, und der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner gehörten zu den Gästen.

„Von 1973 bis 2003 war Eckart Mitglied des Landesvorstands der schleswig-holsteinischen SPD“, sagt Stegner. „Allein diese Zahl sagt schon, warum wir heute feiern. Das sind 30 Jahre, in denen er die jeweiligen Landesvorsitzenden erlebt und gestützt hat und die politische Arbeit des Landesverbandes mit Wort und Tat vorangebracht hat.“

Im Laufe seines politischen Lebens war Kuhlwein unter anderem Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtags und des Deutschen Bundestags sowie Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft.

„Was wir an Eckart so bewundern und was seinen persönlichen Beitrag zu unserer Parteigeschichte ausmacht, ist seine spürbare authentische Leidenschaft für politische Themen und Menschen und sein ungeheurer Fleiß in allen seinen Ämtern und Funktionen“, sagt Ralf Stegner. „Die Geschichte der schleswig-holsteinischen Sozialdemokratie wäre ohne Eckart anders verlaufen.“ Auch von SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel überbringt Stegner Grüße: „Gabriel meinte, dass er sich einen Bundesparteitag ohne Kuhlwein gar nicht vorstellen könne“, sagt der SPD-Landesvorsitzende. Kuhlweins Engagement und Leidenschaft lobt auch Susanne Danhier: „Ich habe in dir, Eckart, jemanden gefunden, der mir ein Vorbild war und bis heute ist“, sagt die Kreisvorsitzende. „Links, dickschädelig und frei – so habe ich dich kennengelernt. So bist du, und das ist gut so. Du hast immer offen deine Meinung gesagt. Es ist toll, dass du so lange dabei bist.“

Die Ammersbeker SPD-Ortsvereinsvorsitzende Rita Thönnes überreicht Kuhlwein eine Urkunde samt goldener Anstecknadel zum 50. Partei-Jubiläum. „Und weil du eine richtige rote Socke bist, bekommst du auch welche“, sagt Thönnes und gibt dem Jubilar ein leuchtend rotes Paar Socken. Die wichtigste Auszeichnung überreicht an diesem Abend Ralf Stegner an den Jubilar: die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung, die die Partei an Mitglieder vergibt.

Kuhlwein ist sichtlich gerührt. „Ich fühle mich unheimlich geehrt, und ich freue mich, dass die Leute sich so positiv an mich erinnern“, sagt er. „So gelobt zu werden, das ist mir noch nie passiert.“ In einer Power-Point-Show zeigt Kuhlwein Bilder aus seiner langen politischen Karriere, darunter Fotos aus seiner Zeit bei den Jusos und Bilder von Wahlkämpfen und Demonstrationen. Zu sehen sind auch zahlreiche Fotos mit Kollegen aus der Politik wie dem ehemaligen Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Egon Bahr, und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die ich kennenlernen und mit denen ich zusammenarbeiten durfte“, sagt Kuhlwein zum Ende seiner Präsentation. „Wir haben vielleicht alle ein bisschen die Welt verbessert.“