Wandsbecker Bothe macht Dichter deutschlandweit bekannt, aber nicht reich

Reinfeld. Matthias Claudius erblickte am 15. August 1740 in Reinfeld das Licht der Welt. Sein Vater und weitere Vorfahren waren Pastoren. Er selbst schlug sozusagen aus der Art. 1759 begann Claudius zwar das Studium der Theologie in Jena, später kamen aber Jura und Kameralistik dazu.

1762 kehrte Claudius ins Elternhaus zurück. Als verkrachter Student? So lautete die unter Biografen lange vertretene Meinung. Im Trauregister der Wandsbeker Kirche wurde jedoch hinter seinem Namen das Kürzel J.V.B. entdeckt. Es steht für Juris Utriusque Baccalaureus und bedeutet, dass Claudius zumindest einen ersten Abschluss im Studium der Rechte gehabt haben muss.

Als Sekretär von Graf Ulrich Adolph von Holstein reiste Claudius 1764/65 nach Kopenhagen und lernte dort den Dichter Klopstock kennen, der sein Leben als Literat entscheidend prägte. Von 1768 bis 1770 folgte eine Anstellung als Redakteur der „Hamburgischen-Addreß-Comtoir-Nachrichten“.

1771 zog Claudius dann nach Wandsbek. Dort redigierte er die vom Baron Schimmelmann initiierte Tageszeitung „Der Wandsbecker Bothe“. Eben jenem Schimmelmann, der 1759 das Schloss Ahrensburg erworben hatte. Die feuilletonistischen Beiträge von Claudius und anderen Autoren machten den „Wandsbecker Bothen“ in ganz Deutschland bekannt. Er erschien viermal in der Woche und hatte vier Seiten.

Die private Wende kam 1772. Claudius heiratete die damals 17 Jahre alte Wandsbeker Zimmermannstochter Rebekka Behn. Die Ehe galt als glücklich. Zwölf Kinder gingen aus ihr hervor.

Dass der „Wandsbecker Bothe“ 1775 eingestellt wurde, muss Claudius schwer getroffen haben. Aber so berühmt die Zeitung war, finanziell war sie kein Erfolg.

Durch die Vermittlung des Dichters Johann Gottfried Herder wurde Claudius 1776 Obercommissarius in Darmstadt. Eine eher unglückliche Phase. Ab 1777 war Claudius auch Redakteur der „Hessen-Darmstädtischen privilegirten Land-Zeitung“, kehrte aber nach einem Jahr nach Wandsbek zurück.

Zwischen 1775 und 1812 veröffentlichte Claudius Gedichte und Prosa als „Sämtliche Werke des Wandsbecker Bothen“ in acht Teilen. Zu den bekanntesten Werken zählt sein Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“. Vermutlich entstand es um 1778 in Wandsbek oder auch in Darmstadt.

Ab 1785 erhielt Claudius einen Ehrensold des dänischen Kronprinzen Friedrich – Ausdruck königlicher Anerkennung für den Schriftsteller, dessen finanzielle Lage bis dahin stets prekär gewesen war. Ab 1788 gab eine Revisorstelle bei der „Schleswig-Holsteinischen Speciesbank“ in Altona zusätzliche materielle Sicherheit.

Am 21. Januar 1815 starb Claudius im Haus seiner Tochter Caroline, Frau des Verlegers Friedrich Christoph Perthes, am Hamburger Jungfernstieg.