Stormarner Wirtschaftsförderung plant nach gutem Jahr auch 2015 neue Projekte. Norbert Leinius kündigt Rückzug an

Bad Oldesloe/Stapelfeld. Der Kreis Stormarn ist wirtschaftlich weiter auf Erfolgskurs. Mehr noch: 2014 ist aus Sicht der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) das erfolgreichste Jahr seit langer Zeit gewesen. Geschäftsführer Norbert Leinius blickt auf 27 Ansiedlungen zurück. Etwa die Hälfte davon machten Unternehmen aus, die wirklich neu bauen. Andere vergrößern ihre Firmensitze. „Dadurch sind rund 1000 Arbeitsplätze neu entstanden oder gesichert worden“, so Leinius, der das Investitionsvolumen mit rund 25 Millionen Euro beziffert.

„So gut waren wir schon lange nicht mehr“, sagt der Wirtschaftsförderer. In der Vergangenheit habe die WAS durchschnittlich 20 Ansiedlungen in einem Jahr in die Wege geleitet. Auch die übrigen Parameter stimmen Leinius zufrieden: Die Arbeitslosenquote sei – Stand November – mit kreisweit 3,7 Prozent mustergültig, mit einem Kaufkraftindex von 121 liege der Kreis bundesweit wieder unter den Top Ten. Und gerade hat das Focus-Money-Ranking (siehe rechts) Stormarn mit Platz 77 von 387 deutschlandweit zur wirtschaftsstärksten Region in Schleswig-Holstein erklärt; Hamburg mit Platz 30 ist die Nummer eines im Norden.

In dieser Phase der Stärke bereitet der WAS-Chef Leinius seinen Rückzug aus dem Geschäft vor. „Am 23. April 2016 wird mein letzter Arbeitstag sein“, kündigt der mittlerweile 68-Jährige an. Dann wird er beinahe 16 Jahre an der Spitze der Stormarner Wirtschaftsförderung gestanden haben. Der Termin kommt nicht von ungefähr. An jenem Tag endet auch die laufende Amtszeit von Landrat Klaus Plöger, der WAS-Aufsichtsratsvorsitzender ist. Beide Männer hatten einst vereinbart, bis zu diesem Tag gemeinsam arbeiten zu wollen. Plöger lässt indes offen, ob der 23. April 2016 auch sein letzter Arbeitstag sein wird. Wohl im September kommenden Jahres werde er Genaueres zu seiner beruflichen Zukunft sagen können – speziell zu der Frage, ob er für eine vierte Amtszeit oder einen Teil davon kandidiere.

Ein Headhunter will im Januar erste Personalvorschläge machen

Die Suche nach einem Leinius-Nachfolger läuft unterdessen auf Hochtouren. „Der Aufsichtsrat hat beschlossen, einen Headhunter zu beauftragen“, sagt Leinius selbst. Voraussichtlich schon im Januar wollen die Personalberater erste Vorschläge unterbreiten. „Es muss jemand sein, der zu Stormarn passt“, sagt der Landrat. Und der WAS-Chef ergänzt: „Ich würde mit meinem Nachfolger gern über einen Zeitraum von vielleicht einem halben Jahr gemeinsam arbeiten, damit es einen fließenden Übergang gibt.“

Zunächst einmal soll aber auch 2015 ganz im Zeichen des Wachstums stehen. Leinius: „Fragen Sie mich mal nach Braak. Da ist kein Grundstück mehr zu bekommen. Alles reserviert.“ Das Logistikunternehmen Sterac gehört zu den Firmen, die in dem Gewerbegebiet an der Autobahn 1 erst kürzlich zugekauft haben. „Wir haben 16.000 Quadratmeter erworben“, sagt Geschäftsführer Gerald Rackebrandt, der von einem Kaufpreis von rund anderthalb Millionen Euro spricht. Damit hat Sterac, seit 1999 in dem Gebiet ansässig, seine Fläche verdoppelt. „Insgesamt werden wir zwischen vier und sieben Millionen Euro investieren.“ Über Details sei noch nicht entschieden. Ein Hochregallager wäre eine Option, Hallen für logistische Dienstleistungen wären eine andere. Und Büroräume. 1000 Quadratmeter seien geplant. Rackebrandt, dessen Firma zurzeit 90 Mitarbeiter beschäftigt: „Wir werden 30 bis 50 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.“

Auch anderenorts stehen Unternehmen offenbar in den Startlöchern, um teils kräftig zu investieren, zum Beispiel in Reinfeld. Das Gewerbegebiet an der Autobahn hat sich über einen langen Zeitraum eher zögerlich entwickelt. Nun aber boomt es. Norbert Leinius: „Ende 2015 werden die Grundstücke an der Autobahn Richtung Barnitz geschlossene Front zeigen.“ Erstmals gebe es Stimmen aus der Stadt, über eine Erweiterung nachzudenken.

Auch in Trittau hat der WAS-Geschäftsführer 2015 Großes vor. Das Pharmaunternehmen Rotexmedica an der Bunsenstraße wolle erweitern und 80 neue Arbeitsplätze schaffen. Ein passendes Grundstück liegt gleich nebenan, doch ist es nach mehreren Chemieunfällen in der Vergangenheit verseucht, die dafür verantwortliche Firma wurde gelöscht, sodass es keinen Eigentümer mehr gibt. Der Plan: Die WAS kauft das Gelände für einen symbolischen Euro, ertüchtigt es mithilfe von Fördergeld der EU, des Landes und der Gemeinde und verkauft es an den Pharmariesen weiter.

Und was das erste länderübergreifende Gewerbegebiet zwischen Stormarn und dem Hamburger Bezirk Wandsbek angeht, haben Landschafts-, Stadt- und Verkehrsplaner ihre Arbeit aufgenommen. Eine erste Präsentation der Experten werde fürs Frühjahr erwartet, so Leinius.