Zwei Gruppen strengen einander widersprechende Bürgerentscheide zum selben Thema an. Ein Novum in Stormarn

Stapelfeld. Der Vorstand des Vereins für Sport und Gemeinschaftspflege (VSG) Stapelfeld hat ein Bürgerbegehren initiiert, in dem es um den geplanten Umbau des Sportplatzes Am Drehbarg geht. Das allein wäre nicht so bemerkenswert, gäbe es nicht schon eine andere Gruppe, die eben dieses Thema zum Gegenstand eines Bürgerbegehrens gemacht hat. Die Zielrichtung beider Initiativen könnte indes gegenläufiger nicht sein. Ein Streit, zwei einander widersprechende Bürgerbegehren – so etwas hat es in Stormarn noch nicht gegeben. Auch für die Kommunalaufsicht beim Kreis ist das ein Novum.

Der VSG-Vorstand möchte, dass der Sportplatz Am Drehbarg saniert wird. Mit dem Bürgerbegehren reagiert der Verein auf das Bestreben einer Bürgerinitiative um Gerhard Schack, die genau das zu verhindern sucht, und zwar eben mittels eines Bürgerbegehrens (wir berichteten). „Sind Sie ‚gegen den Neubau‘ des Sportplatzes Am Drehbarg?“, lautet sinngemäß die Fragestellung der einen Seite. „Sind Sie für eine Modernisierung der Sportplatzanlage Am Drehbarg, in deren Zuge das Spielfeld verlegt und mit einer umlaufenden Laufbahn versehen wird?“, soll die Fragestellung nach Vorstellungen des VSG lauten.

VSG sieht den Breitensport in der Gemeinde in Gefahr

„Wir haben rund 250 Unterschriften für den Antrag gesammelt“, sagt Initiator und Vereinsvorsitzender Rainer Matzanke. Er ist überzeugt davon, dass die Stapelfelder sich für den Sportplatz-Umbau aussprechen würden. „Andernfalls wäre der Breitensport bei uns gefährdet. Uns droht der Verlust weiterer Mitglieder. Das wäre das Aus für den Verein.“ Aktuell habe der VSG 560 Mitglieder. Laut Matzanke lohnt sich der Betrieb des Vereins bei unter 450 Mitgliedern schon nicht mehr.

Geplant sind auf dem jetzigen Grandplatz des VSG ein neuer Fußballplatz mit Kunstrasenbelag und eine Laufbahn von 400 Meter Länge sowie weitere Anlagen für den Breitensport. „Wenn wir keine vernünftige Sportanlagen anbieten können, dann macht es keinen Sinn, den Verein weiterzuführen.“ In Bedrängnis bringe den Verein vor diesem Hintergrund auch die anstehende Überprüfung der Bogensportanlage durch den Kreis. Wie berichtet, hatte das Innenministerium einen anonymen Brief bekommen, in dem die Sicherheitsbestimmungen auf dem Platz bemängelt werden.

Der Streit um dieses Thema schwelt in Stapelfeld nun seit anderthalb Jahren. Ursprünglich ist er gar nicht um den Sportplatz Am Drehbarg entbrannt, sondern hat sich an der Planung der Gemeinde entzündet, den Sportplatz an der Grundschule mit Wohnhäusern zu bebauen.

Die Kommunalaufsicht prüft derzeit die Zulässigkeit des VSG-Antrags. Aber auch die Bürgerinitiative um Gerhard Schack wartet momentan noch auf eine Entscheidung von derselben Behörde. Denn die Gemeindevertretung hatte Einspruch gegen die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens eingelegt (wir berichteten).

Gegebenenfalls müsste die Gemeinde eine dritte Fragestellung formulieren

Doch wie wäre nun vorzugehen, sollten beide Begehren zugelassen werden? Grundsätzlich, so heißt es vonseiten der Kommunalaufsicht, müssten beide berücksichtigt werden. „Es würde sich anbieten, beide Bürgerentscheide in einem Wahlgang abzuhandeln“, sagt Mitarbeiter Hermann Harder. „Es muss ein Quorum von mindestens 20 Prozent an Ja-Stimmen erfüllt werden. Die Frage, für die die Mehrheit nicht erreicht wird, wäre hinfällig“, sagt der Behördenmitarbeiter. Es könnte aber auch zu einer Pattsituation kommen, wenn beide Fragen eine Mehrheit bekämen. „Die Gemeinde müsste dann eine Stichfrage formulieren, über die die Bürger nochmals entscheiden.“ Sollte es da zu einer Stimmengleichheit kommen, würde die Anzahl der Stimmen aus der vorigen Wahl den Ausschlag geben.

Gerhard Schack sieht keinen Sinn in diesem Vorgehen. „Es handelt sich doch eigentlich um ein und dieselbe Sache. Wofür brauchen wir dann zwei Bürgerbegehren?“ Darüber hinaus erklärt er, die Initiative sei nicht gegen eine adäquate Sportanlage für den Verein. „Es geht aber nicht, dass die Gemeinde damals das Vorhaben Am Drehbarg damit begründet hat, den Wegfall eines Großteils des Sportplatzes an der Grundschule kompensieren kompensieren zu wollen. Nun heiße es aber vonseiten der Gemeindevertreter, der Platz solle kein Ersatzsportplatz werden.“

Was den Sportplatz an der Grundschule angeht, gibt es zwar eine grobe Planung zum Umbau, um ihn nach geplanter Bebauung mit Häusern teilweise weiternutzen zu können. Der Schulverband hat das Thema allerdings zurückgestellt, bis die Standortfrage der Schule geklärt ist. Denn der Schulverband prüft, ob ein Schulneubau am Groot Redder – in der Nähe des Sportplatzes Am Drehbarg – möglich ist.

„Wir kämpfen nun seit fünf Jahren für den Sportplatz-Umbau“, sagt VSG-Chef Matzanke. Bereits vor 20 Jahren habe der Verein umdisponieren müssen, weil die Anwohner an der Grundschule damals gegen den Bau eines Vereinshauses und der Sportanlagen dort gewesen seien. „Nun aber wollen die Anwohner unbedingt einen Sportplatz dort haben, dafür aber keine neuen Nachbarn.“ Schack wiederum argumentiert, dass der Sportunterricht auf dem Sportplatz Am Drehbarg nicht planbar wäre, weil der Fußweg von der Grundschule zu weit sei.