Nachbarschaftsstreit, Beleidigung, Sachbeschädigung: In Ahrensburg schlichten Birgit Welter und Hans-Jürgen Bergerhausen

Ahrensburg. Fast ein Jahr sind die neuen Schiedsleute in Ahrensburg jetzt im Amt. Schon wenige Tage nach ihrer Vereidigung am 7. Januar im Amtsgericht hatten sie ihren ersten Fall. „Wir brauchten keine große Hilfe, das wollten wir auch nicht. Da wir gute Vorgaben von unseren Vorgängern hatten, wollten wir absichtlich ins kalte Wasser geworfen werden“, sagt Hans-Jürgen Bergerhausen. Ihm zur Seite steht Stellvertreterin Birgit Welter. „Wir sind ein Team und treten nur gemeinsam auf“, sagt der 71-Jährige.

Häufig geraten alteingesessene und neue Bürger aneinander

Aufmerksam auf die ehrenamtliche Stelle waren die beiden Ahrensburger durch einen Zeitungsartikel geworden. Viele spezielle Voraussetzungen für die Tätigkeit waren nicht nötig. „Rechtliche Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich. Man muss mindestens 30 Jahre alt sein und aus Ahrensburg kommen, das sind die einzigen Voraussetzungen“, sagt Birgit Welter. Wichtig sei aber das Interesse am Kontakt mit Menschen.

In ihrem ersten Jahr bearbeitete das Team bereits 20 Fälle. Die Erfolgsquote liegt bei 50 Prozent. Im Bundesdurchschnitt sind es 43 Prozent. „Wir sehen fast immer eine Schlichtungschance bei den Problemen“, so Bergerhausen. Eine Einigung ist 30 Jahre rechtsgültig, bei einem Verstoß erwartet die jeweilige Partei eine Strafe.

„Uns kann man als Eintrittskarte zum Gericht sehen“, sagt Birgit Welter. Fälle wie der Baum, der über das Nachbargrundstück wächst, oder eine Sachbeschädigung werden nicht sofort vom Amtsgericht bearbeitet. Zunächst versucht das Schiedsgericht, den Streit zu schlichten. „70 Prozent der Parteien sind in einem fortgeschrittenen Alter. Viele der Vorfälle ereignen sich zwischen alteingesessenen und neuen Ahrensburgern und sind leichte Körperverletzungen, Beleidigungen oder Sachbeschädigungen“, sagt Bergerhausen.

Die Kosten liegen deutlich unter den Gebühren beim Anwalt

„Wir arbeiten unter dem Motto ‚Schlichten statt Richten‘. Wir wollen, dass die Parteien respektvoll miteinander umgehen und friedvoll zusammenleben“, sagt Birgit Welter. Ist keine Einigung möglich, wird dies protokolliert. Damit kann dann der Gang vors Gericht angetreten werden.

„Die Leute rufen uns an, schildern uns ihre Probleme und Sorgen. Die Gegenpartei erhält daraufhin eine förmliche Ladung, der sie folgen muss, da sie sonst ein Ordnungsgeld erwartet“, sagt Bergerhausen.

Um eine neutrale Atmosphäre zu schaffen, finden die Treffen stets im Trausaal des Ahrensburger Rathauses statt. „Wir haben noch keine Ausschreitungen während der Termine erlebt. Die Teilnehmer wurden auch nicht laut“, so Welter. „Das wäre auch nicht in unserem Interesse, da wir friedliche Verhandlungen möchten und am Ende zum Ziel kommen wollen.“

Vorteile des Schiedsverfahrens sind vor allem die zeitnahe Bearbeitung und die niedrigen Kosten, die bei einem Kostenvorschuss von 80 Euro liegen und somit weit unter den Sätzen für einen Rechtsanwalt. Am Ende des Verfahrens wird dieser Vorschuss mit den eigentlichen Kosten verrechnet. „Der Vorgeladene muss in diesem Fall nichts zahlen. Doch bei unseren bisherigen Fällen haben sich 25 Prozent der Parteien die Kosten geteilt“, sagt Bergerhausen.

Fünf Jahre sind Welter und Bergerhausen im Amt, können ihre Amtszeit auch noch verlängern. „Unsere Vorgänger waren zum Beispiel 15 Jahre dabei“, sagt der 71-Jährige.

Sprechstunden sind im Rathaus Ahrensburg, Trauzimmer, Manfred-Samusch-Straße 5. Termine telefonisch vereinbar unter 04102/47 20 44 (Hans-Jürgen Bergerhausen) oder 04102/9827545 (Birgit Welter) oder per E-Mail an die Adresse schiedsamt.ahrensburg@gmx.de .