In der Trittauer Hahnheide beginnt die Laubholzernte. Förster Michael Hansen erklärt, warum sie notwendig ist

Trittau. Der Weg durch die Hahnheide ist so, wie ein Weg durch einen Wald sein soll: weicher Boden, viele Bäume drumherum, ein Reh daneben. Nur aufräumen könnte mal jemand. „Spaziergänger kommen auf uns zu und fragen, ob es denn so unordentlich sein muss, ob das viele Holz wirklich hier rumliegen muss“, sagt Michael Hansen, der Revierleiter. Die Antwort: Ja, muss es. „Wegen des Nährstoffkreislaufs bleiben die Erntereste im Wald. Einige tausend Lebewesen sind darauf angewiesen. Zum Beispiel Pilze und Käfer.“

In der Hahnheide im Osten der Gemeinde Trittau hat die Laubholzernte begonnen. Insgesamt will der Förster Michael Hansen pro Jahr etwa 4000 Festmeter Laubholz schlagen lassen. Hinzu kommen 6000 Festmeter Nadelholz, das im Sommer und Herbst geerntet wird. „Aber ich habe in den vergangenen Jahren nie 10.000 Festmeter geschafft.“ Trotzdem: Die Menschen würden denken, dass viel zu viel geschlagen wird. „Dabei bleiben wir weit unter dem Zuwachs von 12.000 Festmetern“, sagt Hansen, der so ganz nebenbei das Wort Nachhaltigkeit erklärt: Weniger ernten als nachwächst. „So wird auch der Grundbestand wertvoller, denn die Bäume werden ja dicker.“

Das zu erklären ist ihm wichtig. „Seit 32 Jahren bin ich hier in der Försterei und ich stelle fest: Der Mensch hat mit der Nutzung natürlicher Ressourcen zunehmend Schwierigkeiten. Der städtischen Bevölkerung muss man klar machen, warum wir Bäume fällen und warum der Wald nicht aufgeräumt ist.“ Das sei kein Vorwurf, sondern „ist eben so“. In Trittau. Oder in Großhansdorf. Vor knapp drei Monaten hatte das Landesforstamt im Wald An der Eilshorst einen Nutzweg verbreitert. Bürger und Verwaltung waren verärgert, auch, weil sie sich nicht rechtzeitig informiert fühlten. Michael Hansen: „Was hätte der Kollege denn machen sollen? Er musste doch einen Weg haben, um Holz abtransportieren zu können.“ Er habe sich an alle Standards gehalten und trotzdem gab es Ärger. Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß sagte damals zum Abendblatt: „Die Wälder sind den Großhansdorfern sehr ans Herz gewachsen. Beim kleinsten Holzeinschlag klingeln bei uns die Telefone.“

Auch in der Hahnheide werden Waldarbeiter darauf angesprochen, was sie da eigentlich machen. Michael Hansen sagt, das Vertrauen zum Förster sei einfach nicht mehr da. „Generell ist das Misstrauen der Menschen gewachsen. Man überlegt immer, ob man übers Ohr gehauen wird, weil jemand einen Reibach machen will. Das ist schade.“ Michael Hansen möchte eine Situation wie in Großhansdorf vermeiden. Er möchte über die Ernte sprechen, den Wald und die Menschen. Obwohl ihm das gar nicht so liege, an die Öffentlichkeit zu gehen. „Der Schritt nach vorne entspricht eigentlich nicht dem Wesen des Försters. Ich würde lieber bescheiden im Hintergrund bleiben. Aber man muss heute informieren.“

Zum Beispiel darüber, warum Bäume eigentlich gefällt werden müssen. Wer diese Frage beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein stellt, bekommt eine Gegenfrage als Antwort. „Haben Sie Holzmöbel zuhause? Sehen Sie. Deshalb müssen Bäume gefällt werden“, sagt Kornelius Kremkau, der Leiter der Unteren Forstbehörde des Landes Schleswig-Holstein. Die wirtschaftliche Nutzung sei neben der Schutz- und der Erholungsfunktion eben auch eine der drei Funktionen eines Waldes. „Zudem müssen Bäume zur Waldpflege gefällt werden, damit andere mehr Platz zum Wachsen haben.“ Das wird Durchforstung genannt und ist eine der Kernaufgaben der Förster.

„Gut durchforstete Wälder sind stabiler“, sagt Michael Hansen. Er kümmert sich um 1450 Hektar. Er weiß, wo welche Bäume stehen, dass die Buchen wegen des Klimawandels gestresst sind und deswegen häufiger Bucheckern tragen. Er handelt die Preise für jeden Stamm aus und weiß, welcher zur Verarbeitung nach China und welcher als Feuerholz in einen Trittauer Ofen kommt. „Ich habe den Wald anvertraut bekommen für 30 bis 35 Jahre. Und es liegt an mir, ihn ökologisch und ökonomisch weiterzubringen. Das macht mir Freude.“ Ein bisschen Unordnung am Wegesrand ist da eigentlich egal.