Stadt verzichtet aufs Sachsenwald-Forum. Es gibt weniger Theater und mehr Musik

Reinbek. Wie geht es mit Reinbeks Kultur weiter? Die Frage stellt sich angesichts der Kündigung des Pachtvertrags für das Sachsenwald-Forum als städtische Spiel- und Veranstaltungsstätte. Ergeben sich doch strukturelle Veränderungen für den kulturellen Betrieb in der Stadt. Der Theatersaal im Sachsenwald-Forum, der auch für vielerlei öffentliche Veranstaltungen genutzt wird, steht ab Januar aus Kostengründen nicht mehr zur Verfügung. So ist das Schloss alleiniger Mittelpunkt der Reinbeker Kultur.

„Die kulturellen Leitlinien der Stadt sehen vor, dass das Schloss zum kulturellen Zentrum wird. Dort werden wir weiterhin unsere Veranstaltungen anbieten“, sagt Elke Güldenstein, Kulturchefin bei der Stadt. Auch Theatervorstellungen gebe es weiterhin, allerdings nicht im gleichen Umfang wie zuvor. „Große Bühnenveranstaltungen können wir nicht anbieten, weil wir keine Studiobühne haben. Jetzt geht es darum auszuloten, wie viele und welche Veranstaltungen im Schloss möglich sind. Wir probieren gerade viel aus und wollen weiterhin vielseitig in unserem Angebot sein“, sagt Güldenstein.

Das Kulturzentrum hat im vergangenen und in diesem Jahr neue Veranstaltungskonzepte erarbeitet und auch etabliert – darunter die Reihe Kultur-Kost und das Stormarner Figurentheater-Festival, das 2014 zum ersten Mal gelaufen ist. Güldenstein: „In Zukunft wollen wir noch ein kleines Musik-Festival auf die Beine stellen, das über die Grenzen Reinbeks hinaus bekannt werden soll.“ Gleichzeitig solle das Schloss als bedeutendes Bauwerk noch bekannter in der Region werden.

Trotzdem sei der Verlust des Theaters für Reinbek schade, sagt Güldenstein. Sie gibt aber auch zu bedenken: „Die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren rückläufig gewesen.“ Als die Politik die Entscheidung, den Mietvertrag für das Sachsenwald-Forum zu kündigen, 2012 gefällt hatte, standen vor allem die Kosten im Blickpunkt.

So hieß es in der Beschlussvorlage vom 5. Juni: „Die Politik setzt voraus, dass mit den Strukturveränderungen Einspareffekte (Sach- und Personalkosten) entstehen.“ Die Stadt zahlte immerhin rund 300.000 Euro Pachtkosten jährlich und zusätzlich Betriebs- und Nebenkosten von rund 150.000 Euro.

„Ein Teil des eingesparten Geldes soll in die Kulturförderung von Vereinen und Verbänden fließen“, sagt Dagmar Schmalfeldt, Sachgebietsleiterin im Amt für Bildung, Jugend, Kultur und Sport. Der Veranstaltungsetat für das Schloss wurde für dieses Jahr bereits auf 49.000 Euro aufgestockt. Im nächsten Jahr sollen es 80.000 Euro sein. Im Jahr 2013 lagen die Aufwendungen für Veranstaltungen noch bei rund 36.600 Euro für das Schloss und rund 56.800 für das Sachsenwald-Forum. Für dieses Jahr wurde aufgrund des eingestellten Theaterbetriebs gar kein Geld für das Forum ausgegeben. Elke Güldenstein: „Betriebsbedingte Kündigungen hat es wegen der Umstrukturierung nicht gegeben. Zwei halbe Stellen wurden allerdings nicht wieder neu besetzt.“

Im Sachsenwald-Forum geht es in Zukunft mit einem veränderten Konzept weiter. „Wir werden den Betrieb mit einer bunten Mischung an Veranstaltungen fortsetzen“, sagt die künftige Leiterin des Forums, Anja Niemietz. Sie wird im Januar von Eigentümer Peter Schneeberg eingesetzt. Die Vermietung soll nicht nur für kulturelle Events wie Theater- oder Musikveranstaltungen möglich sein, sondern auch vermehrt für private Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage oder Tagungen, Messen und Firmenfeiern.

„Auch die unterschiedlichen Schulveranstaltungen und die Vorstellungen des Filmrings werden weiterhin bei uns stattfinden“, sagt Niemietz. 2015 blieben die Mietpreise unverändert. „Anschließend wird es allerdings Anpassungen geben müssen. Sonderkonditionen werden aber möglich sein“, sagt Niemietz. Eintrittskarten für Veranstaltungen des Sachsenwald-Forums sind künftig im Sachsenwald-Hotel an der Rezeption erhältlich.

Der Filmring Reinbek ist nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Thomas Hoeck angewiesen auf die Räumlichkeiten im Forum. „Wir könnten aufgrund des Platzbedarfs durch die Technik nicht ohne Weiteres woanders hingehen“, sagt Hoeck. Dennoch blickt er positiv in die Zukunft. „Unsere Veranstaltungen sind mit bis zu 200 Zuschauern meist gut besucht. Die Eintrittspreise bleiben vorerst, wie sie sind.“