Seit 18 Monaten blockiert ein Anwohner der Sieker Landstraße tagsüber mit seinem Anhänger eine Fahrbahn

Großhansdorf. Der Anhänger dürfte allen Autofahrern bekannt sein, die oft durch die Sieker Landstraße im Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck fahren. Er versperrt seit anderthalb Jahren kurz hinter der Rechtskurve in Richtung Ahrensburg die rechte Fahrbahn. Das Hindernis ist dort geparkt, nicht immer, aber fast jeden Tag. Wer wegen des Gegenverkehrs hinter dem Anhänger halten muss, hat ausreichend Zeit, das Pappschild auf der Rückseite zu lesen: „Verkehr verteilen: Vierbergen öffnen, Alte Landstraße asphaltieren.“

Für Autofahrer ist der Dauerparker ein Ärgernis. Wer aus der Rechtskurve kommt, muss rasch bremsen und den Gegenverkehr abwarten. Wer in Richtung Schmalenbecker Zentrum fährt, sollte besonders achtsam sein, weil Fahrzeuge, die dem Anhänger ausweichen, den Verkehrsfluss hemmen.

Was auf Autofahrer wie eine Schikane wirken mag, ist die verzweifelte Aktion eines Anwohners. Manfred von Hacht, 71, wohnt seit 1962 an der Sieker Landstraße. Er weiß, wie der Verkehr über die Jahre zugenommen hat, dass auf der engen Straße oft zu schnell gefahren wird und selbst der 1987 erweiterte Ostring keine spürbare Entlastung mehr bringt. „Hier kommen Tag für Tag 6000 Fahrzeuge durch. Viele Fahrer sind deutlich zu schnell. Der Verkehr ist laut, vor allem aber ist es gefährlich, diese Straße zu überqueren oder mit seinem Auto aus der Einfahrt des eigenen Grundstücks herauszufahren“, sagt von Hacht. Bevor er seinen Anhänger erstmals zur Verkehrsberuhigung abstellte, hatte er sich bei der Gemeinde und beim ADAC erkundigt, ob das rechtens sei. „Der Anhänger darf als eigenständiges Fahrzeug dort stehen, aber nicht länger als zwei Wochen am Stück. Das ist aber ohnehin kein Problem, weil ich ihn wegen der Unfallgefahr von der Straße ziehe, sobald es dunkel wird.“

Seine Nachbarn haben volles Verständnis für die Selbsthilfe-Aktion. Bereits vor viereinhalb Jahren hatten sich mehr als 60 Anwohner mit Spruchbändern auf der Sieker Landstraße versammelt und mit ihrem Protest eine halbe Stunde lang den Verkehr gestoppt. Der Handlungsbedarf habe sich seither noch vergrößert, sagt Kathrin Ostermann. Auch Daniel Roth, ihr Nachbar von gegenüber, ist beunruhigt: „Ich mache mir Sorgen um meine beiden Kinder. Wenn freie Fahrt möglich ist, wird hier gerast. Insbesondere am Abend wird richtig schnell gefahren. Ich schätze, dass es manchmal bis zu 80 Kilometer pro Stunde sind.“

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß beschäftigt das Thema schon lange: „Die Beschwerden von beiden Seiten häufen sich.“ Sein Einfluss sei allerdings sehr begrenzt. „Wir haben Geschwindigkeitstafeln aufgestellt, die jedem sofort anzeigen, wie schnell er fährt. Dabei werden auch die Anzahl der Fahrzeuge und ihre Geschwindigkeit statistisch erfasst. Die Zahl der Autos, die mehr als Tempo 70 fahren, was ich auf dieser Straße als ‚rasen‘ bezeichnen würde, liegt bei 1,5 Prozent. Das ist keine größere Häufigkeit als auf anderen Hauptstraßen in der Gemeinde.“ Täglich also etwa 90 Fahrer, die zu schnell unterwegs sind – in einer Straße mit Wohnbebauung 90 zu viel.

Manfred von Hacht wirbt auf dem Plakat an seinem Anhänger für zwei Alternativen, die den Verkehr auf der Sieker Landstraße reduzieren könnten. Erstens möchte er die Alte Landstraße durch Asphaltierung attraktiver für den Autoverkehr machen, zweitens die Straße Vierbergen, die wegen einer baufälligen Überführung über die U-Bahn-Trasse für den Autoverkehr gesperrt ist, wieder öffnen lassen. Beides ist jedoch nicht möglich. „Die Alte Landstraße ist eine der schönsten Straßen in Großhansdorf. Ihr Kopfsteinpflaster sollte erhalten bleiben. Außerdem könnten wir uns die Asphaltierung nicht leisten. Die Vierbergen-Überführung betrifft nicht uns, weil sie außerhalb von Großhansdorf liegt.“ Zuständig ist Ahrensburg, das aber nicht die Absicht hat, Vierbergen wieder voll befahrbar zu machen, weil die Anwohner dort ohnehin schon durch den Verkehrslärm des nahen Ostrings belastet würden.

Trotz aller Autofahrerproteste wie Dauerhupen und lautstarkem Anfahren wird von Hachts Anhänger also auch weiterhin den Verkehr auf der Sieker Landstraße regulieren. Manfred von Hachts kleiner Trost für sein bislang vergebliches Bemühen, eine offizielle Verkehrsberuhigung durchzusetzen, ist eine Sachverständigenmeinung: „Der Experte sagte mir, dass ein auf der Straße abgestelltes Fahrzeug wirksamer ist als zum Beispiel ein Schild, das die Geschwindigkeit anzeigt.“