Kreispolitiker empören sich über Stormarns Ex-AfD-Sprecher Dirk Helms. Experte glaubt nicht an ein Versehen

Ahrensburg. Der ehemalige Sprecher des Kreisverbands Stormarn der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Dirk Helms, ist am Dienstagabend aus der Partei ausgetreten, nachdem durch einen Bericht der „Lübecker Nachrichten“ (LN) bekannt geworden war, Helms habe in einer Rede behauptet, die Alliierten hätten die Gaskammern im Konzentrationslager Dachau erst im Nachhinein gebaut (wir berichteten). Zuvor hatte der Ahrensburger sein Amt als Sprecher niedergelegt. In einer Mitteilung des Landesverbandssprechers Jürgen Joost heißt es dazu: „Damit ist das vom Landesvorstand beschlossene Parteiordnungsverfahren gegenstandslos geworden.“ Der AfD-Bundesvorsitzende Bernd Lucke hatte zuvor laut LN ein Parteiausschlussverfahren gegen Helms angekündigt.

Der Inhalt des Vortrags, den Helms auf einer Veranstaltung der Partei in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein) gehalten hatte, schlägt auch in bundesweiten Medien Wellen. Helms soll in seiner Rede unter anderem auch behauptet haben, dass der Zweite Weltkrieg nicht von Hitler geplant worden sei. Damit löste er einen Eklat in der AfD aus.

Während sich die Kreisverbände Stormarn und Ostholstein sowie der Landesverband der AfD von den Aussagen distanzierten, nahm Harald Redemann, nun einziger Sprecher des Stormarner Kreisverbands, Helms in Schutz (wir berichteten). Auch auf der Facebook-Seite der AfD Stormarn gibt es zu dem Fall klare Meinungen gegen, aber auch für Helms. Ein Kommentator schreibt unter anderem: „Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Wirrköpfe sich in diese Partei verirrt haben. Sorry, aber wie hohl muss man im Kopf sein, um der Systempresse das Wasser derart auf die Mühle zu schütten?“

Die Stormarner SPD-Kreisvorsitzende Susanne Danhier sagt zu dem Vorfall: „Ich bin entsetzt davon, was für Menschen sich hinter der AfD verbergen.“ Dass Helms Kreisvorsitzender war, sieht sie besonders kritisch. „Man wird nicht einfach so Vorsitzender. Entweder er hat alle Mitglieder im Vorfeld über seine Haltung getäuscht, oder aber – und das glaube ich eher – es gibt in der AfD genügend Mitglieder mit der gleichen Haltung.“ Ähnlich sieht es auch Stormarns CDU-Chef Claus Brandt. „Das zeigt doch, welche Gesinnung der eine oder andere AfD-Vertreter hat. Hätte es keinen öffentlichen Druck gegeben, hätte die Partei auch nicht reagiert.“

Auch Benjamin Stukenberg, Kreisvorsitzender der Grünen, findet die Aussagen Helms’ bedenklich. Er sagt: „Ich begrüße, dass sich die Führung des Landes- und der Kreisverbände distanzieren. Andererseits zeigt die Inschutznahme Helms’ durch Redemann exemplarisch, wie die AfD mit ihren extrem rechten Mitgliedern umgeht.“

Für den Berliner Rechtsextremismus-Forscher Hajo Funke sind Helms’ Aussagen klare Versuche, ein wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich anerkanntes Geschichtsbild zu revidieren. „Damit leugnet er eines der vielen nationalsozialistischen Verbrechen. Solch eine Behauptung wie die über Dachau ist eine der typischen Lügen der Neonazis.“ Außerdem sage man so etwas nicht aus Versehen. „Solche rechtsradikalen Positionen kommen aus dem tiefsten Inneren.“ Doch nicht nur Helms, sondern auch Redemann teilt Funke zufolge die gleiche Haltung. „Redemann leugnet mit seiner Aussage über die Nürnberger Prozesse ebenfalls die deutsche Kriegsschuld.“ Redemann hatte dem Abendblatt gesagt: „Ich meine auch, dass in Nürnberg nicht absolutes Recht gesprochen wurde. Aber es ist müßig, aufzurechnen. Wir müssen uns unserer Vergangenheit stellen.“

Den Rechtextremismus-Experten Funke wundert es nicht, dass die AfD Rechtsradikale anziehe. „Die Partei vertritt rechtspopulistische Meinungen und betreibt faschistische Agitation.“ Die Art und Weise, wie in der Öffentlichkeit gesprochen wird, sei ähnlich, wie bei NPD, DVU und der Schill-Partei. „Die Sache ist übrigens historisch einfach und nicht, wie Dirk Helms meint, komplex“, sagt Hajo Funke.

AfD-Landesverbandssprecher Jürgen Joost sagt: „Redemanns Aussage ist kein Grund, Konsequenzen zu ziehen.“