Anlagen in Großhansdorf sind bis heute einmalig. Sie sollten nur ein Jahr getestet werden, doch irgendwie blieben sie

Großhansdorf. Ein Autofahrer nach dem anderen bringt sein Fahrzeug vor der roten Ampel in der 30er-Zone am Schulzentrum an der der Sieker Landstraße in Großhansdorf zum Stehen. Einige haben ein großes Fragezeichen im Gesicht, schauen sich vergeblich nach Fußgängern um, andere schütteln nur genervt den Kopf. Letztere wissen, dass die Ampel nicht auf Rot gesprungen ist, weil ein Fußgänger die Straße überqueren möchte, sondern weil sie selbst zu schnell gefahren sind. Tempo 30 ist erlaubt. Die Ampel stoppt jeden, der sich nicht daran hält.

Denn diese Ampel ist nicht so, wie andere Ampeln sind. Sie steht immer auf Rot, wird nur grün, wenn sich Autos mit der exakt richtigen Geschwindigkeit nähern. Die ermittelt eine Kontaktschwelle circa 100 Meter vor der Ampel. Doch was seit mehr als 15 Jahren bis heute einmalig in ganz Schleswig-Holstein ist und woran sich die Großhansdorfer und Durchreisende längst gewöhnt haben, muss nun verschwinden. Die Dauerrotampel – so wird sie genannt – ist unzulässig. Noch in den Herbstferien wird sie umgerüstet, um künftig eine normale Fußgängerampel zu sein. Dasselbe geschieht mit der zweiten Ampel dieses Typs, die auf der anderen Seite des Schulzentrums an der Papenwisch steht.

Das sollte eigentlich schon vor geraumer Zeit getan werden. Denn eigentlich waren die Ampeln vor mehr als 15 Jahren nur als Prototypen gedacht. „Damals wurde dieses Ampelsystem nur als Versuch installiert und sollte bereits nach einem Jahr wieder abgeschaltet werden“, sagt Hans-Jürgen Zimmermann von der Kreisverkehrsaufsicht. „Das wurde allerdings versäumt, und so blieb sie über all die vielen Jahre einfach stehen.“

Dass die Ampeln jetzt doch umgerüstet werden, liegt daran, dass es in den vergangenen Jahren eine Änderung der rechtlichen Normen gegeben hat. Demnach dürfen die Dauerrotampeln nicht mehr in Verbindung mit einer Straße genutzt werden, in der eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde vorgeschrieben ist.

Bürgermeister bedauert das Aus für die Dauerrotampel

Bei einer Verkehrsschau – das ist ein Vorgang, bei dem Straßenausstattungen von Behörden überprüft werden – im Frühjahr dieses Jahres kam das Thema dann wieder auf den Tisch. Dabei fiel die Entscheidung, die Ampeln, die der Verkehrsaufsicht schon seit Jahren ein Dorn im Auge waren, endlich auf herkömmliche Ampeln umzurüsten.

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß bedauert das. „Gerade in Schulbereichen sollte man alles tun, um die Geschwindigkeit der Autos zu reduzieren“, sagt er. „Was das angeht, haben unsere Ampeln sich bewährt.“ Auf der anderen Seite sieht er auch die negativen Seiten des Ampelsystems: „Einige Autofahrer fingen irgendwann damit an, bei Rot einfach weiterzufahren, wenn sie wussten, dass kein Fußgänger für den Wechsel auf die Signalfarbe verantwortlich ist. Andersrum ignorierten Schüler oftmals das rote Ampelmännchen, denn sie sahen, dass die Fahrer anhielten, und dachten, das sei ihretwegen. Solche Missverständnisse konnten für gefährliche Situationen sorgen.“

Die Ampeln brachten und bringen also tatsächlich nicht nur Vorteile mit sich. Diese Meinung teilen auch die Bewohner Großhansdorfs. Karina Uecker wohnt seit vielen Jahren in der Gemeinde und steht der Dauerrotampel mit gemischten Gefühlen gegenüber. Als Autofahrerin störe sie sich nicht mehr an ihr, da sie sich längst an sie gewöhnt habe, sagt sie. „Inzwischen achte ich gar nicht mehr darauf.“ Früher hat sich die 47-jährige einmal mit Freunden auf das Stück der Straße gestellt, bei dem die Geschwindigkeit gemessen wird. Passiert sei aber nichts, sagt sie. Auch sie hat beobachtet, dass Autofahrer, die mit dem Ampelsystem irgendwann vertraut waren, einfach weiterfuhren, obwohl die Ampel auf Rot zeigte. „Wenn dann doch mal ein Kind über die Straße läuft, kann das mächtig schiefgehen.“

Birgit Schulzes Haus steht an der Sieker Landstraße auf Höhe der Ampel. „Ich finde die Ampel durchaus sinnvoll“, sagt sie. „Die Leute werden gezwungen, langsamer zu fahren, und das bringt Sicherheit für die Schüler“, sagt sie. Dementsprechend findet sie die bevorstehende Umrüstung nicht gut. Sie deutet auf ihren vier Monate alten Hund und sagt mit einem Lächeln: „Auch für ihn sollten die Ampeln lieber so bleiben, wie sie sind.“

Auch Bärbel Last „würde alles so lassen“. Die 56 Jahre alte Großhansdorferin ist zwar mehr mit dem Fahrrad als mit dem Auto unterwegs. Aber auch als Autofahrerin hat sie sich nie an der Ampel gestört. „Wenn man sich an die Geschwindigkeit hält, passiert ja nichts“, sagt sie. „Von mir aus können solche Ampeln auch an anderen Stellen installiert werden.“

Daraus wird allerdings vorerst nichts werden. Denn in wenigen Tagen sollen die Handwerker anrücken und mit der Umrüstung beginnen. Dann werden Autofahrer – wie überall sonst auch – nur anhalten müssen, wenn Fußgänger wünschen, die Straße zu überqueren. Die Fragezeichen im Gesicht, das Kopfschütteln, sie werden der Vergangenheit angehören.