Ein Drittel aller Landesstraßen ist marode. In zehn Jahren dürfte es schon die Hälfte sein. Und Stormarn ist machtlos

Ahrensburg. Knapp ein Drittel aller Landesstraßen befinden sich in einem schlechten Zustand. Und Experten prognostizieren, dass sich dieser Wert in den nächsten Jahren drastisch verschlechtern wird. Denn um alle maroden Landesstraßen zu sanieren, müssten laut Landesregierung jährlich 90 Millionen Euro investiert werden. Doch für die Erneuerung stehen jährlich nur 25 Millionen Euro zur Verfügung.

Dieser Umstand zwingt das Verkehrsministerium in Kiel zu einer Prioritätenliste. Somit werden bis zum Jahr 2017 nur die Fahrbahnen von Landesstraßen saniert, die entweder stark befahren und damit wichtig für einen Wirtschaftsstandort sind oder eine sogenannte Netzfunktion erfüllen. Damit sind Straßen gemeint, die Orte miteinander verbinden, die nicht über Bundesstraßen oder Autobahnen zu erreichen sind.

Landesregierung rechnet damit, dass Straßen künftig gesperrt werden

„Mit diesen beiden Kriterien werden sowohl Straßen in den Ballungsräumen als auch im ländlichen Raum angemessen berücksichtigt“, heißt es in dem Bericht. Doch für den Kreis Stormarn sowie die anderen Kreise bedeutet das auch, dass zahlreiche andere kaputte Landesstraßen nicht repariert werden. Beispielsweise sollen bis 2017 in Stormarn nur die L224 zwischen Siek und Großensee sowie die L225 zwischen Bargteheide und Hoisbüttel (beide im Jahr 2016) saniert werden. Die Decke der L222 zwischen Stemwarde und Schönningstedt soll 2017 erneuert werden.

Straßen wie die L71 zwischen Reinfeld und Heilshoop, die L84 von Reinfeld bis Bühnsdorf (Kreis Segeberg), die L88 von Barkhorst bis Schmachthagen-Schulenburg, die L91 zwischen Hoisdorf und Lütjensee oder die L160 zwischen Brunsbek und Trittau sind laut Ministerium dringend sanierungsbedürftig. Allerdings erfüllen diese Straßen nicht die Kriterien, um auf die Prioritätenliste zu kommen.

Ein Zustand, den die Kreisverwaltung und die Politik so nicht hinnehmen möchten. Denn schon jetzt gilt auf zahlreichen Abschnitten eine sogenannte zustandsbeschränkte Verkehrsbeschränkung. Das bedeutet, dass es Geschwindigkeits- oder Gewichtsbegrenzungen für Fahrzeuge gibt. Das hat laut Verkehrsministerium nicht nur negative Auswirkung auf den Fahrkomfort. Weitere Folgen sind beispielsweise Verspätungen von Bussen oder Rettungswagen. Auch der Wirtschaftsstandort werde geschwächt, wenn Lastwagen einzelne Straßen nicht mehr befahren dürfen.

Allerdings dürfte dies eher das kleinere Übel sein. Denn mit dem jährlichen Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro lässt sich der Substanzverfall lediglich abbremsen und nicht aufhalten. Berechnungen des Ministeriums zufolge wird in zehn Jahren die Hälfte aller Landesstraßen sanierungsbedürftig sein. „Aufgrund der Zunahme der Schadensschwere in den geschädigten Streckenabschnitten werden Straßensperrungen in den nächsten Jahren stark zunehmen“, heißt es weiter in dem Bericht der Landesregierung. Und: „Wird die Finanzierung der Erhaltung der Landesstraßen nicht weiter aufgestockt, müssen Teile des Netzes aufgegeben werden.“

Landesstraßen könnten zu Kreisstraßen herabgestuft werden

„Das ist völlig inakzeptabel“, sagt Lukas Kilian (CDU), Vorsitzender des Kreisverkehrsausschusses in Stormarn. „Es besteht die Gefahr, dass durch Straßensperrungen Busverbindungen nicht mehr aufrechterhalten werden können“, so Kilian, der betont, dass auf 85 Prozent der Landesstraßen Buslinien verlaufen. „Hierdurch würde insbesondere die Bevölkerung in ländlichen Regionen vom Verkehrsnetz abgeschnitten werden.“

Er und die anderen Mitglieder des Verkehrsausschusses haben jetzt eine Stellungnahme formuliert, die der Kreis dem Landkreistag zuschicken möchte. Darin weisen die Politiker auch darauf hin, dass Auto- und Lastwagenfahrer vermehrt auf Kreisstraßen ausweichen. Für den Kreis Stormarn bedeute dies dann eine finanzielle Mehrbelastung.

Klaus Kucinski, Bauamtsleiter in der Kreisverwaltung, befürchtet sogar, dass die maroden Landesstraßen zu Kreisstraßen abgestuft werden könnten und somit Stormarn für die Instandhaltung verantwortlich wird. „Sollten die maroden Straßen weniger befahren werden, hätte das Land ein Argument für die Herabstufung“, vermutet Kucinski. Allerdings habe das Ministerium in Kiel in diese Richtung noch keinerlei Andeutung gemacht.

Ferner betonen die Politiker in dem Schreiben, dass ein funktionierendes Straßennetz für den Wirtschaftsstandort Stormarn von hoher Bedeutung sei und die Prioritäten noch einmal überdacht werden sollten. Lukas Kilian gesteht allerdings ein, dass der Kreis machtlos sei, sollte das Verkehrsministerium weitern an dem Kurs festhalte. „Es kann nicht sein, dass auf einigen wichtigen Straßen, die dringend sanierungsbedürftig sind nichts passiert.“

Jens Sommerburg, Leiter des Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Lübeck erklärt: „Natrürlich werden Schlaglöcher soweit es möglich ist gestopft“.