An vier Stellen wollte die Polizei Geschwindigkeit kontrollieren. Drei davon blieben leer. Gemessen wurde dafür woanders

Hammoor. Wer den bundesweiten Blitzmarathon am Donnerstag nutzen wollte, um sich bei regelkonformem Autofahren vorbildlich zu fühlen, wurde in Stormarn an vielen Stellen enttäuscht. Es blitzte zwar, aber der angekündigte Blitzmarathon war ein bisschen wie ein Gewitter: Er zog an manchen Stellen vorüber, zum Beispiel an Bargteheide, Großensee und Grabau.

Bundesweit waren mehr als 8700 Messstellen angekündigt, die sich an dem 24-Stunden-Einsatz beteiligten. Vier Stormarner Messpunkte standen auf der Karte des Kieler Landespolizeiamtes, bei dreien suchte man vergeblich: Im Stadtgebiet Bargteheide wurde nicht geblitzt. „Die Kollegen konnten das aus personellen Gründen nicht leisten, krankheitsbedingt“, sagt Andreas Dirscherl von der Polizeidirektion Ratzeburg. Nicht jeder könne so ein Radargerät bedienen, zuvor müsse ein Lehrgang absolviert werden.

Das Gerät ist an die Polizei in Ahrensburg weitergegeben worden. Auch hier aber blitzte es nicht, „aus Einsatzgründen“, es gab wohl zu viel zu tun. In Großensee an der Hamburger Straße war eine Baustelle, kein Blitzgerät. Dirscherl: „Es wurden für die Liste sehr früh Gefährdungspunkte an uns gemeldet, da ist dann eine Baustelle dazwischen gekommen.“ Die für die Grabauer Dorfstraße gemeldete Radarfalle stand zwar in Grabau, aber nicht in dem in Stormarn, sondern in Grabau im Nachbarkreis Herzogtum-Lauenburg. Und am Parkplatz Drahtteich an der Bundesstraße 404 sollten ab 14 Uhr Polizisten stehen. Die allerdings kamen später. Ab 16 Uhr sollen sie da gewesen sein, sagt Georg Ruge von der zuständigen Autobahnpolizei Bad Oldesloe.

Vorher wurde das Blitzgerät am Ortsrand von Hammoor gebraucht. Zwei Polizisten vom Bezirksrevier Bad Oldesloe sind hier seit 7.30 Uhr für den Blitz-Marathon im Einsatz. Eine halbe Stunde haben sie für den Aufbau des Systems gebraucht, das die Geschwindigkeit der Fahrzeuge misst. Es besteht aus einem Sensor, je einem Blitzgerät und einer Kamera pro Straßenseite, außerdem aus einem Modem und einem Computer. Der Sensor misst die Geschwindigkeit aller vorbeifahrenden Fahrzeuge. Ist sie zu hoch, lösen Kamera und Blitz gleichzeitig aus. Hier liegt die zugelassene Höchstgeschwindigkeit bei Tempo 50, dazu kommen die sechs km/h, die angerechnet werden und eine Toleranzgrenze von drei Kilometern pro Stunde. Die Fahrer werden also erst bei einer Geschwindigkeit von mehr als 59 Kilometern pro Stunde geblitzt.

Die Daten gehen an den Computer und sind direkt am Monitor einsehbar. „Die Zahl ganz oben zeigt die Geschwindigkeit an, der Pfeil darunter die Fahrtrichtung“, erklärt einer der Polizeibeamten und deutet auf den Bildschirm. „Im Falle einer Geschwindigkeitsübertretung wird die Zahl rot und zusätzlich werden die Fotos des Fahrzeuges angezeigt.“ In der Zeit von acht bis zwölf Uhr haben die Beamten die Geschwindigkeit von etwa 3000 Autos gemessen, davon fuhren 174 zu schnell. „Das sind weniger Leute als üblich“, sagt der Polizist, der seinen Namen nicht nennen will. Der bis zu diesem Zeitpunkt schnellste Verkehrssünder war mit einer Geschwindigkeit von Tempo 80 unterwegs. Er bekommt innerhalb der nächsten Wochen Post aus Flensburg.

Und er wird damit in relativ kleiner Gesellschaft sein. Auch an den Orten, die nicht auf der Liste der Polizei stehen, so wie Glinde. „Wir kontrollieren an drei Standorten und bislang ist noch keiner zu schnell gefahren. Aber mal sehen, was die Nacht bringt“, sagt Michael Kreinert vom zuständigen Revier.

Dass an anderen Orten kontrolliert wurde, als zuvor angekündigt, sei in Ordnung, sagt Andreas Dirscherl. „Das ist nicht schädlich für die Aktion, es heißt ja, dass überall geblitzt wird.“ Beim Marathon im vergangenen Jahr habe es ebenfalls unangekündigte Kontrollen gegeben. „Wir betonen, dass die Menschen überall vorsichtig fahren sollen.“ Das Ziel sei Prävention und werde ja erreicht: „Die Menschen fahren defensiv.“ Am Tag des Marathons im Vorjahr habe es keinen Unfall gegeben. Das könne Zufall sein, aber eben auch an der vorsichtigeren Fahrweise liegen.

Auch im Gebiet Rolf Aßmanns von der Oldesloer Polizei ist es an diesem Tag eher ruhig. „Wir haben heute noch niemanden geblitzt“, sagt er. „Es fahren alle sehr vernünftig.“ Wo genau kontrolliert wurde, sagt er nicht, auch tauchen die Messstellen nicht in der Liste des Landespolizeiamtes auf. Er lacht und sagt: „Wir können ja nicht alles ankündigen, sonst ist ja kein Nervenkitzel mehr dabei.“ Und Nervenkitzel gehört ja bekanntlich zu beidem: zu Marathon und zu Gewitter.