Im Kampf gegen Einbrecher richtet die Polizeidirektion auch eine Präventions- und Ermittlungsgruppe ein

Reinbek. Die Polizeidirektion Ratzeburg reagiert auf die hohen Einbruchszahlen im Kreis Stormarn: Ab Oktober nimmt die Präventions- und Ermittlungsgruppe gegen Wohnungseinbruch und Diebstahl ihre Arbeit an der Reinbeker Polizeistation auf. „Streifenfahrten werden der Schwerpunkt der Arbeit sein“, sagt Holger Meier, der Pressesprecher der Ratzeburger Polizeidirektion.

Zusätzlich sollen wieder sogenannte Gefahrengebiete in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg eingerichtet werden. In diesen Zonen sind die Polizeibeamten dazu berechtigt, Autos und Personen zu kontrollieren, ohne dass ein konkreter Verdacht besteht. „Wie weit die Gefahrengebiete ausgeweitet werden, ist noch Bestandteil der Planung“, sagt Meier. Die soll voraussichtlich bis zum Ende des Monats abgeschlossen sein. Genaue Angaben darüber, wie oft und an welchen Orten die Streifenfahrten durchgeführt werden, kann Meier ebenfalls noch nicht geben. Sicher ist jedoch, dass sie nicht nur in Reinbek geplant sind. Meier: „Nur der Sitz der Präventions- und Ermittlungsgruppe ist in Reinbek. Allgemein wollen wir etwas gegen Wohnungseinbrüche im gesamten Kreis Stormarn und im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg tun.“

Für Stormarn wies die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr insgesamt 1018 Einbrüche aus. Zum ersten Mal wurde die 1000er-Marke überschritten. Zum Vergleich: 2005 waren es 518 Einbrüche. Kein anderer Kreis in Schleswig-Holstein reichte 2013 mit seinen Zahlen an diesen Wert heran.

Hinzu kommt, dass in Stormarn nur wenig Delikte aufgeklärt werden konnten. Mit einer Aufklärungsquote von 4,3 Prozent bildet der Kreis gleichzeitig das Schlusslicht im schleswig-holsteinischen Landesvergleich. In den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Herzogtum Lauenburg wurden doppelt so viele Einbrüche aufgeklärt.

Auch die Stadt Reinbek selbst ist von der hohen Einbruchs-Quote stark betroffen: 2013 wurde insgesamt 142-mal in Reinbeker Häuser und Wohnungen eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 8,5 Prozent. 2009 registrierte die Polizei in der Stadt erst 88 Einbrüche.

Warum sich die Polizeiführung für eine Präventions- und Ermittlungsgruppe und gegen eine Sonderkommission entschieden hat, erklärt Pressesprecher Meier folgendermaßen: „Eine Sonderkommission wird bei einem ganz konkreten Anlass eingesetzt, um ein Delikt aufzudecken. Wir wollen mit unseren Streifen weitere Einbrüche verhindern.“ Etwa ein halbes Jahr sollen die rund 30 Beamten der Reinbeker Kriminal- und der Schutzpolizei von etwa zehn zusätzlichen Kollegen unterstützt werden. „Momentan sind wir noch mit der Einrichtung der Ermittlungsgruppe beschäftigt“, sagt Meier. Ob das Projekt nach Ablauf des halben Jahres verlängert wird, sei zurzeit noch ungewiss. Meier: „Wir müssen sehen, wie die Ermittlungen im Winter laufen. Dann können wir entscheiden, ob das Projekt fortgeführt wird.“

Die Polizeibeamten werden voraussichtlich ab dem 1. Oktober im Einsatz sein. Eine Zeit, in der die Sonne früher untergeht und die Einbruchszahlen damit steigen, wie Holger Meier weiß: „In der kalten Jahreszeit wird häufiger eingebrochen als im Sommer“, sagt er. Daher sei vor allem in den kommenden Monaten die Präventionsarbeit der Polizeibeamten wichtig.

Schon seit 2011 richtet die Polizeidirektion Ratzeburg immer in den Wintermonaten von November bis Februar ein Gefahrengebiet ein. Dieses Jahr soll sich allerdings die Umsetzung der Kontrollen ändern. „In den vergangenen Jahren haben wir keine Präventions- und Ermittlungsgruppe eingesetzt“, sagt Holger Meier. „Die soll nun viel gezielter kontrollieren, als es früher möglich gewesen ist.“ Nähere Angaben zu diesem Thema dürfe er nicht machen, sagt der Polizeisprecher.

Dass der Kriminalitätsrate nun entgegengewirkt werden soll, bewertet Stormarns Landrat Klaus Plöger als ausgesprochen positiv. „Das zeigt, dass das Land jetzt reagiert“, sagt er. Er hofft, dass damit die Zahl der Einbrüche tatsächlich gesenkt werden kann.

Dennoch hat es in den vergangenen Monaten immer wieder Kritik an der Ausweisung der sogenannten Gefahrengebiete gegeben. Sie seien nur billiger Ersatz für ordentliche Personalplanung hieß es etwa vonseiten des FDP-Fraktionschefs im Landtag in Kiel, Wolfgang Kubicki. Ebenso wie der Ahrensburger CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch machte er vor allem den Personalmangel bei der Polizei für die schlechte Aufklärungsquote in Stormarn verantwortlich.

In den Hamburger Stadtteilen St.Pauli, Altona und Sternschanze war zu Beginn dieses Jahres ein Gefahrengebiet nach schweren Ausschreitungen eingerichtet, nach starken Protesten aber bereits nach zehn Tagen wieder aufgehoben worden.