Hamburg will den Großensee loswerden. Denn er hat für die Hansestadt „keine strategische oder ökonomische Bedeutung mehr“, wie ein Sprecher der zuständigen Finanzbehörde unumwunden zugibt.

Mit anderen Worten: Das Gewässer ist wertlos für die Metropole. Einem Käufer aber, so der Plan, soll es 1,115 Millionen Euro wert sein – mindestens.

Die Gemeinde Großensee will nun zuschlagen, denn im Dorf geht die Angst um. Sicherlich ist sie nicht völlig aus der Luft gegriffen. Was passieren kann, wenn ein privater Investor einen See kauft, macht ein Düsseldorfer Rechtsanwalt mit seiner Wandlitzsee Aktiengesellschaft um das gleichnamigen Gewässer vor den Toren Berlins seit 2003 eindrucksvoll vor. Auf der Internetseite (www.wandlitzsee.de) ist von „Verpachtung von Nutzungsrechten“ die Rede, von „gewerblicher Betätigung“, von „Erzielung von Einkünften“. Und von einem langen Rechtsstreit mit der Gemeinde Wandlitz. Der habe mit einem Vergleich geendet und beschere der AG immer noch einen „namhaften Betrag“.

So etwas wollen die Großenseer zu Recht verhindern. Dass sie nun einen Bebauungsplan aufgestellt haben, ist der einzig richtige Schritt, um mögliche Auswüchse am Seeufer zu verhindern. Was etwaige Nutzungsrechte angeht, gibt es bereits jetzt Verträge mit dem Eigentümer Hamburg, die auf einen Rechtsnachfolger vorerst uneingeschränkt zu übertragen wären. Insofern ist derzeit nicht mal im Ansatz erkennbar, für wen das Seewasser mittelfristig mehr als einen ideellen Wert haben könnte, wer ein Interesse haben könnte, überhaupt einigen einzigen Euro dafür zu zahlen.

Nichtsdestotrotz: Angst ist gut geeignet, den Preis in die Höhe zu treiben, das dürften auch die Hamburger jenseits der Landesgrenze wissen. Die Großenseer sollten jetzt nicht zu viel Angst zeigen.