Dreijährige aus Braak wird Deutsche Meisterin im Nachmachen der Eselslaute. Das Geld soll für sie angelegt werden

Braak. „Ein kleines graues Eselchen, das wandert durch die Welt. Es wackelt mit dem Hinterteil, so wie es ihm gefällt. I-Aah, I-Aah, I-Aah“ singt Lilly vergnügt und wiederholt das I-Aah noch mehrere Male. Dieses Kinderlied und ihre quirlige, aufgeweckte Art brachten der Dreijährigen in diesem Jahr besonders viel Glück: Das blonde Mädchen aus Braak gewann bei der 15. Deutschen Meisterschaft im I-Aah-Rufen im Eselpark Nessendorf im Kreis Plön. Für den ersten Platz erhielt Lilly einen großen goldenen Pokal, eine Goldmedaille und 1000 Euro Preisgeld. Am meisten freut sich die Dreijährige allerdings über den violetten Plüschesel, der jetzt neben ihr sitzt. Die Aussicht auf das Kuscheltier mit der leuchtenden Mähne hat sie motiviert an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Die Familie hatte an Lillys Geburtstag Mitte Mai einen Ausflug in den Eselpark Nessendorf in Blekendorf unternommen. An diesem Tag fand auch eine der 16 Vorrunden statt, deren Sieger sich für die Meisterschaft im I-Aah-Rufen qualifizieren. Ziel ist es dabei, dem Esel Cäsar ein I-Aah zu entlocken. Mit einem Mikrofon in der Hand muss jeder Teilnehmer das Tier zu einem Laut bewegen. Wer das schafft, zieht automatisch ins Finale ein. Bleibt Cäsar stumm, entscheidet der Applaus der Zuschauer darüber, wer eine Runde weiter kommt.

Das „Applausometer“ muss im Eselpark Nessendorf sehr oft entscheiden. Denn Cäsar zu einem Eselslaut zu bewegen, ist eine echte Herausforderung. „Lilly war in der Vorrunde die Einzige, die den Esel zum Antworten gebracht hat“, sagt Lillys Mutter Carmen Uhlig. „Dabei hat sie gar nicht viel gemacht, sondern einfach nur ein bisschen vor sich hergebrabbelt.“

Für das Finale unterbrach die Familie sogar ihren Urlaub auf Rügen. „Wir haben überlegt, ob wir überhaupt dahin fahren sollen“, sagt die 37-Jährige. „Doch als Lilly im Urlaub auf einmal dieses Kinderlied gesungen hat, wussten wir, dass sie teilnehmen muss.“ Also packten Lilly, ihre Eltern sowie ihre beiden älteren Schwestern Lilou und Lysien früh morgens die Strandsachen wieder ein und fuhren rund 300 Kilometer nach Blekendorf. „Während der Fahrt hatten wir Panik, dass wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen, und kamen völlig abgehetzt an. Nur Lilly war ganz entspannt“, sagt Carmen Uhlig und lacht. Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer stand Lilly auch schon am Mikrofon. „Sie schüttelte nur den Kopf und sagte, dass sie nicht mehr wisse, wie das geht“, sagt Carmen Uhlig. „Aber Lysien war ihr eine seelische Stütze“. Die 15-Jährige nahm Lilly in den Arm und redete ihr gut zu. Daraufhin richtete das blonde Mädchen in Kleinkindsprache ein paar Worte an Esel Cäsar.

Beim Finale war es zwar keinem der Teilnehmer möglich, Cäsar ein I-aah zu entlocken, doch die Zuschauer kürten mit ihrem Applaus Lilly zur Siegerin. Auf die Frage, was sie mit ihrem Preisgeld machen möchte, antwortet die Dreijährige, dass sie „Lollis und Naschkram“ kaufen will. „Wir haben ihren Schwestern etwas von dem Geld abgegeben, der Rest soll für Lilly angelegt werden“, sagt Carmen Uhlig. An dem Wettbewerb gefiel der Braakerin besonders die entspannte und familiäre Atmosphäre. „Wir haben sehr viel an diesen beiden Tagen gelacht“, sagt sie.

In den vergangenen Jahren hatte jeweils im August eine Junioren-Meisterschaft nur für Kinder stattgefunden. Ein I-Aah-Rufen für Erwachsene veranstaltet der Eselpark Nessendorf in jedem Jahr am Mutter- und Vatertag. In diesem Jahr entschieden sich die Veranstalter dazu, junge und ältere Parkbesucher in die Meisterschaft mit einzubinden. „Weil die Nachfrage so groß war und alle Teilnehmer bei den vergangenen Wettbewerben so viel Spaß hatten, wollten wir auch Erwachsene bei dem I-Aah-Rufen im August teilnehmen lassen“, sagt Kirstin Beese vom Eselpark Nessendorf.

Warum überhaupt seit 15 Jahren eine solche Meisterschaft im I-Aah-Rufen im Eselpark stattfindet, erklärt Besitzer Friedrich August selbst: „Als Kinder haben wir selbst immer ganz laut I-Aah gerufen und damit die Tiere zum Antworten animiert“, sagt der 41-Jährige. Der Eselpark Nessendorf ist ein Familienbetrieb. Die Huftiere begleiteten Friedrich August von klein auf. Die Idee für einen Wettbewerb im I-Aah-Rufen folgte jedoch erst im Erwachsenenalter. „Cäsar ist neben vielen Stuten unser einziger Deckhengst. Deswegen ist er jedes Jahr beim Wettbewerb dabei“, sagt Friedrich August. „Außerdem hat er diese für einen Esel typische graue Farbe und passt daher sehr schön ins Bild.“ Denn neben grauen Eseln sind im Eselpark Nessendorf unter anderem auch weiße und braune Esel zu sehen.

Ob es im kommenden Jahr wieder eine Meisterschaft geben wird, bei der Kinder und Erwachsene gemeinsam antreten, weiß Friedrich August allerdings noch nicht. In Braak zumindest ist das Unternehmen Titelverteidigung fest eingeplant: „Lilly möchte im nächsten Jahr wieder antreten. Und auch ihre Schwestern wollen ihr Glück versuchen“, sagt Carmen Uhlig. Bis dahin wird die kleine Lilly noch ausgiebig mit ihrem violetten Plüschesel kuscheln. Sie hat ihn Cäsar genannt.