Drei Sieger beim Fotowettbewerb von Bürgerstiftung Region Ahrensburg und Abendblatt in der Stadtbücherei gekürt

Ahrensburg. Ein guter Fotograf weiß sofort, wann seine Suche erfolgreich, sein Ziel erreicht ist. Dann sieht er es plötzlich vor sich – das perfekte Motiv. „Ich erkenne es auf Anhieb, das fällt mir gar nicht schwer“, sagt Michael Wetzel. Der 67-Jährige ist ein guter Fotograf. Mit seinem Werk „Schlossbrücke“ hat er nun den Wettbewerb „Dein Foto für Ahrensburg“ der Bürgerstiftung Region Ahrensburg und der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn gewonnen. 69 Teilnehmer hatten mehr als 250 Motive eingereicht, in einem Online-Voting hatte die Öffentlichkeit 20 ins Finale gewählt, eine siebenköpfige Jury wählte die drei Sieger aus.

Für Michael Wetzel ein Grund, gleich in die Luft zu gehen: Der erste Preis ist ein Fotoflug. Wetzel wird an Bord einer Cessna 172 vom Flugplatz Grube in Ostholstein abheben.

Hinterm Steuerknüppel wird Christian Wendt aus Ahrensburg Platz nehmen, pensionierter Schulleiter, Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung, Jury-Mitglied während des Wettbewerbs und eben routinierter Hobbypilot. Am Mittwoch, kurz vor der Preisverleihung, ist Wendt die Strecke schon mal abgeflogen. „Herrlich. Aus dem einen Fenster konnte ich bis in die Flensburger Förde sehen, aus dem anderen bis nach Rostock.“ Auf jeden Fall wird er mit Michael Wetzel die Fehmarnsundbrücke ansteuern. „Dort bin ich schon mit vielen Fotografen und Kamerateams hingeflogen. Das ist ein tolles Motiv.“

Wieder eine Brücke also, wie auf Wetzels Siegerfoto. Der pensionierte Produktionsleiter in einem Betrieb für Druckvorlagenfertigung ist überrascht, dass er ausgerechnet mit diesem Foto gewonnen hat. „Wieder das Schloss. Das fotografiert doch jeder.“ So, wie er es mit seiner Nikon D300 eingefangen hat, ist es aber noch keinem gelungen: die Brücke zum Haupteingang von Westen her gesehen, ein Ausschnitt mit zwei von drei Bögen. Die Wasseroberfläche des Schlossgrabens teilt das Bild in der Horizontalen, darauf spiegelt sich das Motiv wider. Verstärkt wird die strenge Symmetrie des Fotos durch den Brandschutzsteg neben der Brücke, der keinem Besucher je wirklich auffällt, der Denkmalschützern dennoch ein Dorn im Auge ist, der Wetzels Komposition aber erst vollständig macht.

Aber wo ist oben und wo unten? Und wo das Schloss? Der Betrachter muss nachdenken ob des überraschenden Blickwinkels. „Fotos müssen etwas auslösen, Emotionen wecken, zur Betrachtung einladen“, hat Abendblatt-Redaktionsleiter Hinnerk Blombach zuvor gesagt. Michael Wetzels Bild erfüllt diese Anforderungen. Die Aufnahmen der Zweit- und des Drittplatzierten auch. Julia Mende, 35, hat bei einem Streifzug an der Aue entlang mit ihrer Canon-Kompaktkamera „Stille“ aufgenommen: einen Zugang zu einer Koppel, versperrt von einem Holzzaun, links und rechts davon winterkahle Sträucher. Das Licht ist kalt. „Da stinkt’s ganz fürchterlich“, sagt Mende und lacht herzlich, „das Motiv liegt nämlich in der Nähe des Klärwerks. Sie wird nun mit Abendblatt-Fotograf Michael Rauhe auf Tour gehen, das ist ihr Preis.

Kurt Wrissenberg, 75, der einzige gelernte Fotograf im Sieger-Trio, hat sein Motiv beim Kaffeetrinken im Garten des Café Gerads entdeckt: die Rückseite des Daches des benachbarten Geschäftshauses. „Die habe ich mir immer wieder angesehen.“ Schließlich hat er gewartet, bis an einem sonnigen Tag die gelben Markisen heruntergelassen wurden, und auf den Auslöser seiner Canon-Spiegelreflex gedrückt.

Noch bis zum 6. September sind die 20 Finalisten-Bilder in der Ahrensburger Stadtbücherei (Manfred-Samusch-Straße 3) zu sehen. Und die Inhaber der Galerie Stojan werden aus allen eingereichten Fotos zwölf für ihren Ahrensburg-Kalender 2016 auswählen.

Bürgerstiftungs-Vorstand Eckstein ist mit dem Wettbewerb zufrieden. „Die Idee, Ahrensburg im Bild festzuhalten, ist aufgegangen. Ich habe noch nie so viele Fotos von der Stadt gesehen.“