Betriebe wie der Kleverhof in Elmenhorst sollten mit Schildern an der Straße werben dürfen, sagt der Ministerpräsident

Elmenhorst. So wie Lutz und Tim Unverhau, die in Elmenhorst den Bio-Hofladen Kleverhof betreiben und auf drei Hektar Obst und Gemüse anbauen, ergeht es in Stormarn und anderen Teilen Schleswig-Holsteins vielen landwirtschaftlichen Betrieben: Weil ihr Geschäft außerorts liegt, dürfen sie an den Straßen nicht mit Schildern auf ihre Produkte hinweisen. Ein Unding, finden die beiden Brüder – und sind mit dieser Meinung nicht allein. Auch der Kreisbauernverband ist empört. Eine Gesetzesänderung soll her, so die Forderung. Ob es dazu kommen wird, ist noch lange nicht geklärt, doch zumindest können sich die Unverhaus und ihre Mitstreiter der Unterstützung von Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) gewiss sein. Der Landesvater machte am ersten Tag seiner einwöchigen Sommertour Halt in Elmenhorst und versprach: „Wir werden Lösungen für das Problem finden.“

Albig, der in den kommenden Tagen diverse Unternehmen, Schulen, Bildungs- und Kultureinrichtungen im Land besucht, nahm kein Blatt vor den Mund. Über die aktuelle Regelung sagt er: „Wir machen viel Schwachsinn.“ Hofläden wie der in Elmenhorst seien von touristischer Bedeutung. Denn Lutz und Tim Unverhau verkaufen die Produkte nicht nur in ihrem Laden, sie kredenzen auch Leckereien aus eigenem Anbau in ihrem Hofcafé und bieten Führungen sowie Vorträge an. Auch haben Schulklassen die Möglichkeit, im Kleverhof Getreide von der Koppel zu ernten und daraus Bio-Brot zu backen. Derzeit ist gerade eine Seminar- und Schulungsküche in Bau (siehe Text rechts).

Straßenmeisterei entfernt Hinweisschild nach nur 90 Minuten

„Uns geht es wirtschaftlich ganz gut“, sagt Tim Unverhau. Es gehe bei der Schilderproblematik aber vielmehr um Gerechtigkeit und auch darum, Betrieben, die sich in einer anderen Situation befänden, die Möglichkeit zum Werben zu geben. Der 49 Jahre alte Diplomingenieur sagt: „In Niedersachsen ist das auch kein Problem, da ist es erlaubt. Warum tut sich Schleswig-Holstein damit so schwer?“

Dass Hinweisschilder effizient sind und mehr Kunden anlocken, davon berichtet Lutz Unverhau aus eigener Erfahrung. Im vergangenen Jahr hatte er an der Bundesstraße 75, die nur 200 Meter von seinem Hofladen entfernt ist, eines angebracht. „Binnen kürzester Zeit standen fünf neue Kunden hier im Geschäft, die mir sagten, das Schild mit dem Hinweis auf den Verkauf von unseren Bio-Tomaten hätte sie neugierig gemacht.“ Die Freude über den Effekt währte jedoch nicht lange. Die zuständige Straßenmeisterei Bargteheide entfernte das Schild nach nur anderthalbhalb Stunden.

Als die Brüder Albig diese Geschichte erzählten, schüttelte der Ministerpräsident nur verständnislos den Kopf. Der SPD-Politiker sagte, man könne die Dinge ja ein bisschen anschieben. In der Sprache der Politiker bedeutet das so viel wie: Ja, ich werde mich darum kümmern. Albig machte nicht den Eindruck, dass es sich dabei nur um Worthülsen handelte. Er betonte, wie wichtig ökologisch hergestellte Produkte seinen. Sprach von einer „Geschmacksexplosion“, als er einige der 650 Tomatensorten, die der Kleverhof zum Verkauf anbietet, probierte.

Besonders angetan war Albig vom Konzept der Unverhaus, die Schülern praxisnah das Thema ökologische Landwirtschaft näherbringen: „Das ist eine tolle Initiative, die viel mit Bildung zu tun hat. Hier erfahre ich, wie man sich gesund ernähren kann. Das ist herausragend.“ Rund eine Stunde weilte der Ministerpräsident in Elmenhorst, dann ging es weiter zum nächsten Termin nach Pinneberg.

Was dieser Besuch hinterlässt? „Anerkennung für unsere Arbeit“, sagte Lutz Unverhau. Und die Hoffnung, dass der Schilderirrsinn bald ein Ende haben könnte.