Bargteheides ehemaliger Bürgermeister will als Mediator den Konflikt um die Ahrensburger St. Johanneskirche beenden

Ahrensburg. Wenn nichts mehr geht, ist jemand wie Werner Mitsch gefragt. „Meine Arbeit soll helfen, die Frage zu beantworten, wie eine gemeinsame Zukunft gestaltet werden kann“, sagt er. Mitsch, der bis 2008 Bürgermeister von Bargteheide war, arbeitet nach seiner Pensionierung verstärkt als Mediator. In diesem Job hat er sich einen so guten Ruf erworben, dass er Kandidat für komplizierte Aufgaben ist. So wie die der Vermittlung zwischen Kirchengemeinde und Förderverein an der Ahrensburger St. Johanneskirche.

Dass der Fall besonders sensibel ist, wird bereits bei diskreter Nachfrage klar. Wer wissen will, wie das Mediationsverfahren vorangeht, rechnet nicht unbedingt mit detaillierten Antworten, doch die Reaktionen lassen erahnen, wie groß das Misstrauen inzwischen ist. „Das ist ein Vorgang, der eines gewissen Schutzes bedarf. Ich würde ungern etwas darüber in der Öffentlichkeit lesen“, sagt Ulrich Fornoff, Kantor der Kirchengemeinde. Auch Hans-Peter Hansen, 1. Vorsitzender des Fördervereins, antwortet diplomatisch: „Die Koordination der Termine konnte aus dem Gespräch herausgenommen werden. Und es konnte weitgehend Einvernehmen erzielt werden.“

Als Kirchengemeinde und Förderverein St. Johannes im April eine Nutzungs- und Finanzierungsvereinbarung akzeptierten, schien ein lange währender Streit endlich zu einem guten Ende gekommen zu sein. Die 1962 geweihte Kirche war aus Kostengründen zum 1. Juli 2013 geschlossen worden und sollte entwidmet werden. Gemeindemitglieder hatten einen Förderverein gegründet und als Protest Andachten vor der verschlossenen Kirche organisiert. Kompromiss war schließlich die Nutzungs- und Finanzierungsvereinbarung, die den Förderverein dazu verpflichtet, die Betriebskosten von jährlich etwa 30.000 Euro durch Geld und ehrenamtliche Arbeit aufzubringen. Am Ostersonntag wurde die Kirche mit einem Gottesdienst wiedereröffnet. Doch schon bald gab es neuen Streit über die Auslegung des Vertrags.

Werner Mitsch bekam den Auftrag zur Vermittlung von der Kirche, musste aber zunächst die erste Voraussetzung einer jeden Mediation erfüllen: von beiden Seiten angenommen zu werden. „Es geht um Akzeptanz und Vertrauen – die Beteiligten müssen davon überzeugt sein, dass ich unparteiisch handle“, sagt Mitsch und definiert seine Aufgabe: „Anders als der Schlichter ist ein Mediator für den Prozess, nicht für die Inhalte zuständig. Menschen sollen ihre Konflikte unter Anleitung nachhaltiger selbst lösen, als wenn sie das nur untereinander versuchen. Ich helfe ihnen, selbst eine Lösung zu finden, an die sie vielleicht gar nicht gedacht haben.“

Gemeinde und Förderverein von St. Johannes haben jeweils fünf Vertreter in die Mediation entsandt. Bisher ging es vor allem um Befindlichkeiten und eine Basis für die Kommunikation. „Wir haben analysiert, was schiefgelaufen ist, und uns gefragt, ob nicht zu oft übereinander statt miteinander geredet wurde“, erzählt Mitsch. In diesem Verfahren wie bei anderen Mediationen: Alle Beteiligten sollten Verständnis für die Sicht und die Empfindlichkeiten der anderen Seite entwickeln. Dabei können auch Perspektivwechsel in Rollenspielen helfen.

Werner Mitsch schafft es, mit beruhigender Stimme und klarer Argumentation rasch Vertrauen aufzubauen – und souverän die Balance zwischen Information und notwendiger Diskretion in Sachen St. Johannes zu halten. Er wurde 2005/2006 zum Mediator ausgebildet und profitierte auch für sich selbst unmittelbar davon. „Das war während meiner Amtszeit als Bürgermeister. Besser, ich hätte das schon viel früher gemacht, dann wäre mir mancher Fehlgriff erspart geblieben“, sagt er. Seit 2009 hat er in mehr als 30 Fällen als Mediator für Verwaltungen, Betriebe und Familien gearbeitet. „Das Feld ist breit, die Grundfragen aber gleichen einander. Um was geht es? Um was geht es wirklich? Und wie kommuniziere ich es?“, erzählt Mitsch.

Seine Aufgabe an St. Johannes bewertet er als schwierig, weil die öffentliche Erwartung hoch sei. Dennoch ist er zuversichtlich: „Die Richtung stimmt. Es scheint der Wille beider Parteien zu sein, eine gute Zukunft gemeinsam zu gestalten.“ Nach den Ferien werden die Gespräche fortgesetzt.