Warum muss es eigentlich immer moderne Musik geben, fragen sich manche Festival-Besucher.

Die Antwort ist leicht: Weil der Konzertbetrieb nicht zum Museum werden darf. Weil zeitgenössische Komponisten das Lebensgefühl von heute vermitteln, aktuelle Themen aufgreifen und deswegen auch das Recht haben, gehört zu werden. Und warum sind die Zuhörer trotz aller Skepsis oft so begeistert, wie jetzt im Ahrensburger Marstall? Auch schnell beantwortet: Weil es Interpreten wie Igor Levit gibt, die nicht nur technisch perfekt sind, sondern sich mit Leidenschaft für moderne Musik einsetzen, auf diese Weise ganz neue Hörerlebnisse ermöglichen und zugleich ungeahnte Botschaften in die Welt der schönen Künste bringen – auch politische.

Aber warum stellt sich gerade ein solcher Pianist nach dem Konzert nicht noch schnell für Foto oder ein Gespräch zur Verfügung? Glaubte man, dass die Presse nur Sekt schlürfen und Schnittchen essen wollte? Was ist an einem solchen Empfang so geheimnisvoll? Wo bleibt da die Haltung, die sich zu einer offenen Gesellschaft bekennt? Die Antworten auf diese Frage fallen schwer.

Wenn es wenigstens eine Erklärung gegeben hätte. Gab es aber nicht. Man wollte unter sich sein. Diese Botschaft kam rüber und gab dem Abend einen Missakkord zum Ausklang. Standing Ovations hatte es schon lange nicht im Marstall gegeben. Dass die Presse ausgeschlossen wird, gab es noch nie.

Es ging nicht darum, einen abgekämpften Künstler vor die Kamera zu bringen. Es ging um einen kleinen Austausch. Um Gespräche auch mit denen, die das Konzert vorbereitet haben. Vielleicht wären auch Fragen zu aktuellen politischen Themen aufgekommen. Sollte das verhindert werden, wäre das ein Armutszeugnis. Dann nützt auch die tollste Musik nicht, die zur Haltung aufruft.