Sie liegen nicht in der Sonne und faulenzen, sondern arbeiten: Stormarns Ferienjobber. Drei Beispiele

Ahrensburg. Es ist viertel nach zehn am Morgen, Jakob Griebel trägt trotz sommerlicher Temperaturen Jeans und feste Schuhe. „Die Chemikalien brennen auf der Haut, deswegen tragen wir alle lange Hosen. Außerdem ist der Boden rutschig, da braucht man Schuhe mit Grip“, sagt der 19-Jährige. Er hat Ferien. Die verbringt er in der Waschanlage am Ahrensburger Kornkamp, gleich neben dem Supermarkt. Jakob ist überall. Er kassiert, er spritzt die Autos vor dem Beginn der eigentlichen Wäsche mit Wasser ab, er wischt die Wagen am Ende der Waschstraße mit einem Ledertuch ab. Abledern nennt sich das.

Seit etwa vier Monaten arbeitet der Schüler, der im nächsten Jahr sein Wirtschaftsabitur an der Ahrensburger Berufsschule machen möchte, in der Waschanlage. In den Sommerferien arbeitet er viel öfter als während der Schulzeit. Zurzeit ist er drei- bis viermal in der Woche in der Waschanlage, in der ersten Ferienwoche hat er sogar jeden Tag gearbeitet. An diesem Tag sollte er laut Dienstplan gar nicht arbeiten, aber sein Chef hat ihn am Vorabend angerufen und gefragt, ob er einspringen könne. „Es kann schon mal sein, das der Chef spontan fragt, ob ich morgen arbeiten kann.“

Bei schönem Wetter läuft das Geschäft besonders gut. „An einem Sonnabend kommen mehr als 200 Autos“, sagt Jakob. Da kann er zwischendurch gerade mal etwas essen oder trinken. An solchen Tagen arbeitet der Schüler bis zu acht Stunden. Am Anfang hat ihm insbesondere die Hitze in der Waschanlage zu schaffen gemacht. Mittlerweile hat er sich daran gewöhnt, trotzdem mag er das Abledern am liebsten, weil er dabei draußen ist. Und: Neben seinem Lohn von acht Euro in der Stunde kassiert er beim Abledern auch das eine oder andere Trinkgeld. „Das wird natürlich unter allen aufgeteilt.“

Früher hat Jakob in einem Büro gejobbt, seine neue Arbeit gefällt ihm aber besser. „Hier sind alle gut drauf, und es ist viel lockerer. Ich duze alle, sogar den Chef.“ Außerdem sei der Verdienst in der Waschanlage höher. Vor Kurzem hat er sich von seinem Lohn ein neues Handy gekauft, den Großteil seines Verdienstes zahlt er aber aufs Konto ein.

Während seiner Arbeit sieht der Schüler viele Autos, die ihm gefallen. „Der SLS AMG von Mercedes ist eine coole Karre“, sagt er. Neben einigen Porsche kommt auch ein Tesla Model S regelmäßig zum Waschen. „Das ist zwar ein Elektroauto, aber das hat ordentlich Bums“. Irgendwann will auch Jakob ein schickes Auto fahren und „von jemandem anderen abledern lassen“.

Die Rettungsschwimmerin muss alles im Blick haben

Noch mehr Wasser gibt es nur beim Ferienjob von Nicole Ehlers, sie arbeitet als Rettungsschwimmerin im Freizeitbad Bargteheide. Ihr Arbeitstag beginnt mit dem Nehmen von Wasserproben. Die Abiturientin überprüft den pH-Wert, den Chlorgehalt und die Wassertemperatur. Danach beginnt ihre eigentliche Arbeit. Sie läuft um das Becken herum und schaut, ob die Badegäste Hilfe benötigen. „Reinspringen musste ich, Gott sei Dank, noch nie“, sagt die 19-Jährige. Einmal sei aber ein kleines Mädchen rückwärts vom Einmeterbrett gesprungen und habe sich das Gesicht aufgeschlagen. „Das war schlimm. Ich habe noch nie ein so bleiches Gesicht gesehen“, sagt Nicole.

Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt der Wasserrutsche. Einige Kinder verstopfen die Rutsche oder rutschen, selbst wenn sie gesperrt ist. Solchen Kindern erteilt Nicole Rutschverbot. Sie mag ihre Arbeit. „ Die Kollegen sind alle nett, und der Job vereinbart die Arbeit mit meinem Hobby“, sagt die junge Frau, die im TSV Bargteheide schwimmt. Außerdem mag sie, dass sie als Rettungsschwimmerin den ganzen Tag draußen ist.

Bei warmen Temperaturen ist die Arbeit aber anstrengend. „Gerade am Wochenende kommen sehr viele Badegäste, da ist es schwierig, den Überblick zu behalten.“ Die Hitze bereitet der 19-Jährigen zum Glück keine Probleme. Einem ihrer Kollegen erging es anders, und er konnte wegen Kopfschmerzen nicht mehr weiter arbeiten. Nicole konnte schnell einspringen, da sie nur fünf Minuten vom Freibad entfernt wohnt. Nicht nur Nicole, sondern auch ihre Chefin ist bei den Arbeitszeiten flexibel. So konnte Nicole einen Urlaub in den USA machen und auch während ihrer Abiturvorbereitungen weniger arbeiten.

Zehn Euro verdient sie pro Stunde. An Wochentagen arbeitet sie sieben bis acht Stunden, am Wochenende werden es bis zu zehn. „Das ist schon anstrengend, da ist man abends geschafft.. Da Nicole während ihrer Arbeit stets geht oder steht, genießt sie es, sich in ihrer Pause hinzusetzen.

Der Obstverkäufer darf bei der Arbeit naschen

Auch Marc Labinschus steht meistens bei seiner Arbeit als Verkäufer beim Erdbeerhof Glantz. Während seiner sechsstündigen Schicht legt er aber auch einige Sprints ein. Meistens flattert dabei neben seiner grünen Schürze ein Geldschein im Wind. Der 20-Jährige will den Obststand nie lange allein lassen und rennt ins benachbarte Haus, wenn er kein passendes Wechselgeld mehr hat.

Nach so einem Sprint steht meist schon der nächste Kunde da, den er mit einem freundlichen „Moin“ begrüßt und ihm Kirschen verkauft. Und schon wartet auch der Lieferant mit neuer Ware auf ihn. Marc kontrolliert den Lieferschein und füllt die angelieferten Kirschen und Pflaumen in Schalen. Dabei darf er auch ein bisschen naschen – schließlich wollen einige Kunden von ihm ja wissen, wie das Obst denn schmecke.

Marc arbeitet vier bis fünfmal die Woche und verdient acht Euro pro Stunde. Von seinem Lohn finanziert er sich einen vierwöchigen Korsika-Urlaub und die Anzahlung für sein Auto. „Im September beginne ein duales Studium bei der Bundespolizei, da wechsele ich oft den Standort und brauche ein Auto.“

Der Umgang mit den Kunden gefällt Marc besonders. Er kennt die Stammkunden und redet gern ein bisschen mit ihnen.

Die negativen Seiten des Arbeitslebens hat Marc in diesem Sommer auch schon kennengelernt. „Nach den Deutschland-Spielen bei der Fußball-Weltmeisterschaft war es ganz schön hart, morgens zu arbeiten. Aber so ist wohl das Arbeitsleben.“