Markus Matthießen, Leiter der Kreis-Geschäftsstelle, wird Chef des Flughafens Lübeck

Bad Oldesloe. Die Eintrittskarte in seine Welt sind Mitgliedsanträge, doch schon bald werden es Flugscheine sein. Er hält den Kontakt nach Kiel und Berlin, doch schon bald wird er mit Peking telefonieren und mailen. Er ist Chef einer Mitarbeiterin, doch schon bald wird er Chef sein von 93 Beschäftigten: Markus Matthießen ist CDU-Kreisgeschäftsführer in Bad Oldesloe, doch schon bald macht er – und zwar im wahrsten Wortsinn – den Abflug. Der 41-Jährige wird Anfang August neuer Geschäftsführer des Lübecker Flughafens im Stadtteil Blankensee.

Für die Stormarner CDU bedeutet das: Sie muss ihre Geschäftsstelle an der Oldesloer Schützenstraße, Anlaufstelle für die knapp 2000 Parteimitglieder im Kreis, wieder neu organisieren. Der Lauenburger Matthießen war dort erst im Oktober 2012 Geschäftsführer geworden, als Nachfolger des langjährigen Stelleninhabers Sven Müller aus Heidekamp, der seitdem die CDU-Landesgeschäftsstelle in Kiel führt. Zuvor hatte Matthießen eine Wahlperiode lang dem Landtag angehört.

„Wir müssen uns die Situation demnächst mal genauer anschauen“, sagt Stormarns CDU-Kreisvorsitzender Claus Brandt aus Ahrensburg und meint mit „wir“ den Kreisvorstand. Anschließend sollten in Ruhe Entscheidungen getroffen werden. Insofern könne er zurzeit noch gar nichts Konkretes zur Zukunft der Geschäftsstelle sagen. Brandt ist von der Personalie Matthießen überrascht worden. In der Tat ist alles sehr schnell gegangen. „Ich bin in der vergangenen Woche fünf Tage in Peking gewesen“, sagt der künftige Flughafen-Chef selbst. Erst dort sei die endgültige Entscheidung gefallen.

Der Flughafen-Deal an sich, die Übernahme des insolventen Betriebes durch die PuRen-Gruppe des chinesischen Geschäftsmannes Yongqiang Chen, hat sich für Matthießen schon deutlich früher angebahnt. Mehr noch: Markus Matthießen ist offenbar nicht ganz unbeteiligt daran gewesen, dass es überhaupt zu dieser Übernahme kommen wird. Das habe etwas mit dem sehr guten politischen Miteinander in seiner Heimatstadt Lauenburg/Elbe zu tun, sagt der CDU-Politiker, der auch Stadtverordneter und Fraktionschef ist.

2010 kam er erstmals mit chinesischen Geschäftsleuten in Kontakt. Der damalige Schwarzenbeker Wirtschaftsförderer Andreas Thiede zog den damaligen Landtagsabgeordneten Matthießen hinzu, als es um die Ansiedlung eines chinesischen Großhandelszentrums für Heimtextilien in der Stadt ging; es ist inzwischen eröffnet worden. Thiede ist unterdessen auf den Bürgermeistersessel in Lauenburg gewechselt. Wenn hin und wieder chinesische Delegationen in der Stadt sind, ist Markus Matthießen mit dabei.

So war es auch, als ein gewisser Herr Chen in der Stadt auftauchte. „Er sagte, seine Firmengruppe wolle sich verstärkt im Bereich Aviation engagieren“, sagt Matthießen. „Da haben wir ihm den Lübecker Flughafen gezeigt.“

Nun steht der gelernte Bankkaufmann „vor einer riesigen Herausforderung“, wie er selbst sagt. Der kleine Flughafen sucht insbesondere neue Kunden, denn die irische Billigfluglinie Ryanair, seit 14 Jahren am Start, hat ihren Flugplan bereits stark ausgedünnt und zieht sich ab Herbst ganz zurück. Matthießen aber kennt sich im Luftfahrtgeschäft nicht so gut aus. Not-Geschäftsführer Siegmar Weegen bleibe „in beratender Funktion erhalten“.

Am 1. August tritt Markus Matthießen seinen Dienst in Lübeck an. Nebentätigkeiten dürfe er wohl ausüben, sagt er. Macht er die CDU-Geschäftsstelle nebenbei? Claus Brandt: „Wir brauchen auch künftig einen vollwertigen Geschäftsführer.“