Open-Air-Konzert vor dem Ahrensburger Schloss muss wegen des Unwetters eine Stunde später beginnen. Doch Musiker und Zuschauer trotzen dem Regen und feiern die Sieger

Ahrensburg. Dunkle Gewitterwolken ziehen über dem Ahrensburger Schloss auf und lassen die Organisatoren des Nachwuchswettbewerbs MusicStorm sorgenvoll in den Himmel schauen. Denn in wenigen Minuten, um 17 Uhr, soll das Finale des Contest beginnen. Doch eine Absage wollen Jan Hansen und Uwe Sommer vom Kreisjugendring (KJR) Stormarn sowie Hans-Ingo Gerwanski von der Sparkasse Holstein möglichst vermeiden. Sie lassen sich das Finale von MusicStorm nicht verhageln und haben nach zahlreichen Telefonaten mit Wetterdienst und Rettungsleitstelle einen Plan B. Als der Wind immer stärker wird, begibt sich Uwe Sommer auf die Bühne: „Wenn es jetzt gleich regnet, können wir in den Marstall gehen.“ Und dann fallen schon die ersten großen Tropfen. Schnell packen die Mitarbeiter von JiMs Bar ihre Sachen zusammen. Uwe Sommer lotst die Menschen mit Holzkelle über die B 75 in den Marstall, gerade noch rechtzeitig. Draußen blitzt und donnert es. Drinnen harren Musiker und Fans aus. „Wir hoffen, dass wir um 18 Uhr mit dem Finale beginnen können“, verkündet Uwe Sommer von einer Leiter.

Doch eine Person fehlt in der Notunterkunft: Marga Bachmann. Die Bewohnerin des Rosenhofes hat es sich in den für die Jury reservierten Strandkörben gemütlich gemacht und schaut zu, wie Kameraleute ihr Equipment zusammenpacken und Menschen von der Schlosswiese flüchten. „Ich hab Musik gehört. Da dachte ich, ich guck mir das mal an“, so Bachmann.

Mit Humor hat es auch die Band Lärmbelästigung genommen. Die vier Jungs aus Großhansdorf mussten schon beim Ahrensburger Stadtfest auf das Ende eines Gewitters warten. Auch Trying Empire nehmen es gelassen: Abwarten und auf besseres Wetter hoffen.

Mit einer Stunde Verspätung kann das Finale beginnen. Die Besucher haben sich durch den Regen nicht vertreiben lassen. Moderator Björn Högsdal versucht das Publikum anzuheizen. Michel Jotzer ist der Erste auf der Bühne. Der Sänger und Songwriter präsentiert vier Songs und erntet nicht nur vom Publikum Applaus. „Er hat wirklich einen schönen Stimmsound“, sagt Jurymitglied Isgaard. Die Oldesloer Band Blaxun hat Freunde mitgebracht. Viele ihrer Mitschüler stehen in der ersten Reihe und machen ordentlich Stimmung.

Mit den Teilnehmern steigert sich das Tempo auf der Bühne. Als nächstes sind die Kleinstadtpioniere dran. Die Rockband aus Bad Oldesloe nimmt das Publikum mit. Sie sind gut aufeinander abgestimmt und Sänger Felix Klüssendorf-Mediger hat sichtbar Spaß auf der Bühne. Die Jungs von der Band Lärmbelästigung stehen im Publikum und rocken kräftig mit. Sie werden als letztes auftreten.

Festival-Stimmung: Zuschauer kommen mit Camping-Stühlen zum Finale

Hinter der Bühne bereiten sich Cookie Park auf ihren Auftritt vor. David Kanehl schminkt sein Gesicht in rot und Schwarz. Die anderen ziehen Hosen mit dem Logo der Band an. Das Wetter scheint immer besser zu werden. Sogar die Sonne lässt sich blicken. Dann kommt die musikalisch härteste Band des Abends: Cookie Park. Auch sie haben ihre Fans mitgebracht. Julia Bubert, 18, und Romina Soltau, 22, sind aus Bad Segeberg nach Ahrensburg gekommen. „Wir hatten Angst, dass wir den Auftritt verpassen könnten“, so Bubert. Ihre Freundin fügt hinzu: „Unsere Scheibenwischer am Auto sind kaputtgegangen, so mussten wir anhalten und warten, bis der Regen nachlässt.“ Dank der Verzögerung konnten aber beide den Auftritt der Metal-Band sehen und ihre Favoriten kräftig anfeuern.

Keine Fans, dafür Musikliebhaber, sind indes Fiona und Richard Slater. Erst vor acht Wochen ist das Ehepaar mit den Zwillingen Katy und Harvey aus England nach Ahrensburg gezogen. „Wir sind hier, weil wir gucken wollen, was diese Stadt so zu bieten hat“, sagt der Vater. Erneut ziehen dunkle Wolken auf: „Das ist jetzt der letzte Regenschauer für heute“, sagt Jan Hansen vom KJR und behält recht. Das Publikum stört es nicht. Mit Schirmen und Regencapes bewaffnet trotzen sie dem Regen. So wie Britta Hammer, 48, aus Lübeck und Uta Hastedt, 49, aus Ammersbek. Beide sind bestens ausgerüstet, nicht nur gegen den Regen. Sie haben Campingstühle dabei und einen Korb voller Krachmacher wie Tröten. Denn die Band, für die am lautesten applaudiert wird, gewinnt den Publikumspreis. Hammer und Hastedt werden für Trying Empire viel Krach machen. „Mein Sohn ist Bassist in der Band“, so Uta Hastedt, die dieses Konzept entwickelt hat. Doch all die Mühe bleibt ohne Erfolg, am Ende wird Lärmbelästung am meisten Applaus ernten.

Noch während es regnet betreten die Band Dreamwood und dann das Duo Tramper AiO die Bühne. Unterdessen trifft Schlagzeuger Sören Lohmann am Schloss ein. Er gehört zur Band Trying Empire und kommt gerade von seinem Abiball. Die anderen Bandmitglieder feierten ihren Schulabschluss einen Tag zuvor. Nach der Verkündung der Gewinner wird Sören wieder zur Feier der Anne-Frank-Schule in Bargteheide zurückfahren. Solokünstlerin Lia darf als Vorletzte auf die Bühne. Sie hat ihren eigenen Fanclub mitgebracht. Familie, Freunde und Bekannte stehen im Publikum und schwingen Fahnen mit Lias Gesicht darauf. „Das war meine Idee“, sagt Mutter Anne Kuschel. Sie ist stolz auf ihre Tochter. „Sie schreibt die Texte aus der Seele heraus“, so die Mutter.

Während Lia mit Balladen das Publikum begeistert, haben die Jungs von Lärmbelästigung noch kurz Zeit für die Vorbereitung. Sänger Niklas ist schon nervös. Er steht direkt hinter der Bühne und sieht Lia bei ihrem Auftritt zu. Am Ende können sie ihre Songs überzeugend präsentieren. Nicht nur die Jury ist begeistert. Auch das Publikum findet die Großhansdorfer gut. Sie räumen an diesem Abend gleich doppelt ab. Lärmbelästigung bekommt den Publikumspreis und den Newcomer-Award.

Gegen 23 Uhr ist das Finale vorbei. Zufrieden verlassen die Bands und Zuschauer die Schlosswiese unter einem romantischen Himmel, der mit roten Streifen durchzogen ist.

Das Video sowie Hunderte Fotos vom MusicStorm-Finale finden Sie unter www.abendblatt.de/stormarn