Bürgerstiftung startet Fotowettbewerb zum 700-jährigen Bestehen der Stadt. Jurymitglied Gerhard Pelzer gibt bei einem Rundgang Tipps

Ahrensburg. Schlips oder Buch, Pralinen oder Parfüm? Das passende Geschenk zu finden, ist häufig schwierig. Vor allem, wenn das Geburtstagskind schon ein bisschen älter ist – so wie Ahrensburg. 700 Jahre hat die Stadt auf dem Buckel. Das fordert dazu heraus, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, aber auch den Wandel in der mit mehr als 31.000 Einwohnern größten Stadt Stormarns zu zeigen. Und genau dazu ruft die Bürgerstiftung Region Ahrensburg auf, die mit der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn an diesem Wochenende einen Geburtstags-Fotowettbewerb startet.

Jeder kann mitmachen, Bilder aus alten Zeiten einsenden oder sich die Kamera schnappen und bei der Suche nach schönen und überraschenden Motiven durch Ahrensburg streifen. „Wir wollen mit der Aktion den Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Verbundenheit mit der Stadt auszudrücken“, sagt Stiftungsvorsitzender Michael Eckstein. „Ein Bild kann mehr als 1000 Worte sagen. Dafür muss es keineswegs höchste künstlerische Ansprüche erfüllen.“

„Man braucht keine riesige Ausrüstung. Man kann auch mit dem Handy tolle Aufnahmen machen“, sagt der ambitionierte Hobbyfotograf Gerhard Pelzer. Er sitzt in der Jury und ermuntert dazu, am Wettbewerb teilzunehmen. Als er mit dem Fotografieren anfing, gab es noch keine Handys. Sein Vater schenkte ihm eine einfache Voigtländer-Kamera. Damals war er 16. Jetzt ist er 70, Begründer der Marstall-Fotogruppe focus und hat die Kamera immer dabei.

„Alles bietet sich an: Gebäude, Natur, Kunst oder der Nachbar“, sagt Pelzer bei einem Rundgang durch Ahrensburg. „Es hängt davon ab, was einen interessiert.“ Wer einen Schnappschuss oder ein sehr emotionales Bild haben will, sei mit dem Handy perfekt bedient. Pelzer: „Es gibt auch Bildprogramme, die man sich als App herunterladen kann. Mit ihnen lassen sich Bilder beschneiden und bearbeiten.“

Der pensionierte Vermessungsingenieur kann sich noch an sein erstes Foto erinnern: das Kernforschungszentrum in Jülich. Erst in jüngster Zeit traut er sich, Menschen zu fotografieren. Das sei das Schwierigste. „Man braucht vor allem einen liebevollen Blick, um den anderen so zu zeigen, wie er ist“, sagt Pelzer – und sieht einen Mann mit Hund auf dem Schoß auf einer Bank. „Das ist Negra. Wir haben sie aus Formentera mitgebracht“, sagt der Mann und streichelt das Hündchen, das in die Kamera schaut. Auch Herrchen hat nichts dagegen, fotografiert zu werden. Und so ganz nebenbei entstehen Bilder voller Charme.

Es geht weiter. Vor dem Rathaus bleibt Gerhard Pelzer stehen. Viele möchten das Gebäude abreißen. Pelzer achtet auf das Licht, sieht, wie das Betonrelief in der Fassade plötzlich plastisch wirkt, wählt eine Fluchtperspektive und löst aus. „Ich hätte auch von vorn fotografieren können“, sagt er. „Dann wäre das nur ein Abbild.“ Wer etwas Besonderes will, müsse eine Idee haben. „Die Kunst entsteht nicht durch teure Technik, sondern im Auge und Kopf hinter der Kamera.“ So sind auch leer stehende Läden für ihn ein Motiv.

„Hier sind noch die Klebespuren der Werbeschrift zu sehen“, sagt Pelzer an der Ecke Große Straße/Woldenhorn. Der genaue Blick lohnt sich. Das sieht aus wie Graffiti. Alle Geschäfte sind leer. Pelzer geht dicht heran und holt ein Zirkusplakat in den Vordergrund. In der Scheibe spiegeln sich Häuser und der kleine Park. So wird aus der Tristesse eine fotografische Perle und eine Dokumentation des Wandels. „Ahrensburg verändert sich“, sagt der Stiftungsvorsitzende Michael Eckstein. Die Teilnehmer des Wettbewerbs dürften ruhig zeigen, wo Handlungsbedarf besteht.

Die besten Fotos wählen eine Jury und die Bürger – bei einem Online-Voting. „Das ist eine zeitgemäße Variante“, sagt Eckstein. Das passe. „Ahrensburg ist trotz seiner 700 Jahre eine moderne, lebendige Stadt. Und auch das wollen wir zeigen.“