Auf dem Gelände der ehemaligen Tierversuchsanstalt in Willinghusen sollen sich mehrere Unternehmen ansiedeln

Barsbüttel. Im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen könnte demnächst ein neues Gewerbegebiet entstehen und langfristig wieder mehr Geld in die Kasse der Gemeinde spülen. Der japanische Pharmariese Takeda, dem die am 31. März vergangenen Jahres geschlossene Tierversuchsanstalt gehört, will dort auf 4,8 Hektar Fläche einen Innovationspark errichten und diesen auch vermarkten. Ein städtebaulicher Vertrag, der die Kostenübernahme beinhaltet, liegt der Gemeinde bereits vor. Die Politik ist dem Projekt gegenüber aufgeschlossen, benötigt allerdings noch mehr Detailwissen, um Beschlüsse zu fassen. „Aber das dort etwas passieren muss, darüber herrscht Einigkeit“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB).

„In den vergangenen zwei, drei Monaten sind die Gespräche mit Takeda konkreter geworden“, sagt Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Die Gemeinde könnte mehr Gewerbesteuereinnahmen gut gebrauchen. 2013 sind diese von zehn auf 7,6 Millionen Euro zurückgegangen. Der Verwaltungschef spricht von einem „schmerzhaften Verlust“. Wie hoch der Anteil von Takeda durch die Schließung des Instituts für Pharmakologie und Präklinische Arzneimittelsicherheit, so der offizielle Name der Tierversuchsanstalt, daran ist, darüber darf Kämmerer Holger Fischer keine genauen Angaben machen. Nur soviel: „Es ist ein großer Prozentsatz.“

Versuche von Takeda, einen Mieter für die Immobilie mit ihren modernen Forschungsanlagen zu finden, schlugen fehl. Ebenso ein Verkauf. Dabei soll das Objekt nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn zuletzt für acht Millionen Euro zu haben gewesen sein – zwölf Millionen Euro weniger als noch vor einem Jahr. In den Jahren 2005 und 2006 wurden noch 23 Millionen Euro in neue Labore und Büros investiert. Damals gehörte die Anlage noch dem multinationalen Konzern Nycomed, der 2011 von Takeda übernommen wurde. Die Gebäude seien laut Gemeindekämmerer Fischer in einem Top-Zustand. Zudem verfügt das Gelände über 130 Kfz-Stellplätze.

Barsbüttels Kommunalpolitiker haben sich im Planungsausschuss bereits mit dem Thema befasst. Holger Gettschat von der SPD: „Bevor wir dem Investor einen Blankoscheck ausstellen, möchten wir wissen, was sich hinter dem Begriff Innovationspark verbirgt.“ Man wolle zum Beispiel keine Speditionen vor Ort mit viel Fahrzeugbewegung. Diese Meinung teilt der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Böckmann (CDU): „Wir begrüßen es, wenn sich dort Gewerbe ansiedelt. Allerdings möchten wir keinen Schwerlastverkehr.“ In der Vergangenheit habe sich ein Unternehmen von den Gegebenheiten vor Ort ein Bild gemacht mit dem Gedanken, einen Outletstore zu errichten. Zu konkreteren Verhandlungen sei es jedoch nicht gekommen. „Da hätte die Politik wohl auch nicht zugestimmt“, sagt Böckmann.

Jetzt gestaltet sich die Lage anders. Wie wichtig den Kommunalpolitikern das Thema ist, zeigt die Tatsache, dass bei der Planungsausschusssitzung am 8. Juli, die sich eigentlich nur mit der Rathaussanierung befassen sollte, der Innovationspark auf die Agenda genommen wurde. Zudem handelt es sich um eine gemeinsame öffentliche Sitzung mit dem Ortsbeirat Willinghusen. „Transparenz ist das oberste Gebot“, sagt Eickenrodt. Und Gettschat bekräftigt, man wolle die Bürger unbedingt an der Planung beteiligen. Deshalb ist auch ein Vertreter von Takeda geladen. Von ihm wollen die Politiker mehr Details über den Innovationspark erhalten.

Eine Anfrage des Abendblatts zu den Einzelheiten beantwortete Takeda so: „Ziel ist es, dass ein Großteil der neu erstellten Gebäude einer sinnvollen Nutzung zugeführt wird. Das Gelände ist mit seinen Einrichtungen gut geeignet für Firmen, die innovativ tätig sind und von der dortigen Infrastruktur profitieren – also zum Beispiel die Labors nutzen können.“ Aktuell sei man mit mehreren potenziellen Partnern im Gespräch. Bürgermeister Schreitmüller kann sich dort „kleinere Betriebe mit Wachstumspotenzial vorstellen“.

Dessen Stellvertreter Böckmann sagt: „In den ersten Jahren werden wir zwar keine Gewerbesteuereinnahmen generieren, da die Unternehmen Entwicklungskosten abschreiben können.“ Eine andere Art der Nutzung, etwa als Bauland, schließt er jedoch genauso wie Eickenrodt aus. Der BfB-Politiker: „Das lohnt sich nicht.“ Hintergrund: Laut Landesplanung darf der Anteil der Wohneinheiten im Ortsteil Willinghusen bis 2025 nur um 15 Prozent erhöht werden. Eickenrodt: „Das sind 148 Einheiten, und einen kleinen Teil davon haben wir bereits ausgeschöpft.“ Den Bebauungsplan muss die Gemeinde bei einer Neuausrichtung ohnehin ändern: Denn zurzeit ist in ihm die Nutzung als Tierversuchsanstalt festgeschrieben.