„Struktureller Unterrichtsausfall“ ist ein Unbegriff, wie er nur von staatlicher Seite kommen kann.

Er beschreibt, was offenbar zwangsläufig passieren muss, wenn weniger Lehrer mehr Schüler unterrichten. Mit anderen Worten: wenn mehr Arbeit auf weniger Schultern verteilt wird.

Mehr Aufgaben, weniger Personal? Auch in der Wirtschaft ist dieser Zustand in vielen Branchen Alltag. Die Art, damit umzugehen, unterscheidet sich allerdings wesentlich von der im Schuldienst. Nie ist etwas von „strukturellen Produktionsausfällen“ zu hören. Eher lässt sich vielerorts eine strukturelle Mehrbelastung der Mitarbeiter feststellen.

Lehrer, zumal verbeamtete, wissen sich gegen ausufernde Mehrarbeit zur Wehr zu setzen. Möglicherweise ist das vorbildlich, denn nicht alle Auswüchse der Wirtschaft taugen dazu, kopiert zu werden. Das Ergebnis aber ist unbefriedigend. Hier geht es nicht um eine Ware; das Produkt sind unsere Kinder, deren Zukunft und damit die Zukunft unserer Gesellschaft.

An Bildung darf nicht gespart werden. An öffentlicher Sicherheit aber auch nicht, ebenso wenig am Straßenbau. Und trotzdem soll der Staat weniger ausgeben, Schulden abbauen. Wie kann das bloß gehen?

Vielleicht gibt es einen Mittelweg aus „strukturellem Unterrichtsausfall“ und ausufernder Mehrarbeit, so etwas wie eine kreative Anpassung der Arbeitszeiten an die Rahmenbedingungen: zum Beispiel eine Unterrichtsstunde mehr pro Woche für Lehrer, die sie von ihrer Vorbereitungszeit abziehen können.