Ja, zugegeben. Es hört sich ungeheuerlich an: Die stellvertretende Bürgermeisterin hat ein Unternehmen, das ein größeres Bauprojekt in eben jener Stadt realisieren will.

Ausgerechnet auf einem Grundstück, das der Stadt gehört. Das Konzept setzt sich, vielleicht auch weil die Frau Mitglied der stärksten Partei ist, gegen einen Mitbewerber durch. Den Weg zum Bebauungsplan soll eine Abstimmung ebnen, und zwar im Bauausschuss. Einem Gremium in dem auch die Politikerin einen Sitz hat(te).

Dass nun einige Politikerkollegen bei den Verquickungen unruhig werden und Konsequenzen fordern, ist verständlich. Vielmehr: Es ist gut. Es zeigt, dass sie hinschauen, und dass eine Art Selbstkontrolle unter den Kommunalpolitikern funktioniert.

Dass die Politikerin in der Folge ein Mandat aufgibt, das sie jahrelang gut ausgefüllt hat, und das zweifelsohne gute Projekt an den Nagel hängt, das ist die Kehrseite der Medaille. Zumal es in ihrem Fall vernünftig ist, zu glauben, dass sie sich jeglicher Einmischung und Beeinflussung in dem Thema ferngehalten hat.

Der Kern des Problems findet sich an ganz Stelle: Nämlich in dem Umstand, dass die Kommunalpolitiker ihre Aufgaben ehrenamtlich wahrnehmen. Sie müssen neben ihren politischen Aufgaben einem Beruf nachgehen, um Geld zu verdienen. Dass sie ihrem Beruf in ihrer Heimatstadt, der Stätte ihres politischen Wirkens nachgehen, ist grundsätzlich legitim.