Für die „Cold Water Challenge“ nehmen Retter kreative Videos auf und unterstützen damit eine Hilfsorganisation

Ahrensburg. Sirenen heulen auf, Blaulicht flackert vom Dach der Feuerwehrautos, Retter springen aus den Einsatzfahrzeugen. Szenen wie diese kennt fast jeder. Doch in weiten Teilen Stormarns dürften Beobachter derzeit leicht irritiert sein. Denn es kann passieren, dass sich die Helfer plötzlich ihre Schutzkleidung vom Leib reißen und mit Gummitierchen, Luftmatratzen oder Schwimmflügeln ins Wasser springen. Was sich wie eine Szene aus einem Klamaukfilm anhört, hat sich so tatsächlich diese Woche in Hoisbüttel abgespielt. Die Feuerwehrleute gingen im Teich vorm Rathaus baden.

Wer jetzt glaubt, die Feuerwehr brauche dringend eine Abkühlung, liegt falsch. Denn die ganze Aktion ist für einen guten Zweck und Teil der sogenannten „Cold Water Challenge“. Das Prinzip: Eine Feuerwehr dreht ein kurzes Video, das sich irgendwie um das Thema Wasser dreht. Am Ende des Clips werden bis zu drei weitere Feuerwehren oder Hilfsorganisationen nominiert, die ebenfalls binnen 24 Stunden ein Video, in dem kaltes Wasser ein Rolle spielt, ins Internet stellen müssen.

Schaffen es die Helfer nicht, müssen sie diejenigen, von denen sie vorgeschlagen wurden, zum Grillfest einladen und 112 Euro an den Norderstedter Verein „Paulinchen“ – eine Initiative für brandverletzte Kinder überweisen.

Welche Hilfsorganisation den Stein ins Rollen gebracht hat, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Denn wie beim Schneeballprinzip werden täglich mehrere hundert Kurzfilme auf diversen Videoplattformen im Netz hochgeladen. Bundesweit sind schon mehrere tausend Clips gedreht worden.

„Ich kenne keine Feuerwehr in Stormarn, die sich noch nicht an der Aktion beteiligt hat“, sagt Ahrensburgs Wehrführer Florian Ehrich. Auch seine Kameraden haben sich für die Challenge etwas besonderes ausgedacht. In einem Video inszenieren sie einen Sprung aus 30 Metern Höhe, von einer Drehleiter in ein kleines Planschbecken. Natürlich ist der Sprung nicht echt, aber es geht um Kreativität. Je ausgefallener, desto besser.

So drehte die Freiwillige Feuerwehr Tremsbüttel ein Video, in dem Kameraden in voller Feuerwehrmontur Wasserski fahren. Die Helfer der Feuerwehr in Bad Oldesloe gingen vor der Wache duschen und die Bilder lassen vermuten, dass es am Ende einen „Mr.-Wet-T-Shirt-Contest“ gegeben hat.

In Havighorst sprangen die Kameraden per Trapez in einen Teich. Auch der Arbeiter-Samariter-Bund ging mit Gummitierchen und Luftmatratzen im Poggensee baden. Hoisbüttels Ortswehrführer, Andreas-Christian Schmidt, ist von der von der Kalt-Wasser-Herausforderung begeistert: „Das ist eine super Sache. Im ersten Moment waren wir zwar etwas skeptisch, doch dann ging alles ganz schnell. Alle Teilnehmer mitsamt der Zuschauer hatten eine Menge Spaß. Außerdem ging es ja auch um den guten Zweck.“

Auch die freiwilligen Helfer aus Bargfeld-Stegen sprangen ins kalte Wasser. „Die Atmosphäre bei der Challenge hat mich fasziniert. In kurzer Zeit so viele Leute zu motivieren, stärkt auch die Kameradschaft in der Feuerwehr“, ist der Wehrführer Ronald Willmann überzeugt. Und noch einen weiteren positiven Aspekt hat die Aktion, die beweisen soll, dass Ehrenamt keinesfalls angestaubt ist. „Die Videos auf Youtube bringen uns mehr Werbung als alle Flyer-Aktionen, gerade wenn wir junge Leute erreichen wollen“, so der Sprecher der Feuerwehr Bargfeld-Stegen, Andre Poser.

Obwohl die meistern Hilfswerke die Challenge gewonnen haben, spenden sie trotzdem Geld an den Verein „Paulinchen“. So wie die Hoisbüttler oder die Ahrensburger. Genauso wie die Flughafenfeuerwehr in Hamburg, die auf dem Flugplatz eine Open-air-Dusche aufgebaut hat.

Adelheid Gottwald, Vorsitzende der Vereins „Paulinchen“ freut sich über diese Aktion. „Ich weiß nicht, wer die Idee hatte oder wer uns vorgeschlagen hat“, sagt sie. „Allerdings bin ich froh dass sich so viele an der Aktion beteiligen“, so Gottwald. Bisher sind fast 3200 Euro auf dem Spendenkonto der Initiative eingegangen. „Wir werden das Geld für Präventionsmaßnahmen einsetzten“, so die Vorsitzende des Vereins, die sich auch über die Kreativität der Helfer freut.

Dass Feuerwehrmänner in ihrer Freizeit immer mal wieder auf ziemlich skurrile Ideen kommen können, wissen wir spätestens seit vergangenem Jahr. Im Februar 2013 machte das Internetphänomen „Harlem Shake“ die Runde. Damals zappelte auch die Freiwillige Feuerwehr Ahrensburg zum populären HipHop-Tanz. Das Video dazu kommt auf Youtube inzwischen auf mehr als eine Million Klicks.

Dass solche Aktionen wie die „Cold Water Challenge“ nicht überall auf große Zustimmung stoßen, zeigen zwei Beispiele aus Baden-Württemberg: In Albstadt kritisierte der Bürgermeister die Aktion der Feuerwehr. Er sei damit nicht einverstanden, zumal das Video nicht mit dem Pressesprecher der Stadt abgesprochen war. In Rottweil hat der Kommandant der Feuerwehr den geplanten Dreh laut der Neuen Rottweiler Zeitung sogar verboten.