Planer des Kreises erwarten für 2035 Rückgang um bis zu 43 Prozent. Allerdings fehlen wichtige Daten

Ahrensburg. An den Schulen in Stormarn wird es bald reichlich Platz geben. Das zumindest prognostiziert der neue Schulentwicklungsplan des Kreises, der bis 2020 einen Rückgang der Schülerzahlen um 19 Prozent angibt. Demnach gibt es in sechs Jahren nur noch gut 7000 statt jetzt mehr als 8700 Grundschüler. An den Gemeinschaftsschulen und Gymnasien sinkt die Schülerzahl von derzeit mehr als 18.000 auf 14.500.

Die Statistiker prophezeien, dass sich der Abwärtstrend bis 2035 – so weit reicht der Plan – fortsetzt. Die weiterführenden Schulen haben dann noch rund 10.200 Schüler. Das sind 43 Prozent weniger als jetzt. An den 35 Grundschulen geht die Zahl bis 2035 um 36 Prozent auf knapp 5600 Kinder zurück.

„Man muss immer berücksichtigen, dass das nur Annahmen sind, die auf Zahlen aus der Vergangenheit beruhen“, sagt Sigrid Kuhlwein (SPD), Vorsitzende des Kreis-Schulausschusses. Tatsächlich stammen die Einwohner- und Geburtendaten von Ende 2012. Neubaugebiete und Zuzüge wurden überhaupt nicht berücksichtigt. „Stormarn ist ja im Gegensatz zu anderen Regionen in Schleswig-Holstein ein wachsender Kreis“, sagt Kuhlwein. Trotzdem sei der Plan, der laut Landesschulgesetz alle fünf Jahre erstellt werden muss, sinnvoll. Kuhlwein: „Er gibt gute Hinweise, an welchen Stellen man tätig werden muss.“ Und auch für die Planung der Schulbuslinien sei das gut 100 Seiten starke Zahlenwerk wichtig.

Die vier Grundschulen in Hamberge, Grönwohld, im Ammersbeker Ortsteil Bünningstedt und im Reinbeker Stadtteil Schönningstedt erreichen laut Prognose nicht mehr die vom Bildungsministerium vorgegebene Mindestgröße von 80 Schülern. Wie sehr Realität und Vorhersage auseinanderliegen können, zeigt sich an Stormarns kleinster Grundschule in Grönwohld. Laut Plan sinkt die Schülerzahl schon in drei Jahren auf 79. Ab 2025 pendelt sich die Zahl bei Mitte 50 ein. „Zur Erhaltung des Standortes sollten Gespräche über Kooperationsmöglichkeiten zum Beispiel mit der Grundschule Lütjensee geführt werden“, empfiehlt der Kreis.

Tatsächlich aber ist die Grundschule Grönwohld so beliebt wie noch nie. Seit 2004 ist die Schülerzahl von 61 auf rund 100 gestiegen. „Im Sommer fangen 22 Erstklässler an“, sagt Schulleiterin Jutta Nienhaus, „fürs nächste Jahr haben wir bereits 35 Anmeldungen.“ Regelmäßig müssen Anfragen abgelehnt werden, da es nur eine erste Klasse gibt. Die Kinder kommen nicht nur aus dem Ort selbst, sondern auch aus Linau, Trittau und Umgebung. „Viele Eltern entscheiden sich bewusst für unsere kleine Schule und unser pädagogisches Konzept.“ Dazu gehört Projektunterricht an drei von fünf Wochentagen über alle vier Klassenstufen hinweg. Und Englisch ab Klasse zwei.

So hat die Gemeinde als Schulträger der Prognose des Kreises bereits widersprochen. Grönwohld geht davon aus, dass kontinuierlich um die 100 Kinder unterrichtet werden. Und deshalb sorgt sich auch niemand wirklich um die Zukunft der Grundschule, die vor vier Jahren in einen 580.000 Euro teuren Neubau gezogen ist.

Für die Grundschule Hamberge gehen die Planer davon aus, dass 2020 nur noch 74 Kinder unterrichtet werden. Da auch dort die Zahl weiter auf Mitte 50 sinken soll, wird eine organisatorische Verbindung mit der größeren Einrichtung im Nachbarort Zarpen empfohlen.

Für Ammersbek ist die Einschätzung ähnlich: Die Grundschule Bünningstedt könnte, wenn die Schülerzahl von derzeit fast 140 ab dem Jahr 2024 dauerhaft auf unter 80 sinkt, als Außenstelle der Grundschule Hoisbüttel erhalten bleiben.

Die 14 Gemeinschaftsschulen und neun Gymnasien im Kreis erfüllen die Vorgaben des Landes trotz des Schülerrückgangs dauerhaft: Alle kommen weiterhin über die geforderten 300 Schüler in der Sekundarstufe I (Klasse fünf bis zehn). Allerdings gibt es auch hier teilweise erhebliche Diskrepanzen zwischen Zahlen von Kreis und Städten.

In Bargteheide soll es in zwei Jahrzehnten 35 Prozent weniger Grundschüler geben – nur noch rund 660 statt jetzt mehr als 1000. Noch deutlicher würden die Zahlen an den zwei Gemeinschaftsschulen und zwei Gymnasien sinken. „Nach unserem aktuellen eigenen Zahlen ist die Prognose viel zu niedrig“, sagt Maike Franell, Hauptamtsleiterin im Rathaus.

Ähnlich ist die Situation in Ahrensburg: Dass es in der Stadt im Jahr 2035 nur noch 700 Grundschüler und damit 40 Prozent weniger als jetzt geben soll, kann niemand nachvollziehen. Allein im Neubaugebiet Erlenhof werden etwa 1000 Neubürger erwartet, darunter vor allem junge Familien.

Unumstritten ist einzig, dass die neun Stormarner Gymnasien ab Sommer 2016 deutlich weniger Schüler haben: Dann wird der Doppeljahrgang G8/G9 (Abitur nach acht und neun Jahren) entlassen. Das bedeutet im Einzelnen: Sachsenwaldschule Reinbek (dann 1262 Schüler, minus 97 zum Vorjahr), Theodor-Mommsen-Schule Oldesloe (1031, minus 173), Kopernikus-Gymnasium Bargteheide (891, minus elf), Gymnasium Trittau (805, minus 117), Stormarnschule Ahrensburg (794, minus 98), Gymnasium Eckhorst Bargteheide (744, minus 48), Emil-von-Behring-Gymnasium Großhansdorf (730, minus 122), Gymnasium Glinde (646, minus 80), Gymnasium Am Heimgarten Ahrensburg (586, minus 54).