Die Ammersbeker Bürgermeisterkandidaten Horst Ansén und Lars Theinert treffen bei Podiumsdiskussion aufeinander

Ammersbek. Der Saal des Pferdestalls am Gutshof in Ammersbek ist voll an diesem Abend, an dem der Bürgermeister Horst Ansén und sein Herausforderer Lars Erik Theinert zur Podiumsdiskussion geladen haben. Manch einer verzichtet sogar auf das Relegationsspiel des HSV. „Ich hoffe nicht, dass um halb neun alle den Saal fluchtartig verlassen“, sagt zu Beginn Horst Ansén.

Diese Hoffnung soll erfüllt werden, die meisten Ammersbeker bleiben bis zum Ende. So auch Karin Müller, die ebenfalls eine Hoffnung hat. „Herr Theinert ist für mich ein großes Unbekanntes, ich erhoffe mir Informationen“, sagt sie. Zunächst aber darf Horst Ansén sich vorstellen. „Ich habe mein Amt mit Freude ausgeführt, nicht an jedem Tag, aber in der Summe stimmt das schon“, sagt er. „Meine Amtszeit geht bis zum Jahresende, nun bitte ich um Verlängerung.“ Er hat sich Gedanken gemacht, Ansén erwähnt, dass er im Rathaus gegenüber geheiratet hat, lobt seine Verwaltung, erzählt, was in den vergangenen Jahren passiert ist und was in Zukunft passieren soll.

Dann ist Lars Erik Theinert dran. „Guten Morgen“, sagt er, was ob der Zeit, es ist nach 19.30 Uhr, zu Irritation im Saal führt. Er habe keine Rede vorbereitet, weil er bis eben noch Plakate habe kleistern müssen. „Oooooh“, tönt das Publikum. „Der Bürgermeister ist nicht aktiv genug“, sagt Theinert. „Das ist der bestbezahlte Job hier, der bringt eine Bringschuld mit sich.“ Als wichtige Themen nennt Theinert unter anderem die Kommunikation mit Bürgern, Verkehr, ungenutzte Fördermittel und weiterführende Schulen. „Ich stehe für ein selbstbewusstes Ammersbek“, sagt er.

Nun können die Bürger Fragen stellen. Ein Mann meldet sich. „Wenn ich die Reden beurteilen müsste, würde ich Herrn Ansén eine Eins-plus geben und Herrn Theinert eine Sechs-minus. Meine Stimme bekommen Sie nicht“, sagt er. Karin Müller ergreift das Wort. „Das ist unfair, Herr Ansén hat Zeit, sich vorzubereiten, Herr Theinert ist in der freien Wirtschaft und hat einen Fulltime-Job“, sagt sie. „Oooh“, macht das Publikum wieder. Sagt es nicht „Oooh“, kommen auch inhaltliche Fragen, unter anderem zu diesen Themen:

Kommunikation mit den Bürgern

Ein Mann sagt, auf der Homepage der Verwaltung heiße es, der Bürgermeister stehe auch für Spaziergänge zur Verfügung. „Aber Sie beantworten nicht mal Briefe und E-Mails.“ Ansén: „Die beziehen sich alle auf die Personalentscheidung in der Kita Bünningstedt, darüber habe ich ausführlich gesprochen, da schreibe ich nicht alles noch mal“, sagt Ansén. Er würde die Entscheidung, den Vertrag mit dem Kita-Leiter zu kündigen, noch einmal treffen, die Eltern aber anders informieren.

Eine andere Art der Information stellt sich auch Theinert vor. Er fände Schaukästen gut, denkbar sei aber auch eine App, die Nachrichten aus Rathaus und Politik an die Bürger bringe. „Gucken Sie sich hier mal um“, sagt ein Herr aus dem Publikum, „hier wissen nur 30 Prozent, was eine App ist.“ Einer, der es weiß, sagt: „Ich mache das beruflich, bevor Sie eine App haben, ist preislich ein Kleinwagen weg. Und dann will sie noch gepflegt werden.“

Kontroverse um Fördermittel

„Viele Fördermittel sind an uns vorbeigezogen“, sagt Theinert. Ein Beispiel: „Es gibt Fördermittel aus der Metropolregion Hamburg für öffentliche Verkehrsmittel.“ Horst Ansén: „Es gibt keine Fördermittel von der Metropolregion. Und dass wir Fördermittel ungenutzt lassen, stimmt nicht. Andersrum wird ein Schuh draus: Erst gucken, was wir wollen, und dann überlegen, wie wir es finanzieren“, sagt Ansén.

Weiterführende Schulen

Dass es keine weiterführende Schule in Ammersbek gebe, sei ein Mangel, sagt Theinert. Ansén sagt, jedes Kind bekomme die Möglichkeit, auf eine weiterführende Schule zu gehen, ob dies die Wunschschule sei, sei etwas anderes. Er sei in Gesprächen für eine längerfristige Lösung. „Aber Ammersbek ist kein Standort, das geben die Zahlen nicht her.“ Mit Hamburg gebe es keinen Vertrag. Theinert meint, das sei kein Argument, es gar nicht erst zu versuchen.

Verkehrsproblematik

„Der Verkehr ist ein wichtiges Thema für mich“, sagt Lars Theinert. Zum zähen Berufsverkehr sagt er: „Die Ampeln sind nicht harmonisiert.“ Ansén sagt, es werde schon länger überlegt, wie die Ampelschaltung verbessert werden könne, aber: „Egal was man macht, wir haben zu viele Fahrzeuge auf der Straße. Jeder, der verspricht, man müsse nur an den Ampeln herumdoktern, macht Ihnen etwas vor.“

Am Ende des Abends hat Karin Müller ein Urteil gefällt, es sei wichtig, dass es einen Gegenkandidaten gebe, Theinert aber sei nicht qualifiziert. Der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Ehrig, der als Moderator in der Mitte sitzt, sagt: „Ich wünsche beiden Kandidaten Glück. Wir freuen uns, wenn Sie wählen gehen.“