Saison hat wegen des milden Winters deutlich früher als sonst begonnen. Krankenkasse empfiehlt Impfung

Ahrensburg. Zecken erwachen eigentlich erst im Frühsommer aus ihrem Ruhestadium. Doch wegen des milden Winters sind sie in diesem Jahr deutlich früher aktiv und treten schon jetzt vermehrt auf. „Die Zeckensaison ist bereits in vollem Gange“, sagt Jochen Süss vom Zeckeninformationszentrum Lippersdorf. Warum dies so ist, erklärt der Ahrensburger Biologe Christoph Heinemann: „Zecken sind eine gewisse Zeit kälteresistent. Es muss mehr als nur ein paar Tage unter Null Grad sein, damit sie erfrieren.“

In Mecklenburg-Vorpommern wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) fast doppelt so viele Borreliose-Erkrankungen gemeldet wie im Vorjahreszeitraum. Borreliose wird wie auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) von Zecken übertragen. In vielen Landkreisen gilt daher eine Zeckenwarnung. „Der Kreis Stormarn gehört zwar nicht zu den Zecken-Warngebieten“, sagt Andreas Musiol, Leiter des Gesundheitsamtes Stormarn. Dennoch sollten Wanderer vorsichtig sein und den Körper alle zwei Stunden nach Zecken absuchen.

Die meisten FSME-Erkankungen gibt es laut RKI in Süddeutschland, vorwiegend in Bayern und Baden-Württemberg. Schleswig-Holstein zählt nicht zu den FSME-Risikogebieten. Margarita Frank, Pressesprecherin der Techniker Krankenkasse (TK) Schleswig-Holstein, sagt: „Für 2013 wurde in ganz Schleswig-Holstein ein Fall gemeldet. Weitaus häufiger treten Borreliose-Infektionen auf.“ Genaue Zahlen gibt es aber nicht, da Borreliose in Schleswig-Holstein nicht zu den meldepflichtigen Krankheiten zählt.

„Man kann ganz grob zwei Arten von Zecken unterscheiden“, sagt Christoph Heinemann. „Es gibt die aktiven Jäger und die passiven Lauerer.“ Die Jäger, zu denen Hundezecken gehörten, krabbelten aktiv auf ihre Beute zu, während die Lauerer auf erhöhte Standorte wie Grashalme oder Blätter kletterten, um dort auf ihre Beute zu warten. „Der Ixodes ricinus, der Gemeine Holzbock, ist ein Lauerer“, sagt Heinemann. „Bei einem Biss schabt er mit seinen Grabwerkzeugen eine Kuhle in die Haut, die sich mit Blut füllt.“ Gleichzeitig spucke er einen Gerinnungshemmer und ein Betäubungsmittel in die Wunde. „Dadurch merkt man von dem Biss nichts, und durch den Gerinnungshemmer verstopft sein Saugrüssel nicht“, sagt der Ahrensburger.

Die Erreger für FSME und Borreliose werden bei dem Saugvorgang übertragen, wobei FSME-Viren im Speichel der Zecken vorkommen, während Borrelien im Mitteldarm leben. Daher kann man sich mit FSME sofort bei einem Zeckenbiss anstecken. Die Borrelien brauchen hingegen einige Stunden, um in das Blut des Menschen zu gelangen. „Gegen FSME gibt es keine Medikamente, jedoch steht eine wirksame Impfung zur Verfügung“, sagt Margarita Frank. Die Techniker Krankenkasse empfiehlt Personen, die sich in einem FSME-Risikogebiet in der Natur aufhalten wollen, diese Schutzimpfung .

„Borrelien sind Bakterien“, erklärt der aus Ahrensburg stammende Arzt Dominik Voigt. Daher könnten sie gut mit Antibiotika behandelt werden. „Borreliose verläuft in mehreren Stadien“, sagt der 27-Jährige. „Zunächst ist die Haut betroffen, doch im weiteren Verlauf werden Gelenke und Nervenzellen in Rückenmark und Gehirn angegriffen, sodass es zu chronischen neurologischen Symptomen kommt.“ Nach einem Zeckenstich sollte man deshalb, auch wenn die Zecke erfolgreich entfernt wurde, auf die Haut um die Wunde herum achten. „Bei einer Borreliose-Infektion breitet sich die Rötung klassischerweise ringförmig aus“, sagt Voigt. In dieser Initialphase der Infektion könne man diese gut mit Antibiotikum behandeln. In späteren Phasen ist oftmals eine Langzeittherapie notwendig. „Es ist schwierig, eine Borreliose zu erkennen, da oft unklare Beschwerden auftreten“, sagt Voigt. Zudem bildet das Immunsystem erst nach einigen Wochen Antikörper, sodass ein Bluttest auch bei einer Infektion zunächst noch negativ ausfallen kann.

Um sich gegen Zeckenstiche zu schützen gibt es einige vorbeugende Maßnahmen. An Orten, wo sich Zecken gern aufhalten, sollte man laut TK lange, helle Kleidung tragen, die das Absuchen nach den kleinen Tieren erleichtert. „Zecken trocknen wie Mücken in der Sonne schnell aus, weil sie sehr klein sind“, sagt Christoph Heinemann. „Daher findet man sie in Wäldern oder an kühlen, schattigen Orten.“ Für den Stich suchen sich die Zecken gern Hautfalten wie Armbeuge, Kniekehle oder Achseln, sodass sie meist einige Zeit über den Körper krabbeln. In dieser Zeit kann man die Tiere einfach abstreifen. Nach einem Stich müssen sie mit einer Pinzette oder Zeckenzange entfernt werden. „Zecken halten sich mit einem Haltestachel fest“, sagt Heinemann. Deshalb müsse man darauf achten, die Zecke ganz vorne am Kopf zu packen und zu entfernen, da sonst der Körper reiße.