Investor hat Plan für Alte Reitbahn. Politiker befürworten Bau eines Lichtspielhauses. Kritik kommt vom Marstall-Verein

Ahrensburg. Die Schlossstadt braucht ein Kino. Das sagt Thomas Albertin, Experte für Freizeitimmobilien, nach Analyse des kulturellen Angebots der Stadt und formuliert damit, was seit 2006 auf der Wunschliste vieler Ahrensburger steht. Im Mai vor acht Jahren fiel der letzte Vorhang in dem Lichtspielhaus an der Klaus-Groth-Straße. Das Gebäude wurde kurz darauf abgerissen. Heute steht am selben Ort das Einkaufszentrum CCA und Filmfreunden bleibt seitdem nur der Weg in die Nachbarstädte. Denn bisher sind die Vorhaben, wieder ein wenig Hollywood in die Stadt zu holen, gescheitert – aus unterschiedlichen Gründen.

Als potenzielle Standorte gelten das Rohrbogenwerk und die Alte Reitbahn

Zuletzt hatte die Politik im Februar hinter verschlossenen Türen über den Standort Alte Reitbahn diskutiert. Zwei Projektentwickler hatten den Fraktionsvertretern ihre Modelle für die Bebauung des rund 6000 Quadratmeter großen Grundstückes vorgestellt. Darunter, laut Stadtverwaltung, ein Entwurf, der schwerpunktmäßig auf den Bau von Wohnungen setzt. Bei dem anderen Projekt sei mehr Wert auf gewerbliche Nutzung mit der Option auf ein Kino gelegt worden. Ob einer der Entwürfe realisiert wird, steht indes noch nicht fest.

Länger schon gibt es Pläne, aus der alten Werkshalle des Rohrbogenwerks ein Kulturzentrum zu machen. Bereits 2009 hatte eine Planungsgruppe um Eventmanagerin Felizitas Thunecke ein Konzept vorgelegt. Es sah neben der Nutzung der Halle als Veranstaltungsraum, den Bau eines Kinos auf dem Gelände an der Brückenstraße vor.

Der Bedarf für ein Kino, das ergab jetzt Albertins Gutachten über die Optionen zur kulturellen Nutzung des Rohrbogenwerkes, wäre groß: „Im Kinomarkt bestätigen die Berechnungen, dass Ahrensburg mit diesem Angebot schlecht versorgt ist.“ Um die Blockbuster zu sehen, müssen Ahrensburger rund 16 Kilometer mit dem Auto bis nach Hamburg-Wandsbek fahren, wo das nächste Multiplexkino steht; das nächste Programmkino, das Cinema Paradiso, gibt es in Bargteheide.

Dabei sei ein Kino nicht nur für die Ahrensburger ein Gewinn, sondern auch für einen Investor, sagt Albertin. So stiegen seit einigen Jahren die Besucherzahlen wieder – besonders bei den herkömmlichen Kinos. Also bei den Lichtspielhäusern, in denen nicht die in 3D animierten Blockbuster über die riesige Leinwand flimmern, sondern den kleineren Programmkinos, die ausgesuchte Filmperlen zeigen. Albertin nennt die jüngsten Zahlen: „Nach Angaben der Filmförderung Berlin haben deutsche Kinos im Jahr 2012 die höchsten Einnahmen ihrer Geschichte erzielt.“ Etwa 135,1 Millionen Besucher hätten für das beste Ergebnis seit 2009 gesorgt. „Der Besucheranstieg geht dabei besonders auf das Konto der herkömmlichen Kinos.“

Den Erfolg eines Kinos in Ahrensburg bewertet Armin Diedrichsen, Kulturmanager vom Marstall-Verein, ganz anders. Nach dem Aus des Kinos in der Innenstadt hätten die Betreiber der Kulturstätte am Schloss sich intensiv mit dem Gedanken beschäftigt, ob „Kino im Marstall stattfinden kann“, so Diedrichsen. Das Fazit: Nein. Und auch sonst würde sich ein Lichtspielhaus in Ahrensburg nicht lohnen. Diedrichsen: „Wer ein Kino in Ahrensburg betreiben will, geht ein enormes finanzielles Risiko ein.“ Der Kulturmanager ist der Meinung, dass Ahrensburg nicht mit dem Bedarf anderer Mittelstädte wie etwa Bad Oldesloe verglichen werden kann. „Wir liegen an der Stadtgrenze zu Hamburg und in der Metropole gibt es nun mal viel Konkurrenz im kulturellen Bereich“, sagt Diedrichsen.

Bürgermeister Michael Sarach könnte sich unterdessen ein Kino in der Stadt gut vorstellen: „Ein Kino für Ahrensburg ist ein Thema hier und der große Wunsch vieler Bürger.“ Das sehen Politiker ähnlich. „Wir sind grundsätzlich für ein Kino“, sagt Jörg Hansen (Grüne). Auch Hinrich Schmick, Fraktionschef der WAB, findet „ein Kino grundsätzlich gut, besonders für die Jugendlichen, die nicht so leicht nach Hamburg oder Bargteheide fahren können.“ Doch es gibt auch Bedenken. So sagt FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi: „Wenn es eine Möglichkeit gibt, würde die FPD ein Kino unterstützen. Das Konzept müsste aber wirtschaftlich überzeugen.“ Hartmut Möller, Fraktionschef der SPD, spricht sich auch für ein Kino in Ahrensburg aus, befürchtet aber, dass es schwer werde, einen Investor und einen Betreiber zu finden.

Pläne, ein Kino mit einem Parkhaus zu kombinieren, scheiterten

2010 hatte ein Investor, der Ahrensburger Theo Hoffmann, der Politik einen spektakulären Entwurf zum Bau eines Kinos vorgelegt: Eine Stahl-Glas-Konstruktion auf dem Parkhaus Woldenhorn sollte auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern zwei Kinosäle und Gastronomie beherbergen. 1,8 Millionen Euro für das Projekt stünden bereit, sagte Hoffmann damals und hatte nach eigenen Angaben bereits das Interesse qualifizierter Betreiber wecken können. Schließlich scheiterte das Projekt wegen Lärmschutz-Bedenken der Politiker. Auch am alternativen Standort, dem Parkhaus Alter Lokschuppen, konnte das Vorhaben nicht realisiert werden. Die Stadt wollte das Gebäude nicht an den Investor verkaufen, woraufhin der seine Pläne ad acta legte.