In diesen Tagen ist viel über Ammersbeks Bürgermeiser Horst Ansén gesprochen worden. Jetzt redet er

Ammersbek. Die plötzlich aufgekommene Kritik an seiner Person treffe ihn sehr, sagt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén. Am 25. Mai möchte er für eine zweite Amtszeit gewählt werden. Im Abendblatt-Interview räumt er ein, dass er Eltern zu spät über die Absetzung des Leiters der Kindertagesstätte Bünningstedt informiert hat. Ferner spricht der 49-Jährige über seine Ziele und sein Verhältnis zur Politik.

Hamburger Abendblatt:

Herr Ansén, Sie haben seit 2009 im Ammersbeker Rathaus gewirkt, ohne dass viel darüber zu hören gewesen wäre. Jetzt bekommen Sie starken Gegenwind zu spüren. Wie empfinden Sie das?

Horst Ansén:

Das trifft mich sehr. Und es verwundert mich. Wir hatten in der Vergangenheit Themen, die strittig waren, klar. Aber derart massive Kritik habe ich nie erfahren.

Wie erklären Sie sich das?

Ansén:

Wenn man im Wahlkampf auf die Lichtung geht, steht man in der Kritik, das ist nun mal so. Außerdem gibt es ein aktuelles Thema, das die Gemüter erregt.

Sie meinen die Personalie Kita-Leiter.

Ansén:

Genau.

Haben Sie solche Resonanz erwartet?

Ansén:

Resonanz ja. Resonanz dieses Ausmaßes? Nein. Das Problem ist, dass die Fakten schwer zu vermitteln sind.

Versuchen Sie es bitte.

Ansén:

Da gibt es einen Arbeitnehmer, der eine Funktion hat, nämlich die Leitung einer Kindertagesstätte. Die Funktion – nicht der Arbeitsvertrag wohlgemerkt – ist befristet, nämlich bis Sommer dieses Jahres. Ich als Arbeitgeber musste entscheiden, ob wir die Funktion dauerhaft übertragen. Ich kam zu dem Ergebnis, es nicht zu tun. Das war der Auslöser. Und dann war mein Ansatz, die Entscheidung dem Betroffenen gegenüber auch so früh wie möglich zu kommunizieren. Nun war die Situation: Er hatte keine Perspektive als Kitaleiter, äußerte aber, er wolle gern einer sein. In so einer Situation gibt es zunächst keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit. Dann muss man sich darüber unterhalten, wie man auseinander kommt. Das führte dazu, dass der Betroffene bis zu einer Entscheidung freigestellt wurde. Schließlich hat er für sich entschieden, dass er in der Kita Bünningstedt weiterarbeiten möchte, auch wenn er nicht mehr Leiter ist. Das ist dann so.

Die Eltern fühlten sich nicht gut informiert.

Ansén:

Das ist bei mir angekommen, und das nehme ich sehr ernst. Sie bemängeln, zu spät und nicht ausreichend informiert worden zu sein. Was den Zeitpunkt angeht: Ich würde es heute anders machen. Was den Wunsch nach umfassender Information angeht: Da sind mir ein Stück weit die Hände gebunden. Ich darf und ich werde nicht öffentlich über Defizite eines Mitarbeiters sprechen.

Sie hätten ihre Entscheidung noch mal überdenken können.

Ansén:

Nein, sie ist ja nicht aus einer Laune heraus gefallen, sondern aus meiner Sicht fundiert und sachlich begründet.

Wofür steht Bürgermeister Ansén in seiner zweiten Amtszeit?

Ansén:

Wir haben in den vergangenen fünf Jahren viel angeschoben. Wenn ich wir sage, meine ich explizit Verwaltung und Bürgermeister, aber auch Gemeindevertreter und Bürgermeister. Jetzt geht es darum, die angeschobenen Projekte fortzusetzen. Wir haben vor allem die Kinderbetreuung für unter Dreijährige so stark ausgebaut, dass wir momentan eine Versorgungsquote von 50 Prozent haben. Da gilt es dranzubleiben. Ansonsten ist Ammersbek eine Gemeinde, die in ihren Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt ist: Wir haben keine großen Gewerbegebiete, weil wir zwischen den Entwicklungsachsen liegen. Wir haben auch keine eigenen Grundstücke, sodass wir nur über das Planungsrecht Möglichkeiten haben, etwas zu gestalten. Wir müssen nach wie vor Wohnraum schaffen, aber durch Innenverdichtung, nicht durch Ausweisung neuer Wohngebiete. Konkret: Das Projekt Wohnpark Bredenbek ist angeschoben. Wir haben außerdem das Thema Timmerhorner Teiche am Wickel. Da wollen wir dieses Jahr Flächennutzungsplan und Bebauungsplan zum Abschluss bringen.

Ist sich die Gemeinde mit dem Eigentümer einig?

Ansén:

Nein. Der Eigentümer hat weitergehende Interessen. Entscheidend ist, dass wir erst mal festlegen, was wir wollen.

Ich hatte Sie unterbrochen.

Ansén:

Ein großes Thema, das in der Vergangenheit zu kurz gekommen ist, sind Investitionen in die Infrastruktur. Wir müssen uns um die Unterhaltung der Straßen und um die energetische Sanierung der gemeindeeigenen Gebäude kümmern. Wir wollen das Kirchengrundstück im Schäferdresch entwickeln. Und: Wir haben immer noch die Themen Naturerlebnisraum Bredenbeker Teich, den Bereich um den Bahnhof und die Georg-Sasse-Straße vor uns. Aber auch dort ist es jeweils so, dass uns die Flächen nicht gehören, sondern wir nur reagieren können beziehungsweise auf die Initiativen der Eigentümer angewiesen sind.

Werden Sie in Ihrer nächsten Amtszeit an der Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung etwas ändern?

Ansén:

Ja, ich habe mir vorgenommen, Kommunikation und Information weiter zu verbessern.

Reden Sie nicht miteinander? Was erwarten die Politiker?

Ansén:

Das müssen Sie die Politiker fragen. Wenn Kommunikation meint: Du musst uns vorab informieren, du musst uns fragen, dann habe ich ein anderes Verständnis. Sicherlich ist es aber richtig, einen intensiveren Austausch zu pflegen. Wobei ich immer allen Fraktionen das Gespräch angeboten, mich allerdings nicht aufgedrängt habe. Und: Kommunikation ist ja keine Einbahnstraße. Im Übrigen meine ich, dass die Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung in den vergangenen Jahren nicht so schlecht gewesen ist.

Dass es zwischen Bürgermeister und Politik knirscht, ist in vielen Kommunen an der Tagesordnung. Ihre Kollegen Axel Bärendorf in Reinbek und Gerhard Horn in Reinfeld hören deshalb freiwillig auf.

Ansén:

Herr Bärendorf und Herr Horn sind nun unstrittig Verwaltungsexperten. Und trotzdem haben sie Schwierigkeiten, beziehungsweise gibt es Differenzen in der Zusammenarbeit mit der Politik. Eine mögliche Erklärung ist, dass Politiker vielleicht den Anspruch haben, intensiver mitzuarbeiten und zu bestimmen. Sie haben ja auch die Aufgabe, für die Rahmenbedingungen zu sorgen, während die Umsetzung ihrer Beschlüsse dem Bürgermeister obliegt. Wenn Politiker allerdings meinen, sie seien die Oberverwaltung oder die bessere Verwaltung, wird’s kritisch.

Sind Sie ein Verwaltungsexperte?

Ansén:

Experte nicht. Aber ich bin fünf Jahre in der Verwaltung. Und den geäußerten Vorwurf, ich sei ein Hobbypolitiker, finde ich unverschämt. Hätte man vor fünf Jahren gesagt, der hat keine Ahnung von Verwaltung, wäre das noch etwas anderes gewesen. Hinzu kommt, dass der Bürgermeister nicht der erste und beste Sachbearbeiter im Rathaus sein muss. Ich habe gute Mitarbeiter, die einen guten Job machen. Den haben sie immer gemacht und den werden sie auch in Zukunft machen – egal, wer Bürgermeister ist.