Mit Ostring und Beimoorweg sind zwei zentrale Zubringer zeitgleich dicht. Bürgermeister schreibt Brandbrief nach Kiel

Ahrensburg/Kiel. Ahrensburg steuert von diesem Donnerstag an auf extreme Verkehrsbedingungen zu. Vier Baustellen in der Schlossstadt oder auf Straßen, die nach Ahrensburg führen, bereiten dem Bürgermeister derart große Sorgen, dass er jetzt in einem Brief an Schleswig-Holsteins Verkehrsminister vor „infarktähnlichen“ Zuständen warnt und Reinhard Meyer (SPD) um Unterstützung bittet. Der Mittelstadt, in die inzwischen täglich rund 14.000 Menschen zum Arbeiten einpendeln und die zahlreichen Stormarnern als Durchfahrt nach Hamburg dient, drohe eine „bisher einzigartige Staufalle“, so Michael Sarach gegenüber dem Abendblatt. Der Verwaltungschef sagt, er sende in seinem Schreiben an den Minister auch ein „deutliches Signal nach Kiel“, künftig den Landesbetrieb Verkehr, die Polizei, die Feuerwehr und vor allem die betroffenen Städte und Gemeinden bei der Planung vergleichbar großer Vorhaben rechtzeitig einzubeziehen.

Notarzt- und Feuerwehrwagen, die auf dem Weg zum Einsatzort stecken bleiben. Boten- und Taxifahrten, Handwerker-Touren, die doppelt und dreimal mehr Zeit in Anspruch nehmen als gewöhnlich. Lastwagen, die beim Anliefern oder Abholen von Waren in und um Ahrensburg in die Staufalle geraten und für Unternehmen zu einem großen Problem werden können – das sind die Szenarien, die Michael Sarach fürchtet, wenn bereits am 10. April die erste Baustelle am Ostring eingerichtet wird. Entlang eines 350 Meter langen Teilstücks werden auf beiden Seiten der L 224 an der Abfahrt Großhansdorf/Ahrensburg bis Oktober Lärmschutzwände aus mit Dämm-Material versehenem Aluminium errichtet. Kosten: 770.000 Euro. Der Ostring wird mindestens bis Anfang September nur noch einspurig befahrbar sein. Ampeln sollen den Verkehrsfluss regulieren. Auf einer Straße, auf der nach der jüngsten Erhebung täglich etwa 17.000 Fahrzeuge unterwegs sind. Doch zuletzt gezählt wurde im Jahr 2005. Heute dürften es deutlich mehr Fahrzeuge sein.

Die nächste Großbaustelle wird schon Ende April zwischen der Ahrensburger Ortsgrenze und Hammoor eröffnet. Für 1,1 Millionen Euro wird die Fahrbahn des Beimoorwegs erneuert. Rund 6500 Autos sind wochentags normalerweise auf der Kreisstraße 106 unterwegs. Sie müssen dann auf andere Wege ausweichen. Sind diese Arbeiten im Juni beendet, ist die Landesstraße 89 an der Reihe. Für rund zwei Millionen Euro wird die Fahrbahn zwischen Hammoor und Bargteheide auf einer Länge von etwa fünf Kilometern erneuert. Nach Auskunft von Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz wird die Straße von Anfang Juli bis Ende August voll gesperrt.

Damit nicht genug: Wer auf die Bundesstraße 75 ausweichen möchte, steht irgendwann auch dort im Stau. Denn im Zuge der Vorbereitungen der Herabstufung von der Bundes- zur Landesstraße zum Jahreswechsel wird in Kürze die Fahrbahndecke zu Kosten von rund zwei Millionen Euro zwischen Bargteheide und Delingsdorf erneuert. Wann genau, wird zurzeit beim Landesbetrieb Verkehr in Lübeck erörtert. Dessen Leiter Jens Sommerburg sagte am Wochenende auf Anfrage des Abendblattes: „Dass die Arbeiten nun alle in dieses Jahr fallen, ist unter anderem eine Frage der Bereitstellung des Geldes. Auf jeden Fall ist die Koordinierung eine große Herausforderung für die Planer. Und natürlich werden die Baustellen eine Herausforderung die Autofahrer.“

AOK-Kreuzung und Beimoorknoten sind besonders betroffen

Das sieht Ahrensburgs Verwaltungschef genauso. Weshalb er in seinem Brandbrief an Minister Meyer, den er mit den Mitgliedern des Bau- und Planungsausschusses in nicht öffentlicher Sitzung abgestimmt hat, auch auf die „besondere Situation und Dramatik“ angesichts der zahlreichen Baustellen im Sommer 2014 hinweist. Meyer möge auf den Landesbetrieb einwirken, dass es zu möglichst wenig Überschneidungen komme. Die AOK-Kreuzung im Ortszentrum und der sogenannte Beimoorknoten am Haus der Wirtschaft seien schon jetzt an den Grenzen der Kapazität angelangt. Sarach weiter: „Und es gibt für die Autofahrer wenig Ausweichmöglichkeiten. Stellen Sie sich einmal vor, wir haben mehrere große Baustellen gleichzeitig, und der Verkehr Richtung Hamburg fließt wegen eines Unfalls auf der Autobahn 1 und des zu erwartenden Nadelöhrs auf dem Ostring komplett über die B 75 auf die Innenstadt zu.“ Dann sei zumindest im Berufsverkehr morgens und abends mit einem regelrechten Verkehrsinfarkt zu rechnen. Sarach: „In diesem Fall ginge dann in Ahrensburg wohl nichts mehr.“

Auf eine Antwort aus Kiel wartet Sarach noch. Mit der Polizei werde die Verwaltung nun in den Dialog eintreten. Zum Beispiel, um gemeinsam der Frage nachzugehen, ob die Ampelschaltungen im Fall der Fälle optimiert werden können. Doch stößt die Stadt auch dabei schnell an ihre Grenzen – die Schaltanlage ist veraltet. Foto: Schücking