Um die Situation in Kuddewörde zu verstehen, bräuchte es Zeit.

Denn wie alle Beteiligten sagen: Der Streit währt seit Jahren und wer angefangen hat, ist schon bei leichter zu durchschauenden Konflikten schwer zu sagen, etwa zu Hause am Küchentisch: Schuld haben immer irgendwie beide.

Das Problem: Es ist wohl zu spät dafür, sich einen Kuss zu geben und zu sagen: Es tut mir leid. Was schade ist für Kuddewörde. Denn es gibt einen Punkt, bei dem sich alle einig sind: Die Stimmung im Ort ist schwierig. „Sie grüßen die Mitglieder der anderen Fraktion nicht mehr“, heißt es. „Es herrscht eine feindselige Stimmung“ und „was hier passiert, steckt man nicht so einfach weg“, man werde „angeblafft“ und nicht ernst genommen. Der eine greift den anderen in der Dorfzeitung an, der andere veröffentlicht Vorwürfe im Internet.

Dieses zu bewerten fällt schwer. Natürlich kränkt es, als Bürgermeister abgewählt zu werden. Danach mit dem Nachfolger friedlich weiterzuarbeiten, fällt sicher schwer. Aber trotzdem: Ein Amt ist ein Amt und keine Ehe. Deshalb müssten die Beteiligten professioneller reagieren und nicht so, wie sie es in der heimischen Küche täten. Und auch dort ist es selten sinnvoll, mit Tellern zu werfen oder den Nachfolger im Internet zu beleidigen.

Das politisch klügste Verhalten während der Recherche zu dem Artikel zeigte jedenfalls eine Geschäftsfrau im Ort. Sie habe einen Überblick über die Stimmung, möchte aber nichts sagen. Immerhin komme Kundschaft aus verschiedenen Parteien.