Junge Musiker aus Spanien, Norwegen und Israel reisen zum Ahrensburger Kammerorchester-Festival an

Ahrensburg. Musik verbindet – über Grenzen und historische Klippen hinweg. Den besten Beweis liefert das Internationale Kammerorchester-Festival in Ahrensburg, das in diesem Jahr zum 14. Mal organisiert wird. Auf Einladung des Vereins Jugendorchester reisen 77 junge Musiker aus Spanien, Norwegen und das erste Mal auch aus Israel an. „Gerade in Zeiten, in denen zwischen Ländern alte Konflikte wieder aufzubrechen drohen, kann die Musik eine verbindende Wirkung haben“, sagt der Vereinsvorsitzende Jens Voß. Wer erlebt habe, dass sich Menschen in anderen Ländern genauso an Musik erfreuen, wer mit ihnen geprobt und Konzerte gespielt habe, sehe eher Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

Junge Musiker aus der Partnerstadt Esplugues, dem nordischen Rogaland und aus Haifa werden zu Gast sein, in Ahrensburger Familien wohnen, mit ihren Gastschwestern und Gastbrüdern die Zimmer teilen, gemeinsam die Konzerte erleben und abends zusammensitzen und reden. Über Gott und die Welt, wie es junge Leute tun. Sie werden sich dabei näherkommen, ihre Kulturen besser verstehen lernen und vielleicht sogar Freundschaften schließen.

„Wir freuen uns sehr, das allererste Mal Gäste aus Israel bei uns zu haben“, sagt Sabine Erdelbrock vom Vereinsvorstand. „Die Begegnung wird ein besonderer Moment sein. Auch für mich ganz persönlich.“ Sie hat jüdische Vorfahren und sieht dem Treffen mit Spannung entgegen, schleppt aber dessen ungeachtet tatkräftig reichlich Lebensmittel ran. Es redet sich einfach besser, wenn es bei den abendlichen Runden etwas zu knabbern und zu trinken gibt.

Für die Quartiersbeschaffung war die zweite Vereinsvorsitzende Corinna Schellen in Aktion. 41 Familien werden sich um die 77 ausländischen Musiker kümmern, ihnen Frühstück machen, sie zu Proben und Konzerten fahren und in der Freizeit etwas mit ihnen unternehmen. Schellen: „Diese Bereitschaft zu spüren, ist immer eine tolle Erfahrung.“

1986 hatte der Verein Jugendorchester das Kammerorchester-Festival zum ersten Mal ausgerichtet und dann im Zwei-Jahres-Rhythmus wiederholt. „Der Besuch aus Israel war aufgrund der langen und dadurch teuren Anreise sehr schwierig zu organisieren, wurde aber durch einige großzügige Spenden schließlich doch möglich“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Die jungen Musiker aus Haifa, die in ganz Israel auftreten und seit 2008 auch an einem Kooperationsprogramm mit dem Orchester der Berliner Leo-Kestenberg-Musikschule teilnehmen, werden den Schlusspunkt des musikalischen Vier-Nationen-Treffens setzen. Auf ihrem Programm stehen vor allem Werke deutscher Komponisten, als Ehrbezeugung für die Gastgeber: Haydn, Strauß und Brahms und eine Mozart-Arie, vorgetragen von der israelischen Solistin Naomi Shalev.

38 Musiker aus Israel reisen an, das erste Mal in der Festival-Geschichte

Dirigent der jungen Israelis ist Barak Tal. Das von ihm 2001 gegründete Tel-Aviv Soloists Ensemble, wurde von der Jerusalem Post als „das bei weitem vorzüglichste Kammerorchester Israels“ gelobt. Mit diesem Orchester arbeitete Barak Tal bereits mit internationalen Solisten wie der Cellistin Sol Gabetta, dem Klarinettisten Giora Feidmann und der Bratschistin Tabea Zimmermann zusammen.

Beim internationalen Kammerorchester-Festival in Ahrensburg wird er nun genauso intensiv mit den 14 bis 17 Jahre alten 38 Schülern aus Haifa proben, um die Stormarner zu begeistern. Ort des Geschehens ist der Eduard-Söring-Saal der Stormarnschule in der Waldstraße. Hier werden alle fünf Festival-Konzerte zu hören sein, denn hier ist der musikalische Gastgeber zu Hause: das Jugend-Sinfonieorchester Ahrensburg. Das wird daher auch morgen unter Leitung von Michael Klaue für den Auftakt sorgen und seinerseits mit der Aufführung der Peer-Gynt-Suite von Edward Grieg den norwegischen Gästen seine Referenz erweisen. Klaue: „Dass sie dabei sind, ist auch etwas Besonderes. Sie waren lange nicht hier.“

Auch junge Leute aus Ahrensburgs Partnerstadt Esplugues spielen auf

Die Norweger werden noch am selben Abend antworten, mit Musik ihrer Landsleute Grieg und Svendsen, aber auch mit einer Komposition von Sibelius, dem National-Komponisten Finnlands. Dazu gesellen sich die Italiener Vivaldi und Respighi, die Engländer Ralph Vaughan Williams und Gustav Holst, der Ungar Bartók und der barocke deutsche Meister Telemann. Das Rogaland Jugend-Sinfonieorchester (RUSO) ist Bestandteil einer landesweiten norwegischen Organisation, die Instrumente bereitstellt, um die Jugend zum Musizieren zu ermuntern.

Die skandinavischen Nachbarn bieten sechs Solisten auf. Sechs mal zwei genommen – und schon hat man die Gesamtzahl der Mitglieder des Jugendstreichensembles aus Esplugues. Ahrensburgs spanische Partnerstadt entsendet die kleinste Gruppe, die aber mit jeder Menge Händel, Purcell, einem argentinischen Tango und einem katalanischen Volkslied in Mischung und Anspruch den Programmen der anderen in nichts nachsteht. „Auch die Spanier mal wieder hier zu haben, ist toll“, sagt der Ahrensburger Dirigent Klaue. „Wir haben es lange vergeblich versucht.“

Die Spanier bieten ebenfalls Solisten auf, und zwar im Doppelpack: zweimal Maria. Die jungen Damen haben eine Sonate für zwei Violinen von Leclair einstudiert. Eine Herausforderung für die beiden Spanierinnen, die sich heute wie alle anderen Musiker mit Vorfreude und sicher auch etwas Lampenfieber auf den Weg nach Ahrensburg machen.