Experte soll dauerhaft den Fremdenverkehr fördern. Übernachtungszahlen steigen unterdessen stark an

Bad Oldesloe. In Stormarn wird sich bald wieder ein Tourismusmanager darum kümmern, Tagesgäste und Urlauber in die Region zwischen der Weltstadt Hamburg und der Ostsee zu locken. Die Position soll nach dem Einstieg des Kreises Stormarn als Mitgesellschafter bei der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS) besetzt werden. Diesen Beschluss haben die Kreistagsabgeordneten im Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss gefasst.

„Wir haben gute Erfahrungen mit dem Tourismusmanagement Stormarn gemacht“, sagt der Ausschussvorsitzende Detlev Hinselmann (CDU). „Deshalb herrscht Konsens darüber, das Konzept fortzuführen.“ Die Politiker waren sich einig, dass der Beitritt zur Marketinggesellschaft des Nachbarkreises der beste Weg sei. Genauso unumstritten ist, jährlich 120.000 Euro für diese Aufgabe auszugeben. Hinzu kommen jetzt einmalig 10.000 Euro für den Kauf von zehn Prozent Anteilen an der GmbH.

Dehoga-Chef Axel Strehl sieht noch viel Potenzial für Stormarn

Damit erhöht der Kreis seinen finanziellen Einsatz deutlich. Rund 40.000 Euro zahlte Stormarn in den Vorjahren für das 2011 gestartete Tourismusmanagement Stormarn (TMS). Mit knapp 40.000 Euro jährlich förderte die EU das von Vornherein bis Ende 2013 befristete Projekt. Schwerpunkte waren der neue Internetauftritt www.tourismus-stormarn.de, Broschüren und Karten (zum Beispiel für Radtouren) sowie Auftritte bei Messen und Veranstaltungen. „Das neue Konzept stellt sicher, dass die Marke Stormarn weiter lebendig gestaltet wird“, sagt Detlev Hinselmann. Ein Beirat – mit Vertretern der vier größten Fraktionen, der Kreisverwaltung, der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), der Sparkassen-Kulturstiftung und der Aktivregionen – soll gewährleisten, dass Stormarner Interessen gebührend berücksichtigt werden. Landrat Klaus Plöger sitzt zudem in der Gesellschafterversammlung und dem Aufsichtsrat der HLMS.

Stormarns Dehoga-Chef Axel Strehl sagt: „Wir wollen uns gern einbringen.“ Der Kreis habe sein Potenzial in Sachen Gastronomie und Hotellerie noch nicht ausgeschöpft. „Aufgabe des Tourismusmanagers wird es unter anderem sein, Pakete für Kreuzfahrer zu schnüren, die in Stormarn zum Beispiel den Besuch einer kulturellen Veranstaltung mit einer ganz bestimmten Lokalität kombinieren wollen.“ So etwas gebe es noch nicht, sagt Strehl, er wisse jedoch von Anfragen .

Vertraglich wird außerdem festgelegt, dass der neue Tourismusmanager ein Büro in Ahrensburg oder Bad Oldesloe bekommt. Den Job hatte zuletzt die von der Insel Föhr stammende Fachfrau Anja Schütz inne. Sie war für die Neumünsteraner Agentur Markt + Trend tätig, die den Tourismusbereich im Auftrag des Kreises zum Leben erweckte. „Vorher war unser Kreis in dieser Beziehung ja ein weißer Fleck auf der Landkarte“, sagt Detlev Hinselmann.

Dass mit dem neuen Konzept jetzt eine unbefristete Stelle geschaffen wird, ist für Oliver Deutsch, Direktor des Park Hotels Ahrensburg, überfällig. Er sagt: „Wir sind zu spät dran. Die Installierung eines Tourismusmanagers im nun angedachten Rahmen wurde bereits vor 14 Jahren besprochen.“ Stormarn habe sehr viel zu bieten, es aber nie verstanden, sich im Bereich Tourismus an Hamburg anzugliedern. „Ich hoffe, dass wir künftig vom Kuchen der Hansestadt etwas mehr abbekommen.“

Zahl der Übernachtungen im Kreis steigt 2013 um 7,8 Prozent

Die Zahlen im Kreis haben sich dennoch sehr positiv entwickelt. 2013 kamen rund 190.000 Gäste nach Stormarn. Das ist ein Plus von 7,5Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. In Schleswig-Holstein stieg die Zahl im selben Zeitraum nur um 2,7 Prozent. Bei den Übernachtungen meldete Stormarn sogar einen Zuwachs um 7,8 Prozent auf gut 368.000. Im Schnitt blieb jeder Gast 1,9 Tage. In die Bilanz des Statistikamts Nord fließen alle Herbergen mit mindestens zehn Betten ein. Besonders deutlich war der Anstieg in Ahrensburg. Dort meldeten die Hotels und Pensionen ein Plus von 14,8 Prozent auf rund 34.300 Gäste. Kreisweiter Spitzenreiter bleibt Bad Oldesloe mit 35.000 Ankünften – plus 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Reinbek zählte 18.700 Gäste (plus 1,6 Prozent), Lütjensee 13.600 (plus 0,4 Prozent).

Das Park Hotel Ahrensburg mit seinen 109 Zimmern verzeichnete im touristischen Bereich ein Plus von drei Prozent, bei den Geschäftsreisenden legte das Vier-Sterne-Haus um fünf Prozent zu. Die Auslastung beziffert Deutsch mit 63 Prozent.

Mit einer Auslastungsquote von 76Prozent steht das Waldhaus Reinbek noch besser da. Direktor Moritz Kurzmann: „Wir hatten im vergangenen Jahr 13.600 Übernachtungen und damit um fünf Prozent zugelegt.“ Einen überproportionalen Anstieg verzeichnete das Fünf-Sterne-Hotel vor allem bei Geschäftsreisenden aus Spanien und Russland. Von dem neuen Tourismusmanager erhofft sich der Reinbeker Hotel-Direktor vor allem eines: „Er wird Stormarns Alleinstellungsmerkmale in Kombination mit Hamburg herausstellen müssen.“

Laut Deutsch würden von der Arbeit eines Tourismusmanagers auch kleinere Hotels und Pensionen in Stormarn profitieren. Womöglich auch das Hotel Papendoor in Bargteheide mit seinen 25 Zimmern, das aktuell zu 70Prozent ausgelastet ist. Direktorin Sabine Buck: „Die Tendenz ist seit eineinhalb Jahren konstant steigend.“

Die endgültige Entscheidung über den Beitritt Stormarns zur HLMS fällt der Kreistag. Dessen nächste Sitzung beginnt am Freitag, 28. März, um 16 Uhr in Bad Oldesloe (Mommsenstraße 13).