Es sind zwar nur zwei kleine, gravierte Messingplatten, die in das Pflaster der Stadt Reinfeld gesetzt werden, doch die Wirkung der Aktion ist groß.

Die beiden Stolpersteine, die der durch seine Erinnerungsaktion international bekannte Künstler Gunter Demnig für Carl Harz (1860–1943) und Richard Minkwitz (1886–1933) verlegt, erinnern an zwei Reinfelder Bürger, die Opfer des nationalsozialistischen Terrors wurden.

Es sind die ersten Stolpersteine in der Stadt – und das hat Signalwirkung. Denn es ist noch keine zehn Jahre her, dass junge Männer in Reinfeld rechte Parolen verbreiteten („Reinfeld gehört uns“) und sich als Schläger Respekt verschaffen wollten. Das war schlecht für die innere Sicherheit, aber auch für das Image der Stadt. Reinfelder Bürger waren alarmiert. Und sie handelten, indem sie sich von Fachleuten über die Neonazi-Szene in Schleswig-Holstein informieren ließen und danach einen Kriminalpräventiven Rat gründeten, der mit immer neuen Aktionen zeigen will, dass Reinfeld ganz anders ist.

Dabei geht es nicht um kurzfristigen Aktionismus gegen rechts, sondern auch um Information, die nachhaltig wirken soll. Zum 80. Jahrestag des sogenannten Ermächtigungsgesetzes, das Hitlers Terrorstaat den Weg bereitete, rief der Rat 2013 ein Nachdenkjahr aus mit Veranstaltungen zur Zwangsarbeit in Reinfeld, zur „entarteten Musik“, zu Flüchtlingen und Asyl. Zur aktiven Aufkärung gehört es auch, Schüler durch Projektarbeiten selbst Erfahrungen machen zu lassen. So wie jetzt bei den Stolpersteinen, die durch ein beispielhaftes Zusammenspiel von Politik, Bürgern, Lehrern und Schülern ermöglicht wurden und historisches Bewusstsein schaffen, das bis in die Gegenwart wirkt. Ein gutes Signal, nicht nur für Reinfeld.