Tritt ein Pflegefall in der Familie ein, sind die Angehörigen nicht nur psychisch, sondern auch physisch besonders gefordert.

Viele wollen ihre nächsten Angehörigen wie Vater oder Mutter gern zu Hause pflegen, ob nun wie früher meist aus religiösen Gründen, aus Zuneigung oder weil sie ihnen viel zu verdanken haben. Schön, dass ihnen nun die AOK dafür kostenlose Trainings anbietet.

Der Bedarf dafür ist aber nicht nur aufgrund des demografischen Wandels gestiegen, sondern auch, weil die stationäre Behandlung der Patienten im Zuge der Einführung vorgegebener Liegezeiten für bestimmte Krankheiten kürzer geworden ist. Weil die Krankenhäuser also sparen, aus welchen Gründen auch immer.

Viel Pflege und notwendige Betreuung wird somit in die Familie abgeschoben. Angehörige haben dadurch nicht nur weniger Freizeit, in der sie sich erholen können. Nicht selten zahlen sie dafür auch, indem ihr Berufsleben eingeschränkt wird. Dafür müssen dann nicht so viel zusätzliche Betreuungseinrichtungen gebaut werden, es kann also mehr im Gesundheitswesen gespart werden.

So gut und richtig das von der AOK finanzierte Projekt ist, das auch tatsächlich Angehörigen wie pflegebedürftigen Menschen hilft: Es läuft Gefahr, eine gesellschaftliche Tendenz zu verstärken, bei der einige wirtschaftlichen Nutzen zum Nachteil vieler anderer ziehen, deren Notlage sie zuvor auch noch verschärft haben. Auch in diesem Punkt ist der Gesetzgeber gefragt, für finanziellen Ausgleich zu sorgen.