Standinhaber mit Lkw zahlen bis zu 2000 Euro mehr im Jahr. Auch CDU befürchtet, dass höhere Gebühren abschrecken

Glinde. Die Gebührenerhöhung, die die Glinder Stadtvertretung jetzt beschlossen hat, ist auf den ersten Blick moderat ausgefallen. Die Händler auf dem mittwochs und sonnabends stattfindenden Wochenmarkt sollen von Anfang März an 1,34 statt 1,26 Euro für jeden Quadratmeter Stellfläche zahlen, den sie nutzen.

Doch stärker als die acht Cent mehr trifft einige Marktbeschicker eine zusätzliche Veränderung: Bisher mussten für Fahrzeuge, von denen aus nicht verkauft wird, pauschal nur zehn Euro gezahlt werden. Die neue Satzung sieht vor, dass auch diese Fahrzeuge nach Quadratmetern berechnet werden. Das kann für die Händler mit ausladenden Ständen, die für den Transport große Lkw nutzen müssen, allein für das Fahrzeug Mehrkosten von etwa 17 Euro pro Markttag bedeuten. Über das Jahr gesehen würde der Besuch des Marktes sie annähernd 2000 Euro mehr kosten.

Dieter Deißelberg, der flächenintensiv mit Obst, Gemüse und Blumen handelt, ist einer von denen, die von der Neuregelung besonders betroffen sind. Auf die Frage, wie er die zusätzlichen Kosten ausgleichen will, antwortet er sarkastisch: „Das wird schwierig. Über Preiserhöhungen geht es jedenfalls nicht. Vielleicht fahren wir nicht mehr in den Urlaub.“

Deißelberg kommt aus Hamburg-Ochsenwerder. Er ist seit fast 40 Jahren regelmäßig auf dem Glinder Markt – im Jahr 2013 an 100 Tagen – und fühlt sich jetzt ungerecht behandelt. „Es sind neben uns vier weitere Händler, die von der Satzungsänderung besonders getroffen werden. Hauptsächlich wir fünf würden die Unterdeckung ausgleichen, die von der Verwaltung in Glinde errechnet wurde.“

Die Verwaltung ist dazu verpflichtet, den Kostendeckungsgrad mindestens alle drei Jahre zu überprüfen. Zuletzt waren die Standgebühren im Oktober 2011 erhöht worden. 2013 soll die Unterdeckung 20.000 Euro betragen haben. Allein 7000 Euro dieses Fehlbetrags kamen durch eine Einnahmedifferenz gegenüber dem Vorjahr zustande. Sie erklärt sich damit, dass weniger Händler den Glinder Markt regelmäßig besuchen. Waren es vor zwei Jahren regelmäßig noch 43 Händler auf der 1565-Quadratmeter-Fläche, sind es inzwischen nur noch 38. Die Marktbeschicker befürchten, dass die Gebührenerhöhung weitere Händler vertreibt.

Bürgermeister Rainhard Zug ist sich des Problems bewusst. „Ein Markt ist ein fragiles System. Er braucht Fülle und Vielfalt. Deshalb sind auch wir bestrebt, den Mix des Angebots zu befördern“, sagt er. Ein Anreiz könnte die „Probezeit“ sein. Neue Händler dürfen als Schnupperangebot drei Monate lang zu Sonderkonditionen ausprobieren, ob es sich für sie lohnt, regelmäßig auf dem Glinder Markt zu stehen. Die Kriterien legt der Bürgermeister fest. Rainhard Zug will das in Abstimmung mit den Marktobleuten präzisieren.

Neu ist auch, dass saisonale Anbieter künftig höhere Standmieten zahlen sollen. „Das ist nur fair gegenüber den anderen, die 100 Tage im Jahr bei jedem Wetter hier stehen“, sagt der Bürgermeister. Sein Vorschlag, den Markt zu privatisieren und von den Händlern selbst organisieren zu lassen, fand dagegen keine Zustimmung. Zug: „Wenn die Händler sich einig wären und sich trauen würden, könnten sie das Ganze wirtschaftlicher als wir betreiben.“

Die CDU-Fraktion hat geschlossen gegen die neue Satzung gestimmt. „Wir machen uns Sorgen um den Markt, der für Glinde sehr wichtig ist. Wenn wegen der Gebührenerhöhungen weitere Beschicker wegbleiben, leidet die Attraktivität. Wir haben schon jetzt zu viele Lücken“, sagt der Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann. Er hält die Kostenberechnung für „nicht angemessen“. Insbesondere die 50-prozentige Beteiligung der Händler an den Abschreibungen für die etwa 1,2 Millionen teure Sanierung des Marktareals vor vier Jahren kommt ihm zu hoch vor: „Wir halten 30 Prozent für ausreichend.“ Neumann warnt vor einer Abwärtsspirale: Wenn weniger Händler kämen, würde neue Unterdeckung entstehen, die nach der bisherigen Handlungslogik wieder auf die Händler abgewälzt werden müsste.

Markthändler Jürgen Borowski klagt: „Leider gibt es zu wenig Zusammenarbeit, um den Markt hier wieder richtig flottzumachen.“