Ab sofort wird wieder gebaut – wie in jedem Sommer. Und auf lange Sicht dürfte sich daran nicht viel ändern

Ahrensburg/Lübeck. Urlauber aus ganz Europa brauchen hierzulande gute Nerven. Ob sie nun Rheinländer auf dem Weg in die Ostseebäder, Skandinavier mit Ziel Italien oder schwedenaffine Holländer sind: Stormarn kennen sie alle. Das ist nämlich dort, wo sie jeden Sommer garantiert im Stau stehen. Weil jeden Sommer an der Autobahn 1 gebaut wird. Und mit ihnen leiden die Einheimischen, wenn ebenso regelmäßig vermeintliche Schleichwege, etwa die Bundesstraße 75, verstopft sind. Das ist seit Jahren so, das wird auch 2014 wieder so sein. Und: Daran wird sich auch in den kommenden Jahren kaum etwas ändern. Zwar verschiebt sich der Engpass auf lange Sicht weiter nach Norden. Die A 1 aber, sie bleibt auf lange Sicht ein Sanierungsfall.

Das sagt, obgleich mit anderen Worten, der Chef des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck, Jens Sommerburg. Er hat schon eine Planung für die Zeit nach dem Jahr 2014 in der Schublade. Was das kommende Jahr angeht, ist sie sogar schon sehr konkret. „Dann werden wir den Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Lübeck-Zentrum und dem Autobahnkreuz Lübeck bei Hamberge von Grund auf sanieren, und zwar die drei Spuren in Fahrtrichtung Hamburg.“ 5,5 Kilometer ist das Teilstück lang. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) hat die Kosten unlängst mit sieben Millionen Euro beziffert. 2015 beginnt der Stau, aus Hamburger Perspektive gesehen, also erst bei Hamberge.

In den Jahren nach 2015 geht es noch ein bisschen weiter nördlich los. Sommerburg: „Wir arbeiten aktuell an einer Erhaltungsstrategie für die A 1 zwischen Sereetz und Neustadt.“ Das sind ungefähr 22 Kilometer. „So unangenehm es auch ist: Es muss sein“, sagt der LBV-Chef. Auch in den Jahren ab 2016 droht also Baustellenstress. Sommerburg hält es aber für wahrscheinlich, dass sich die Staus in Grenzen halten: Die A 1 ist nördlich von Lübeck nur zweispurig je Fahrtrichtung. „Wir müssen den Verkehr vor den Baustellen also nicht von drei auf zwei Fahrspuren zusammenführen. Das Einfädeln ist ja der häufigste Grund für Staus.“

Während all das aber noch Zukunftsmusik ist, steht die Urlaubs- und Stausaison 2014 unmittelbar bevor. Bis zum Wintereinbruch wird der 6,5 Kilometer lange Abschnitt zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld saniert, und zwar zunächst in Fahrtrichtung Hamburg, direkt im Anschluss daran auf der Gegenfahrbahn. An diesem Wochenende geht es los. Zunächst steht die sogenannte Verkehrssicherung an. Das heißt: Schilder werden aufgestellt, provisorische gelbe Fahrbahnmarkierungen aufgebracht, der Verkehr nach Hamburg wird auf die Gegenfahrbahn umgeleitet. In gut zwei Wochen soll dann die eigentliche Sanierung beginnen.

Besonders ärgerlich daran: Exakt diese Baustelle gab es vor einem Jahr schon mal, sie bestand die gesamte Reisesaison über, ohne dass auch nur der kleinste Fortschritt erzielt worden wäre. Wie berichtet, hatte das beauftragte Unternehmen Alpine Bau Insolvenz angemeldet. Die Baustelle wurde schließlich zurückgebaut, pünktlich zum Ende der Herbstferien war das bewerkstelligt. Verkehrsminister Meyer sagt dazu, er bedauere die Verzögerung und danke allen Autofahrern für ihre monatelange Geduld.

Das einzig Gute an der pleitebedingten Verzögerung im vergangenen Jahr: Die Arbeiten wurden eingestellt, ehe sie eigentlich begonnen hatten. Der alte Fahrbahnbelag war also noch erhalten – ein Umstand, der den Rückbau der Baustelle erlaubte. Das war in der Vergangenheit auch schon mal anders. Der südlich angrenzende Abschnitt bei Bad Oldesloe war von Frühjahr 2010 bis Herbst 2011 durchgängig Baustelle, weil die damals beauftragte Firma Reinhold Meister einen Beton gegossen hatte, der in den Augen der Straßenbauverwaltung zu weich war.

Der Fahrbahnbelag durfte einen ganzen Winter lang nicht genutzt werden und wurde im folgenden Frühjahr wieder aufgebrochen. Es war derselbe Winter, indem infolge einer frühen Kälteperiode auch die Sanierung zwischen Ahrensburg und Bargteheide ruhte und erst mit erheblicher Verspätung abgeschlossen werden konnte.

Nun versucht sich die Bochumer Firma BETAM Infrastructure GmbH an dem 23-Millionen-Euro-Projekt. Nach den ganzen Pannen der Vorjahre müsste statistisch gesehen diesmal alles planmäßig ablaufen. Jens Sommerburg mit Blick auf die zurückliegenden Ereignisse: „Auf solche Sachen haben wir leider null Einfluss. Vor einer Insolvenz ist man niemals gefeit.“