330 Plätze für Autos und 400 für Fahrräder geplant. Als Erstes wird der Bahnhofsvorplatz umgebaut

Bargteheide. Die Parkplatznot am Bargteheider Bahnhof ist ein „Megathema“. So beschreibt es Bürgermeister Henning Görtz. So sehen es aber auch die Kommunalpolitiker, die genervten Bürger und die verärgerten Kaufleute, die um Kunden fürchten. Angesichts der ständig wachsenden Einwohnerzahl, der zunehmenden Pendlerströme und des drohenden Verlustes von Stellflächen durch den Bau eines neuen S-4-Gleises besteht für alle dringender Handlungsbedarf. Nun will das Rathaus mit einem städtebaulichen Konzept an die Sache herangehen, um dem Problem nicht länger hinterherzulaufen. Kernstück der Pläne: Aus den 216 Park-and-ride-Plätzen rund um den Bahnhof sollen rund 550 werden. Ein Zuwachs von 150 Prozent.

Möglich wäre das mit der ebenerdigen Erweiterung der Parkflächen und vor allem mit dem Bau eines Parkdecks östlich der Bahn. Es gibt erste Entwürfe. Am 13.März will der Planungs- und Verkehrsausschuss die Beratungen aufnehmen. Bauamtsleiter Jürgen Engfer: „Ein Lärmschutzgutachten ist bereits in Auftrag gegeben worden, zumal dort auch weitere Wohnbebauung geplant ist.“ Der Gutachter wird erste Ergebnisse vorstellen. Ein Ingenieur, der Parkdecks für mehrere Hamburger S- und U-Bahnhöfe geplant hat, wird ebenfalls zur Ausschusssitzung kommen und verschiedene Varianten vorstellen.

Mit mehr Park-and-ride-Plätzen allein ist es allerdings nicht getan. An der Bahnhofstraße will die Stadt die Stellflächen für Kurzzeitparker erhöhen – von jetzt 45 auf 65. Die Pläne hierfür sind schon konkreter. Der Aufstellungsbeschluss für die Änderung des Bebauungsplans und damit für die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes wurde bereits gefasst. Das Votum der Kommunalpolitiker war einstimmig.

Die zusätzlichen Kurzzeitparkplätze sollen dort entstehen, wo jetzt noch Wasser plätschert. Bauamtsleiter Engfer: „Keine Angst, das ist kein Biotop, sondern eine abwassertechnische Einrichtung.“ Hier fließe das Regenwasser hinein, das wegen der versiegelten Flächen rundherum nicht im Boden versickern könne. Der Rathausmitarbeiter geht auf eine kleine Brücke und zeigt über das Geländer auf den kleinen Teich, der im hinteren Bereich des Bahnhofsvorplatzes liegt. Erst sollen Rohrer gelegt und dann soll die Fläche zugeschüttet werden.

Verschwinden soll möglichst auch der Pavillon. So könnten weitere zehn bis 15 Kurzzeitparkplätze auf dem Bahnhofsvorplatz entstehen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Das Gebäude ist in privaten Händen. „Wir haben mit dem Eigentümer noch nicht gesprochen“, sagt der Bauamtsleiter. Die Stadt hat jedoch vorgesorgt. Im geänderten Bebauungsplan soll die Pavillon-Fläche als öffentliche Verkehrsfläche ausgewiesen werden. Engfer: „Das sichert uns das Vorkaufsrecht.“

Die dritte Säule des neuen Parkplatzkonzeptes: der Bau eines Radhauses. Und auch hier will die Stadt nicht kleckern, sondern klotzen und einen großen Schritt in der Verkehrsplanung vorankommen. So soll in dem neuen Gebäude möglichst Platz für 400 Räder geschaffen werden. Rathausmitarbeiter Thomas Degenhardt: „Wir haben die Stellflächen in den vergangenen Jahren zwar ständig erweitert, aber es reicht immer noch nicht.“ 405 Bike-and-ride-Plätze rund um den Bahnhof hält Bargteheide für Radler zurzeit vor. „Aber in Spitzenzeiten kommen 500 Radfahrer“, sagt Degenhardt, der die Rad-AG der Stadt leitet und die Entwicklung genau verfolgt hat. „Wenn wir ein Radhaus bauen, dann sollte genug Reserve drin sein“, sagt Degenhardt.

Wie viel Geld die Stadt für das gesamte Projekt ausgeben muss, ist noch völlig unklar. Bauamtsleiter Engfer: „Der Umbau des Bahnhofsvorplatzes könnte rund 100.000 Euro kosten.“ Würden in einem Abwasch auch gleich die schmalen Parkbuchten für die Busse verbreitert und müsste dafür die Straße verschwenkt werden, kämen weitere 100.000 Euro dazu. Dafür könnte es allerdings einen Zuschuss geben.

Das Land fördert Projekte für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit bis zu 75 Prozent. Aber auch ohne die maximale Förderung will Bargteheide das Projekt verwirklichen. Erstens sprengten die Kosten nicht den Rahmen. Und zweitens sei die Ausgabe absolut notwendig. Bauamtsleiter Enfer: „Bargteheide und die Gemeinden des Amtes Bargteheide-Land wachsen stark.“ Dafür müssten die Voraussetzungen geschaffen werden. „Und das ist unsere Aufgabe.“

Der Bürgermeister stimmt zu. „Das Problem zieht schon konzentrische Kreise“, sagt Görtz. Selbst die Theodor-Storm-Straße und die Baumschulenstraße seien dauerhaft zugeparkt. Die Autos dürfen dort abgestellt werden. „Aber natürlich sind die Kaufleute sauer, weil ihre Kunden keinen Platz bekommen“, sagt der Bürgermeister. Würden mehr Kurzeitparkplätze geschaffen, könnte das zu Lasten der Radfahrer gehen. Wo soll das Radhaus hin? Görtz: „Wir haben eine enorme Flächenkonkurrenz. Deswegen brauchen wir ein ausgereiftes Konzept.“ Geld scheint da zu sein: Im Investitionsplan 2014 bis 2017 sind 1,9Millionen für den Bahnhofsbereich eingeplant.