In Reinbek und Großhansdorf gibt es einen Aufnahmestopp für Katzen. Tierschützer fordern Kastrationspflicht

Reinbek. Tierschützer im Kreis Stormarn schlagen Alarm: Sie können derzeit in den Heimen keine Katzen mehr aufnehmen. In Reinbek und Großhansdorf gibt es einen Aufnahmestopp. Besorgniserregend für Karen Schönbrodt aus Reinbek ist, dass es sich dabei nicht um eine Ausnahmesituation handelt. „Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Reinbeker Tierheims „Einhorn“. „Normalerweise sind die Heime nur in den Ferien überfüllt, das ist aber schon lange nicht mehr so“, sagt die 52-Jährige. „Und dieser Zustand hat sich all die Jahre zuvor angebahnt.“ 71 Katzen betreut sie derzeit mit ihren Kollegen, Platz gibt es aber nur für 50 Tiere in dem Heim am Senefelder Ring.

„Wir können jetzt nur noch Notfälle aufnehmen und hoffen, dass unsere Katzen schnell vermittelt werden“, sagt Schönbrodt. Etwa fünf Anrufer melden sich wöchentlich in dem Tierheim und möchten ihre Katze abgeben. „Diese Menschen können wir dann nur vertrösten und sagen, dass es derzeit nicht möglich ist“, sagt Schönbrodt. Was mit den Tieren dann passiert, weiß sie nicht. Nur Fundtiere aus Reinbek nimmt die Tierschützerin derzeit in dem Heim auf. Dazu ist das Tierheim vertraglich verpflichtet. Doch Schönbrodt und ihre Kollegen stoßen an ihre Grenzen. „Den fünf Anrufern, die eine Katze abgeben möchten, stehen zwei gegenüber, die eine haben möchten“, schätzt Schönbrodt und betont: „Aber nicht jeder Interessent bekommt ein Tier.“ Sie prüften, ob die Familie und das Tier zusammenpassen. „Beispielsweise können wir nicht Freigänger als Wohnungskatzen vermitteln.“ Auch müsse geklärt werden, ob sich die Katzen etwa mit Kindern vertragen.

In Großhansdorf zeigt sich ein ähnliches Bild. Die 20 Zwinger für Katzen sind voll. Wer seinen Vierbeiner dort abgeben möchte, wird ebenfalls vertröstet. Weil die Mitarbeiter jedoch die Befürchtung haben, dass diese Tier dann ausgesetzt werden könnten, versuchen sie, andere Lösungen zu finden. Monika Ehlers vom Großhansdorfer Tierheim: „Zum Beispiel hatten wir vor Kurzem eine Anruferin, die ihre Katzen abgeben wollte, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hat und in eine kleinere Wohnung ziehen musste.“ Die Katzen könnten dort nicht mehr aus der Wohnung raus, was für die Tiere eine Qual sei. Zwar kann Ehlers diese Katzen im Tierheim nicht aufnehmen, dennoch werden sie in die Vermittlung aufgenommen und auf der Internetseite des Tierheims angeboten. Ein neuer Besitzer würde sie dann beim alten abholen.

Ob dieses Vorgehen jedoch auf Dauer Entlastung bringen wird, ist fraglich. Deswegen fordern sowohl Ehlers als auch Schönbrodt eine Kastrationspflicht. Nur so könne die Zahl der Katzen, die in Tierheimen landen, deutlich verringert werden. Denn naturgemäß vermehren sich freilaufende Katzen. Finden die Besitzer dann keinen Abnehmer, kommen die Kätzchen oft ins Heim. Karen Schönbrodt schätzt, dass aus einem wild lebenden Katzenpaar durch Vermehrung binnen fünf Jahren 12.000 Tiere werden können.

Auch appellieren die Tierschützer an die Verantwortung der Menschen. „Ich habe immer öfter das Gefühl, dass Tiere nur noch eine Ware sind“, sagt Karen Schönbrodt und weist auf Internetplattformen hin, auf denen die Jungtiere verkauft werden. „Jeder, der eine kleine Katze haben möchte, kann sie sich bei Ebay bestellen“, sagt sie.

Eine Prüfung, ob die Katze gut aufgehoben ist, gibt es dann nicht. „Wir würden beispielsweise niemals einer 70-Jährigen ein Jungtier vermitteln, das bis zu 20 Jahre alt werden kann“, sagt Schönbrodt. Sie erlebt immer wieder, dass ältere Menschen ihre Tiere abgeben müssen, weil sie sich selbst nicht mehr um sie kümmern können oder weil sie in ein Altersheim gehen und die Katze nicht mitnehmen dürfen. „Diese Tiere sind dann schon zehn bis 15 Jahre alt und nur schwer zu vermitteln“, sagt Schönbrodt.

Neben der Kastrationspflicht sollten die Tiere laut Schönbrodt auch einen Chip bekommen. „Dann könnten wir nachvollziehen, wem das Tier gehört“, so Schönbrodt. Denn einige wollen sich die Tierheimgebühren sparen und setzen die Katze einfach aus. Außerdem können Halter so ihre Tiere auch wiederbekommen. „Denn für viele ist das Tier zum Glück noch ein Familienmitglied und keine Ware.“