Politiker und Bürger sehen sogenannten „Bio-Schlecker“ als Konkurrenz für bestehende Läden kritisch

Bad Oldesloe. Der neue Bioladen Denn’s hat noch nicht einmal eine Filiale auf dem ehemaligen Postgelände an der Lübecker Straße eingerichtet, da regt sich bereits Widerstand gegen die Supermarktkette. Initiator dessen ist Wolfgang Bartolain. Er ruft die Oldesloer per E-Mail dazu auf, sich gegen Denn’s zu wehren. „Ich will die Bürger dazu bewegen, sich zu äußern und ihre Meinung zu sagen.“ Das Unternehmen sei für seine schlechten Arbeitsbedingungen bekannt. Bartolain beklagt zudem die „aggressive Expansionspolitik und das fragwürdige Finanzierungskonzept von Denn’s“. Die Bürger hätten die Pflicht, sich an Entscheidungen zu beteiligen.

Es habe gar nicht lange gedauert, bis es die ersten Reaktionen gab. „Einige wollen Unterschriften sammeln, andere haben sogar eine Petition vorgeschlagen.“ Doch der Oldesloer sieht sich nicht als Mittelpunkt in der Geschichte. Er wolle nur die Aufmerksamkeit auf das Problem lenken. „Im schlimmsten Fall“, so Bartolain, „zieht sich das Unternehmen nach einiger Zeit wieder zurück, und die beiden inhabergeführten Bioläden gibt es auch nicht mehr“.

Dagmar Danke-Bayer von den Grünen sieht die Angelegenheit differenzierter. „Wir sehen die Kette sehr kritisch und befürchten, dass sie eine Gefahr darstellen könnte.“ Eine Belebung der Innenstadt sei erwünscht, auch gegen einen Bioladen hätten die Grünen nichts einzuwenden. Nur das Image von Denn’s als „Bio-Schlecker“ bereite ihnen Sorgen. „Die Filialen scheinen sich nicht zu rechnen. Denn’s scheint mit unlauteren Mitteln zu arbeiten und ein ähnliches Prinzip wie die Drogeriekette Schlecker zu verfolgen“, sagt Danke-Bayer. Das Gefährliche sei, dass Denn’s anderen Läden erst die Kunde nehmen und dann selbst schließen könnte. Da die Ladenfläche aber einem Privatinvestor gehöre, könne die Politik an dieser Stelle nur wenige Vorschriften machen.

Die Stadtverordnete gibt zu bedenken, dass jeder, der ein Geschäft eröffnet, mit Konkurrenz leben und rechnen müsse. „Es tut mir zwar leid um die kleinen Betrieben, wenn die unter einem neuen, größeren leiden, aber Konkurrenz kann ja nicht verhindert werden.“

Maria Herrmann, Fraktionsvorsitzende der SPD und Vorsitzende des Bau- und Planungsausschusses, hat ihre eigene Meinung zu der Biomarktkette. „Ich persönlich sehe die Sache ebenfalls kritisch.“ Die Auswirkungen auf die Innenstadt müssten hinterfragt werden. Einerseits belebe ein weiteres Geschäft die City. Andererseits könnten Kunden den schon bestehenden Läden fern bleiben. Entscheidend sei das Sortiment, das in dem neuen Laden dann angeboten werde.

Auch hier sieht Bartolain die Gefahr für die bestehenden Läden. Der Bioladen und das Reformhaus hätten sich in der Vergangenheit gut entwickelt und stellen für den Oldesloer eine schützenswerte Struktur dar. Die Läden seien ein fester Bestandteil in Bad Oldesloe. Außerdem gebe es mit einen dm-Markt sowie Budnikowsky schon genügend Geschäfte, die ebenfalls Bioprodukte anbieten. Die Kaufkraft sei in der Innenstadt damit erschöpft, sagt Bartolain. „Ich werde Denn’s daher nicht willkommen heißen und mich für meine Sache einsetzen.“ Bartolain will dafür auf der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Montag, 10. Februar, das Wort ergreifen.

Dem CDU-Fraktionsvorsitzende Horst Möller geht Bartolains Aktion viel zu weit. „Er führt einen Kampf gegen Denn’s. Aber darum geht es nicht.“ Das habe nichts damit zu tun, ob ein Bioladen dort sinnvoll ist. Das Unternehmen dürfe nicht einfach so in Verruf gebracht werden. Die Angelegenheit müsse sachlich betrachtet werden, sagt Möller. Es gebe Experten, die darüber befinden, was gut und richtig sei. Deren Einschätzung sei die entscheidende.

Der Christdemokrat hofft, dass im Bau- und Planungsausschuss dann alle noch offenen Fragen geklärt werden. Erst danach werde sich zeigen, wie weit die Stadt eingreifen kann. „Ich fürchte aber, dass die Verträge schon abgeschlossen sind und alles feststeht“, sagt er. Schließlich sei die Nachricht über einen Bioladen an der Lübecker Straße nicht neu. Unabhängig von politischen Gesichtspunkten kann Möller die Kritik an einem weiteren Bioladen verstehen. Die persönliche Meinung dürfe aber bei politischen Prozessen keine Rolle spielen. Auch wenn er das Ganze durchaus kritisch sieht, könne er nicht willkürlich Gesetze umstoßen.

Die Ausschussvorsitzende Herrmann sieht es genauso. Die Frage sei, inwieweit die Politik eingreifen könne und welche Stellschrauben zur Verfügung stünden. Laut Bebauungsplan für das Gelände an der Lübecker Straße sollen mehrere Einzelhändler in das Gebäude einziehen. Am Montag im Ausschuss soll das beschlossen werden. Herrmann: „Wenn aber sogar das Innenministerium in einer Stellungsnahme die Stadt in die Verantwortung nimmt, scheint es eine Einflussmöglichkeit für uns zu geben.“

Bei Denn’s selbst wollte sich niemand zur geplanten Filiale oder den Vorwürfen äußern.